Ein Mekka: 800 Taschen gibt es in der Kaiserpfalz zu sehen

22.8.2014, 06:00 Uhr
Ein Mekka: 800 Taschen gibt es in der Kaiserpfalz zu sehen

© Fotos: Alexander Hitschfel

Ein Mekka: 800 Taschen gibt es in der Kaiserpfalz zu sehen

Wenn man über Ingrid Buresch provokativ behauptet, dass sie einen „Handtaschen-Tick“ habe, dann ist diese Aussage für die Bambergerin nicht negativ besetzt. Sie deutet sie im positiven Sinn. „Es stimmt ja auch“, sagt sie. Ihre Privatsammlung zählt inzwischen rund 2000 Handtaschen. Seit nunmehr drei Jahrzehnten ist sie leidenschaftliche Sammlerin von Taschen.

Über die Jahre hinweg hat sie ihr Wissen um und über die Tasche, die als Gebrauchsgegenstand, Luxusartikel und Statussymbol zugleich gilt, sukzessive erweitert. „Die Sammelleidenschaft entstand aus der Freude an verschiedenen Techniken, Materialien und Formen, in denen es Taschen gibt“, erzählt Buresch.

Ausgesucht aus gutem Grund

Die Faszination kam bei ihr auf, als sie einst versuchte, eine Petit-Point-Tasche selbst herzustellen. Seitdem haben die Taschen sie fest im Griff und nicht mehr losgelassen, aus Hochachtung für das Accessoire wurde Begeisterung.

Buresch entführt die Ausstellungsbesucher in die Welt der Taschen. Insgesamt rund 800 Exponate aus zwei Jahrhunderten sind bis Ende Oktober in der Kaiserpfalz zu sehen. Wer die Ausstellung besucht, der wird schnell merken, dass jedes Exponat einzigartig, alle ihre ganz persönliche Geschichte erzählen und alle einen festen Platz in der Entwicklung der Taschengeschichte haben.

Buresch kennt die Geschichte jedes einzelnen Exemplar – angefangen vom Minitäschchen über den Fränkischen Trachtenkorb, über Designertaschen, bis hin zur großen Reisetasche. Die älteste ausgestellte Tasche ist rund 200 Jahre alt. Jedes Ausstellungsstück ist aus guten Gründen gewählt, steht für eine bestimmte Zeit, ein bestimmtes Material, aber auch für ein bestimmtes Innenleben.

60 000 Perlen an der Hand

Unter den mehreren Hunderten verschiedener Taschen sind einige ganz besondere Exemplare dabei, die das Herz einer jeden Taschenliebhaberin garantiert höher schlagen lassen. So sind beispielsweise Perlentaschen mit bis zu 60 000 Perlen pro Tasche – aufwändig von Hand bestickt – zu sehen.

Die Blicke oder auch ein besonderes Interesse ziehen auch die kostbaren „Petit-Point-Taschen“ auf sich, die mit bis zu 400 Stichen je Quadratzentimeter gefertigt wurden. Die Handtasche zählt zu den ältesten Accessoires und wurde aus allen denkbaren Materialien hergestellt. Diese Vielfalt ist auch in der Ausstellung in der Kaiserpfalz zu sehen. Alle möglichen Naturprodukte wie Leder, Samt, Seide, Fell und Metall; sogar Holz und Stroh wurden zu Taschen verarbeitet.

Allein die Verwendung verschiedener Tierleder, angefangen vom Straußen-, über Krokodil-, bis hin zu Kamel- oder Büttelleder zeigt eindrucksvoll, wie breit gefächert dieses Thema besetzt ist. Neben den Naturmaterialen findet man Taschen, besetzt mit wertvollen Gold- und Silberstickereien. Die Ausstellung zeigt Taschenmode aus der ganzen Welt, Taschen, wie man sie in Kroatien, Mexiko oder auch Polen trägt.

Die Geschichte der Tasche scheint schier unerschöpflich, dabei ist das heutige Statussymbol der Frau ja eigentlich aus einem einstigem Statussymbol der Männer, nämlich dem Münzbeutel entstanden. Den hatten die Männer damals am Leib getragen; daraus entwickelte sich dann die Handtasche der Frau.

Spiegel der Seele

Die Handtasche ist Spiegel, Zeitzeuge und Botschaftsträger der Kultur- und Zeitgeschichte und der Stellung der Frau. Früher war die Handtasche ein liebevoll genähtes kreatives Einzelstück, heute ist sie Gegenstand der Massenproduktion. Man sagt, dass Taschen auch zu Spiegelbildern der Frauen werden und einen Blick in die Seele des weiblichen Geschöpfes zulässt. Wer als Mann dieses Spiegelbild sieht, kann versuchen es zu ergründen.

Ingrid Buresch ist mit ihrer großen Taschensammlung – inzwischen bekommt sie zu Hause Platzprobleme – durch ganz Deutschland getourt. Das Interesse war groß, die Ausstellungen wurden allesamt zu Besuchermagneten. Einen solchen Erfolg erhofft sich natürlich das Team des Pfalzmuseums.

Bei der Vernissage, die sehr gut besucht war, dominierte – wen wundert es obgleich dieses Ausstellungsthemas – der Frauenanteil. Schätzungsweise 80 Prozent aller Gäste waren weiblich. Zu sehen sind in der Ausstellung aber nicht nur Frauen-Handtaschen.

Größte Lieblinge

„Einen kleinen Teil der Ausstellung habe ich auch dem größten Liebling der Frau – nämlich dem Mann – gewidmet“, schmunzelt Ingrid Buresch bei der Vorstellung der Ausstellung „Die Tasche — Liebling der Frau“.

Auch Männerhandtaschen und den dazugehörigen Accessoires wurden zwei kleine Vitrinen zugedacht. „Männerhandtaschen haben sich eben nie richtig durchsetzen können“, stellte auch Oberbürgermeister Franz Stumpf bei der offiziellen Ausstellungseröffnung fest.

Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober in den Räumlichkeiten der Kaiserpfalz zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro.

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