Familienbetrieb geht zu Ende

Ende einer Ära in Forchheim: Metzgerei Höhn schließt

24.4.2017, 20:00 Uhr
Seit 39 Jahren ist Hannelore Fesselt (li.) in der Metzgerei Höhn hinter der Wurst-Theke gestanden. Nun schließt ihr Chef Heinrich Höhn (r.) die Traditions-Metzgerei.

© Ralf Rödel Seit 39 Jahren ist Hannelore Fesselt (li.) in der Metzgerei Höhn hinter der Wurst-Theke gestanden. Nun schließt ihr Chef Heinrich Höhn (r.) die Traditions-Metzgerei.

Hannelore Fesselt steht auch in ihrer letzten Arbeitswoche wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung hinter der gläsernen Wurst- und Fleisch-Theke. „Und nochwas bitte?“, das ist der zweite Satz, den Fesselt an jeden Kunden und jede Kundin richtet, nachdem sie namentlich begrüßt wurden.

Dort, wo einst die Oma in den 50er Jahren bei Metzgermeister Konrad Höhn den Kalbskäse kaufte, ordert heute die Tochter und Enkelin bei Heinrich Höhn den Majoran-Presssack, die frischen Knöchla für die Sulze („Brauchens auch ein paar Füßla dazu?“) und den heißgeräucherten „Blacky“, bestellen zur Brotzeit-Zeit pünktlich ab 9 Uhr Scharen von orange-gewandeten Handwerkern Brötchen mit Bratwurst-Gehäck, Fleischküchla und Leberkäse („Darf’s a weng mehr sein?“) und Mitarbeiterinnen der umliegenden Banken Sandwiches mit Fleischsalat.

Dass Heinrich Höhn nach fast 120 Jahren Metzger-Tradition in der eigenen Familie seinen Laden in der Nürnberger Straße für immer zusperrt, hat er erst Anfang der letzten Woche bekannt gegeben. „Nach reichlicher Überlegung habe ich beschlossen, meine Geschäftsaufgabe bekannt zu geben. Ich bin über diesen Schritt selber sehr traurig, da ich all die Jahre dieses Geschäft immer mit sehr viel Herzblut und Engagement betrieben habe“, steht auf einem schlichten weißen Stück Papier zu lesen, das ins Schaufenster geklebt ist. „Mein besonderer Dank gilt Ihnen, meinen Kunden, vor allem jenen, die uns über Generationen die Treue gehalten haben.“

Forchheimer Geschichte

„Die Metzgerei Höhn zählt zu den ältesten Metzgereien in Forchheim“, weiß Stadtarchivar Rainer Kestler. Wie weit die Wurzeln der heutigen Metzgerei Höhn zurückreichen, zeigt auch ein Blick ins Forchheimer Häuserbuch: „Bereits 1893 wird ein Laden in das Anwesen in der Nürnberger Straße 18 eingebaut. 1900 wird die Errichtung einer Kleinschlächterei gemeldet, nachdem im Jahr zuvor ein Metzger das Haus erworben hatte“, steht dort schwarz auf weiß nachzulesen. „1899 Konrad Höhn, lediger Metzger, und Barbara Grimm, erkauft ein Wohnhaus mit Keller, Verkaufsladen, Schweinestall, Eiskeller und angebauter Schlächterei“ wird damals vermeldet.

Eine amtliche Bekanntmachung aus dem Jahr 1899 meldet ganz offiziell, dass Konrad Höhn, der Urgroßvater von Heinrich Höhn, ein „Gesuch zur Errichtung einer Kleinschlächterei“ gestellt hat. Unterschrieben ist die Bekanntmachung von Forchheims damaligem Bürgermeister Strecker. 1903 erwerben Michael Grimm und dessen Verlobte Anna Griebel das Haus, bevor 1910 Metzgermeister Konrad Höhn zusammen mit seiner Ehefrau Babette Höhn das Haus zurückkauft. 1913 ist von einer Vergrößerung der Werkstatt die Rede. 1940 geht das Anwesen an Georg Höhn, den Großvater von Heinrich Höhn, über.

Kein Nachfolger

Eine „Vielzahl von Gründen“ habe es gegeben, die ihn letztlich zum finalen Aus drängten, erzählt Heinrich Höhn im Gespräch. Zum einen gebe es „keinen familieneigenen Nachfolger“ und die Investitionen, wie etwa eine neue Ladeneinrichtung und neue Maschinen für die Produktion, würden mit mehreren Zehntausend Euro zu Buche schlagen. Von den insgesamt zwölf Angestellten, unter ihnen Verkäuferinnen und Metzger, habe ein Großteil sofort eine neue Arbeitsstätte gefunden, erzählt der 58-Jährige.

Am Samstag, da will Heinrich Höhn sich an seinem allerletzten Arbeitstag „ganz persönlich“ von allen Kunden, zu denen er seit vielen Jahren ein freundschaftliches, persönliches Verhältnis pflegt, verabschieden. Kein einfacher Gang für den 58-Jährigen. „Schreibens einfach, der Höhn sagt am Samstag leise Servus“, sagt er zum Schluss.

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