Emmerich Huber will für Forchheims Grüne in den Landtag

11.9.2018, 10:00 Uhr
Grünes Stelldichein auf dem Paradeplatz: Der Forchheimer Landtagskandidat Emmerich Huber mit der bayerischen Spitzenkandidatin seiner Partei, Katharina Schulze, und FGL–Stadträtin Annette Prechtel (links).

© Ulrich Schuster Grünes Stelldichein auf dem Paradeplatz: Der Forchheimer Landtagskandidat Emmerich Huber mit der bayerischen Spitzenkandidatin seiner Partei, Katharina Schulze, und FGL–Stadträtin Annette Prechtel (links).

Natur- und Umweltschutz, das stand immer schon auf der persönlichen Agenda des selbstständigen Rechtsanwalts. Mit anderen Parteien geliebäugelt hat er nie, weder konservative noch liberale Lager waren für Huber Alternativen. „Obwohl ich durchaus Respekt vor alten FDP-Größen wie Gerhart Baum oder Hans-Dietrich Genscher habe“, sagt der 65-Jährige. „Aber was da heute so im Zuge von Herrn Lindner rumturnt, dieses Anbiedernde und Neoliberale... nein, überhaupt nicht meine Welt.“

Seine Herkunft hört man Emmerich Huber sofort an, der „Mo ko net ondas“, ein Münchener eben. Das war er zumindest bis vor knapp acht Jahren. „Meine Frau kommt aus Forchheim und wir haben damals hier einen kleinen Bauernhof geerbt“, erzählt er. Schließlich traf der Vater dreier erwachsener Kinder eine „rationale“ Entscheidung: „Wir haben unser Reihenendhaus nahe dem Münchener Hauptbahnhof verkauft und begannen, das Bauernhaus zu renovieren.“

Den Umzug von der bayerischen Metropole in die oberfränkische Kreisstadt haben er und seine Frau „noch keine Sekunde bereut“. Sein Herz hat Huber längst an Forchheim verloren. „Hier ist alles so unmittelbar erreichbar, am besten auf dem Fahrrad, und die Landschaft ist natürlich wunderschön.“

Als Landtagsabgeordneter müsste er wiederum zurück in seine alte Heimat – „aber ich bin Forchheimer und ich gehe hier nicht weg“, stellt er klar. Im Falle des (Wahl-)Falles wäre also Pendeln mit der Bahn angesagt. Wobei Huber bekundet, dass er nie ernsthaft vor hatte, für ein politisches Amt zu kandidieren. Vielmehr war ihm überparteiliches Engagement wichtig. Huber sitzt in den Vorständen der Energie- und Klima-Allianz Forchheim sowie des Bündnisses „Bunt statt Braun“, das gegen Fremdenfeindlichkeit kämpft. Außerdem brachte er die Pro-Europa-Bewegung „Pulse of Europe“ nach Forchheim, die regelmäßig Kundgebungen auf dem Marktplatz veranstaltet.

Ende letzten Jahres wurde er dennoch von den Grünen angefragt, ob er nicht Landtagskandidat werden wolle. „Abgewunken habe ich nicht, weil es mir ohnehin relativ unwahrscheinlich schien, dass ich aufgestellt werde.“ Im Laufe der Zeit wuchs er aber doch – der Ehrgeiz des Emmerich Huber. Und er gesteht, dass ihm „eine gewisse Eitelkeit“ nicht fremd ist. Die ersten drei Listenplätze der Grünen Oberfrankens galten als gesetzt – um Position vier gab es „tatsächlich eine kleine, spaßige Balgerei unter Kollegen“, so Huber, der unverhofft als Sieger hervorging.

Frei von der Leber weg

Der Forchheimer aus München, er ist wortgewandt und spontan – vor allem, wenn er Eröffnungsreden hält. Er kommentiert, mal bissig, mal ironisch und immer frei von der Leber weg. „Ich bemühe mich schon, Politik interessant zu machen. Und interessant wird es, wenn man tagesaktuelle Dinge aufgreift“, erklärt er.

Als Bayerns grüne Spitzenkandidatin Katharina Schulze Ende August nach Forchheim kommt, heißt Huber sie auf dem Paradeplatz willkommen. Da ist die tödliche Messerstecherei in Chemnitz erst wenige Tage her. Huber empört sich vor den Zuhörern über die fremdenfeindlichen Auswüchse und die prompte Vereinnahmung des Verbrechens durch rechte und rechtsextreme Gruppen. Er fragt: „Woher kommt der Hass?“ Und antwortet: „Es gibt ein ganzes Mosaik an Ursachen. Eine davon ist der bundesweite Rechtsruck, der auch in Bayern zu spüren ist, ein Rechtsruck, der von der CSU und Markus Söder betrieben wird.“ Aus Wahlkampfgründen werde ein Thema, also explizit die Migration, von den Christsozialen am Kochen gehalten, weit überbewertet, Stimmung gemacht. „Und am Ende freut sich die AfD“, ärgert sich Huber.

Was ihn, neben dem Rechtsdrall im politischen Mainstream, „fuchsteufelswild“ macht, sind die Versäumnisse der Klimapolitik. Egal, ob in Berlin oder München, Umweltfragen würden ständig hintangestellt – „obwohl die Uhr nicht mehr fünf vor, sondern eher fünf nach Zwölf anzeigt“, so Huber. „In Bayern wird die Natur zubetoniert, Verbrennungsmotoren verpesten die Luft, aber die CSU macht lieber mobil gegen Flüchtlinge“. Man könne, meint Huber, auch nicht ständig mit dem Verlust von Arbeitsplätzen argumentieren, um so drängende Themen wie den Kohleausstieg von der Tagesordnung zu fegen.

Laufen, Geigen und Nirvana

Den Ärger des Politikers gleicht der Privatmann Emmerich Huber mit „Handwerkeln“ und Sport aus. Seine schlanke Statur verrät, welche Art von Sport: „Vor 25 Jahren habe ich angefangen als Mittel- und Langstreckenläufer.“ Momentan sei er jedoch „nicht gut in Form“, beim Fränkische-Schweiz-Marathon schaffte er heuer „nur die zehn Kilometer“.

Das liegt nicht nur am zeitraubenden Wahlkampf, sondern an anderen Hobbys. Allen voran Musik – er hört sie („Led Zeppelin, Cream, Dire Straits, aber auch mal Nirvana“) und macht sie neuerdings auch: „Ich habe vor 55 Jahren angefangen, Geige zu spielen, dann 50 Jahre lang pausiert und jetzt lerne ich es wieder“, erzählt Huber lächelnd. Das Lächeln eines Spätberufenen eben.

Die Landtagswahl-Direktkandidaten im Landkreis Forchheim finden Sie hier.

Verwandte Themen


Keine Kommentare