Endres-Häuser bereichern das Stadtbild

9.9.2013, 09:02 Uhr
Trauriger Anblick: Bald schon soll der Innenhof der alten Gerberei in neuem Glanz erstrahlen.

© Edgar Pfrogner Trauriger Anblick: Bald schon soll der Innenhof der alten Gerberei in neuem Glanz erstrahlen.

Trüb und etwas regnerisch ist es an diesem Sonntag, kurz vor 10 Uhr morgens. An die zwei Dutzend Leute hat das aber nicht abgehalten, sich in die Eisenbahnstraße 20 zu begeben. Dort steht ein Eckhaus, das vielen Forchheimern gut bekannt ist — besonders, weil es in den vergangenen 20 Jahren zusehends verfiel und zu einem Schandfleck verkam. 2012 nahm sich die Unternehmerfamilie Korneli, die unter anderem die Hornschuchvilla in der Bayreuther Straße restauriert hat, der Sache an. Sie kaufte das Anwesen und machte sich prompt an die Renovierung. Das Ergebnis dieser Arbeit konnten interessierte Besucher nun am Tag des offenen Denkmals begutachten. Und sie waren mit dem, was sie sahen, mehr als zufrieden.

Neben der stilvoll renovierten Außenfassade erregten vor allem die Innenräume Aufsehen. „Das ist so schön geworden“, staunte eine der Besucherinnen beim Anblick der frisch gestrichenen Wände, der hellen Laminatböden und des neuen Treppenhauses. Für Aha-Momente sorgte auch ein Wandrelief im Hausflur, das eine Christusdarstellung zeigt. „Das hatte zunächst gar keiner bemerkt“, erklärt Gerhard Zedler, Leiter des Forchheimer Stadtbauamtes. „Beim Abschlagen des alten Putzes wurde es entdeckt.“ Jetzt soll das Relief von einem Fachmann restauriert werden. Überhaupt haben die Kornelis viel Wert auf Details gelegt. Zwei steinerne Mühlräder zum Beispiel, die sie auf dem Endres-Anwesen am Marktplatz gefunden hatten, ließen sie hier im Außenbereich als Bodenplatten verlegen - für die Besucher ein echter Hingucker.

Begeistert vom neuen Bild des Eckhauses ist auch Besucherin Christl Beckert. „Das Haus war so runtergekommen. Jetzt ist es eine echte Bereicherung für das Stadtbild — ich freue mich als Forchheimerin sehr.“ Insgesamt stehen auf dem Anwesen des Eckhauses vier große Wohnungen bereit. Sie sollen sowohl vermietet als auch verkauft werden, wie Viola Korneli erklärte.

Enormen Andrang gab es auch an einem anderen verfallenden Endres-Haus, das die Kornelis in jüngster Vergangenheit gekauft haben: das Gerberei-Gebäude am Marktplatz 14. Für Depressive ist der Anblick dieses Hauses sicherlich nichts. Wer vor ihm steht und die vergammelte Fassade samt dem windschiefen Giebel betrachtet, mag sich wundern, woher das Gebäude überhaupt noch die Kraft nimmt, um stehenzubleiben.

„Boah, hier stinkt’s“

Wagt man einen Blick hinter das Haus, wird es fast noch übler. „Boah, hier stinkt’s“, sagt ein kleiner Junge deutlich seine Meinung beim Anblick von Gegenständen, die dort rumliegen. Sie stammen noch aus dem Besitz der Endres-Brüder. Es sind Gebrauchsutensilien aus Urgroßmutters Zeiten, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verdreckt. Und jede Menge Nippes. „Das wird jetzt alles schöner hier,“ erklärt Neu-Besitzerin Viola Korneli. „Im Übrigen sah es hier vor kurzem noch viel schlimmer aus.“ Tonnenweise musste erstmal entrümpelt werden. Auch ein alter Opel aus den 1950er Jahren war dabei. „Der wird jetzt ebenfalls aufgemöbelt“, schmunzelt die Unternehmerin.

Im Eckhaus an der Eisenbahnstraße haben die Kornelis oft auf vorhandene Bausubstanz zurückgegriffen, wie hier die restaurierten Balken im dritten Stock.

Im Eckhaus an der Eisenbahnstraße haben die Kornelis oft auf vorhandene Bausubstanz zurückgegriffen, wie hier die restaurierten Balken im dritten Stock. © Edgar Pfrogner

Wie im Haus in der Eisenbahnstraße soll auch in der Gerberei neuer Wohnraum entstehen — und das nicht zu knapp: um die 16 Mietwohnungen sind geplant, dazu zwei gewerbliche Räumlichkeiten. Eine Heilpraktiker-Praxis soll sogar noch 2013 fertiggestellt werden. Dass die Investitionen in beide Häuser gut gehen werden, ist sich Korneli deshalb sicher: „Ich hab mich noch nie verkalkuliert“, lacht sie auf Nachfrage eines Besuchers.

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