Eine Bielefelderin ist auf den Spuren von Forchheim

19.5.2018, 12:00 Uhr
Bei so viel Geschichte kann viel mitgeschrieben werden: Austausch-Redakteurin Ariane Mönikes (links) erfährt von Stadtführerin Dunja Schütz eine ganze Menge über Forchheim. Schön anzusehen ist das Städtchen aber auch, findet sie.

© Ralf Rödel Bei so viel Geschichte kann viel mitgeschrieben werden: Austausch-Redakteurin Ariane Mönikes (links) erfährt von Stadtführerin Dunja Schütz eine ganze Menge über Forchheim. Schön anzusehen ist das Städtchen aber auch, findet sie.

Dunja Schütz wartet schon vor der Tourist-Information. Die Sonne scheint – noch – bestes Wetter für einen Spaziergang durch die Stadt an diesem Nachmittag. Ein Jahr macht Schütz diese Führungen schon, erzählt sie. „Ich bin im Landkreis aufgewachsen.“ Sie kennt sich also aus.

15 Uhr, jetzt kann die Tour beginnen. Wir starten an der Kaiserpfalz, das Bischofsschloss, in dem auch das Pfalzmuseum untergebracht ist. „Da müssen Sie rein, wenn Sie noch länger in der Stadt sind“, sagt Schütz. Es landet auf meiner To-Do-Liste.

Die Kaiserpfalz erschlägt mich fast. Ein riesiges Gebäude, über das ich mehr wissen will. 1377 ließ Lamprecht von Brunn den heutigen Ostflügel des Bischofsschlosses errichten und mit bemerkenswerten Wandmalereien ausstatten. „Es sollte repräsentabel sein“, sagt Schütz. Das ist die Kaiserpfalz definitiv. Später kamen dann der Westflügel mit altem und neuem Schultheißenbau sowie der Treppenturm dazu. Ich schaue nach oben. So was gibt’s in Bielefeld definitiv nicht.

Es geht weiter in die Unterwelt von Forchheim. Südlich des Amtsgerichts befindet sich die St. Veits-Bastion. Wegen des damaligen Farbtons der Sandsteine wurde der Name „Rote Mauer“ überliefert. Die Steine sollen von der abgebrochenen markgräflichen Burg Scharfeneck bei Baiersdorf stammen. Durch ein Tor aus Glas kommen wir in die Kasematte – ein fast 20 Meter langer Gang führt in die Bastion. Wer wieder ans Tageslicht kommt, sollte sich umschauen: Die Autos auf der Wallstraße fahren durchaus mal etwas schneller.

Dunja Schütz kann viel erzählen. Es gibt aber auch so viele spannende Geschichten in der Stadt. Wir bleiben vor einem Haus an der Kapellenstraße stehen, die Nummer 6. Es ist das Hochzeitshäuschen. Schütz erzählt, dass sich hier heiratswillige junge Leute für eine Nacht einquartiert hätten, wenn sie noch keine eigene Wohnung hatten. Danach durften sie dann heiraten. Früher war alles anders. Ob es so was auch in Bielefeld gibt? Ich werde nachfragen.

Wir bleiben dort noch etwas stehen, Dunja Schütz zeigt auf einen Spalt zwischen zwei Häusern, die „Ehgräben“. Nie gehört. Und auch die Erklärung, warum dort Platz gelassen wurde, ist mir neu. Die Bewohner im Mittelalter sollen dort ihre Nachttöpfe ausgeschüttet haben. Ich kann es kaum glauben, scheint aber zu stimmen.

Wir gehen über den Jakobsweg in die Martinskirche. Es ist die älteste Kirche der Stadt, die Bauteile stammen aus dem 11. bis 16. Jahrhundert. Der Hochaltar von 1698 zeigt die Mantelteilung des heiligen Martin. Darunter ist das Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde zu sehen. Ich bin beeindruckt.

Wir kommen aus der Kirche, mein Blick fällt auf das Rektorhäuschen schräg gegenüber. Es war die erste Schule in Forchheim, eine Knabenschule, erzählt Schütz. Wahnsinn, wie viel Geschichte auf so vielen Quadratmetern steckt.

Weiter geht es zum Rathaus, das derzeit generalsaniert wird. Baumeister war Hans Ruhalm, auf den auch die zahlreichen Schnitzereien an der Fassade zurückgehen. Ein beeindruckendes Haus. Ich hoffe, hier kehrt wieder Leben ein.

Wir schlendern weiter zur Wiesentstraße. „Bedeutendster Bau ist hier die Kammerersmühle“, erzählt Schütz. Das „schiefe Haus“, in dem heute Gastronomie ist. Von dort habe ich auch einen wunderbaren Blick auf die Fischkästchen, einige Meter flussabwärts von der „Hundsbrücke“. Die gibt’s schon ewig. Wusste gar nichts von dieser alten Verbindung Forchheims zur Fischerei.

Vorbei an den Brauereien Hebendanz und Neder geht es zum Saltorturm, das letzte Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung des 14. Jahrhunderts. Mein Blick fällt auf den Kaiserstrand. Schade, dass es jetzt regnet.

Ariane Mönikes (33) von der Neuen Westfälischen in Bielefeld schrieb eine Woche lang für die Nordbayerischen Nachrichten. Mehr als 50 Redakteurinnen und Redakteure von 30 Zeitungen aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen an der erstmals vom BDZV organisierten Aktion #ReporterTausch2018 teil. NN-Redakteur Kevin Gudd war bei der Westfälischen Rundschau in Meschede.

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