Emmy hilft Kindern, die auf Friedhöfen schlafen müssen

9.1.2018, 06:00 Uhr
Emmy hilft Kindern, die auf Friedhöfen schlafen müssen

© Foto: Jana Röckelein

Aufgeregt läuft Hund Buddy um sein Frauchen Emmy Karnót herum. Seit zwei Jahren lebt der Rüde zusammen mit seinem Frauchen in Forchheim. Geboren ist er aber auf den Philippinen. Anfang 2015 verbrachte Emmy Karnót einen Urlaub auf dem Archipel, um einen Schein als Tauchlehrerin zu absolvieren.

Ihren 35. Geburtstag wollte sie dort am Strand feiern und fragte deshalb einen Polizisten um Erlaubnis. Dieser drückte ihr spontan einen Welpen mit den Worten "Happy Birthday" in die Hände – Buddy. Den jungen Hund zurückzulassen, kam für Emmy Karnót nicht in Frage. Buddy musste mit nach Deutschland.

Einfacher gesagt als getan. Durch fehlende Impfungen und Bluttests verzögerte sich die Ausreise um mehrere Monate. Nun reist die 37-Jährige wieder auf die Philippinen, diesmal um Straßenkindern und herrenlosen Hunden zu helfen.

Viele Gräber gehören Säuglingen und Kindern

Während ihrer Zeit in Manila hat die Touristin aus Europa nicht nur die schönen Seiten des Landes kennengelernt. Sie wohnte zeitweise in den Slums, bevor sie in eine sicherere Unterkunft ziehen konnte. In der Stadt Manila gibt es nur wenig Grünflächen und entlang der dicht befahrenen Straßen auch kaum Gehsteige für Fußgänger. So ging die 37-Jährige mit Buddy auf einem Friedhof spazieren. Dort wurde sie auf die Friedhofskinder aufmerksam.

Das sind Kinder, die mit ihren verarmten Eltern auf dem Friedhof leben. In Manila sei das keine Seltenheit, erzählt Karnót. Die Menschen schlafen unter freiem Himmel oder in den größeren Familiengruften. Viele der Gräber gehören verstorbenen Säuglingen und Kindern — teilweise nur wenige Tage alt.

Auf Karnóts Fotos sind teils verwahrloste aber lächelnde Kinder zu sehen, die für die Kamera posieren. "Sie sind mir schon ans Herz gewachsen", erzählt sie. "Die Kinder dort haben keine Chance. Sie können nicht in die Schule, wenn sie nachts arbeiten." Öfters hat sie nachts beobachtet, wie die Kinder Müll sortiert haben. Mitte Januar wird sie nun das erste Mal seit zwei Jahren wieder auf den Philippinen sein. Weil sie 30 Kilo Freigepäck von der Airline eingeräumt bekommt, nimmt sie Spenden mit.

Mittlerweile stapeln sich in ihrem Wohnzimmer unter anderem Schuhe, Kleidung und Zahnbürsten. Alles, was die Kinder dort nur allzu gut gebrauchen können. Während der Spendenübergabe soll sie auch von einem philippinischen Kamerateam begleitet werden. Auch für einen Tierschutzverein in Manila, der sich allein durch Spenden finanziert, hat sie 470 Euro gesammelt.

Vorfreude aufs Helfen

Auf ihre Reise freut sie sich schon. "Ich habe während meiner Zeit dort so viele herzensgute Menschen kennengelernt. Die haben auf mich aufgepasst und mich begleitet." Sie habe bereits auch viele Einladungen von ihren Freunden auf den Philippinen erhalten. Während ihres letzten Aufenthalts in Manila hat sie sich mehrere tausend Euro von Freunden und ihrer Mutter geliehen, um Unterkunft und Auslagen für Buddy zu bezahlen. "Nachdem ich angefangen habe, konnte ich auch nicht mehr aufhören", erzählt sie.

Ihre Zeit auf den philippinischen Inseln sieht sie im Nachhinein als sehr wertvoll an. Auch wenn sie während ihres unfreiwillig längeren Aufenthaltes Dinge gesehen hat, die "man als Tourist nicht sieht". "Ich bereue nichts, ich würde es wieder tun für Buddy", lächelt sie. Buddy liegt derweil in seinem Korb und schläft. "Der ist so brav, der macht nie was kaputt."

Die Philippinen haben sie verändert, sie sei ein wenig runtergekommen. "Früher war ich Shoppingqueen; was ich alles gekauft habe", erinnert sie sich. Die Menschen dort seien in ihrer Anspruchslosigkeit wertvoll. "Die Leute haben nichts und machen trotzdem das Beste daraus. Ich bin jetzt dankbar für das, was ich habe."

Mittlerweile ist wieder Alltag eingekehrt. Emmy Karnót arbeitet als Projektassistenz in einem Ingenieurbüro in Forchheim und Buddy darf mit ins Büro. Auch heute noch wird sie beim Gassi gehen von Leuten erkannt und angesprochen.

Vor kurzem ist Buddy drei Jahre geworden. "Und es kommen hoffentlich noch ganz viele Lebensjahre dazu", hofft Emmy Karnót. 

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