Eklige Kugel mit Zukunft

19.8.2014, 10:00 Uhr
Eklige Kugel mit Zukunft

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„Beim Kugelstoßen geht es grundsätzlich darum, dass der Athlet auf relativ kleinem Raum den Körper beschleunigend in eine Wurfauslage manövriert und diese Vorspannung explosiv auslöst, um die Dynamik in einen Stoß umzuwandeln. Das bedeutet, dass auch Kugelstoßen eine Sportart mit hohem technischem Anspruch ist. Hier handelt es sich auch um ein schweres Gerät zwischen vier (Jugend) und rund 7,25 Kilogramm bei den Männern.

Die Kugel ist aus Metall, dreckig, schwer und kalt, deswegen haben Schüler Berührungsängste und einige Ekelgefühle beim Stoß, was die saubere Ausführung erschwert. Deswegen haben die Schüler dann meist auch wenige Erfolgserlebnisse — bis auf diejenigen, die eh’ schon gut werfen oder die groß gewachsen sind und die ihre Kraft einsetzten können. Ich selbst war als Schüler eher ein ,Hemdchen‘, also relativ schmal, die Erfolge haben sich demnach erst später im Sportstudium mit dem Erlernen der richtigen Technik eingestellt.

Die ist entscheidend, die körperliche Fitness steht nicht so im Vordergrund. Das sieht man ja auch an den Spitzensportlern, die nicht nur Muskelmasse mit sich herum tragen. Die Belastung beim Stoß ist einseitig, das ist aber kein Argument gegen das Kugelstoßen, das gilt für sehr viele Sportarten.

Das Kugelstoßen steht zwar noch im Lehrplan, hat aber natürlich nicht mehr den Stellenwert wie früher in den Zeiten der Leibesertüchtigungen. In der Summe halte ich Kugelstoßen, das wohl daher kommt, dass schon in frühester Vergangenheit schwere Dinge wettkampfmäßig durch die Gegend geworfen wurden, nicht unbedingt für den Schulsport geeignet. Im Sportstudium hörten wir schon von einer 40-seitigen Abhandlung über den Sinn, eine dreckige, schwere Kugel wegzustoßen, um sie dann immer wieder zu holen. Die Schüler finden Trend- oder Ballsportarten natürlich viel cooler und die Ausübung in einer Klasse mit 30 Schülern kann gefährlich sein. Meist gibt es in der Schule ja einen Dreikampf aus Springen, Werfen, Sprint und Ausdauerlauf, die Leistung einer Disziplin kann dann weggestrichen werden.

Trotzdem glaube ich nicht, dass das Kugelstoßen aussterben wird, weil irgendwann der Nachwuchs fehlt. Leichtathletik wird ja sehr vielseitig zum Beispiel auch bei der LG Forchheim auf der Sportinsel geschult. Da finden sich immer wieder Spezialisten.“

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