Erdbeersaison geht los - auch bei Wieseckels in Ebersbach

19.5.2018, 14:00 Uhr
Kann schon jetzt ein paar Erdbeeren ernten: Frisch gepflückt schmecken sie am besten, sagt Martin Wieseckel. Wie viele er verkauft, kann er schlecht abschätzen. Er hat noch nie mitgezählt.

© Roland Huber Kann schon jetzt ein paar Erdbeeren ernten: Frisch gepflückt schmecken sie am besten, sagt Martin Wieseckel. Wie viele er verkauft, kann er schlecht abschätzen. Er hat noch nie mitgezählt.

„Sie müssen so richtig schön glänzen“, meint die 64-Jährige. „Und einen anlächeln.“ Dann sei die Erdbeere perfekt. Und nur was ihr auch schmeckt, wird verkauft. Maria Wieseckel weiß, wovon sie spricht. Auf einem halben Hektar bauen sie, Ehemann Fritz (66) und Sohn Martin (39) die rote Frucht an. Ein Familienbetrieb, jeder packt mit an, Urlaub gibt es in der Saison nicht. Morgens um 5.30 Uhr steht sie schon draußen auf dem Acker, vor 20.30 Uhr ist ihr Arbeitstag selten vorbei. Aber Maria Wieseckel hat Spaß an der Landwirtschaft. „Es ist einer der schönsten Berufe, die man haben kann“, sagt sie.

Die Erdbeeren von Familie Wieseckel sind beliebt. Die meisten Kunden sind Stammkunden, sie kommen aus Forchheim, Erlangen oder Nürnberg. „Gerade hat wieder jemand angerufen, der wissen wollte, wann es wieder Erdbeeren gibt“, erzählt sie. Nächste Woche ist es so weit. Dann steht auf der Hofeinfahrt wieder das kleine Erdbeer-Wägelchen mit den prall gefüllten Schalen, 550 bis 600 Gramm. „Um 8 Uhr morgens kommen schon die ersten Kunden.“ Einige schauen am Nachmittag ein zweites Mal vorbei.

Vier unterschiedliche Erdbeer-Sorten baut Familie Wieseckel an, die Sonata gehört zu den frühen Sorten, die ins Schälchen wandern. Dann kommen die Asia und die Daroyal, und relativ spät die Alba, am Nordhang angebaut.

Dem Kleinen schmeckt’s: Oma Maria Wieseckel und Enkel Valentin.

Dem Kleinen schmeckt’s: Oma Maria Wieseckel und Enkel Valentin. © Roland Huber

Maria Wieseckel pflückt die Erdbeeren mitsamt Strunk alle von Hand. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt: Packt sie zu feste zu, gibt’s Druckstellen an der Frucht. Dann kann sie die Erdbeeren nicht mehr verkaufen. „Die Kunden kaufen bei uns, weil sie von der Qualität überzeugt sind“, sagt Fritz Wieseckel. Matschige Erdbeeren im Verkauf könnten sie sich nicht leisten.

Diese Saison könnte eine richtig gute werden, denn die Voraussetzungen sind vielversprechend: „Wir hatten diesmal keine Probleme mit Frost“, erzählt Martin Wieseckel. Vor zwei Jahren sah das ganz anders aus. Aber nur Sonne sei auch nicht gut. „Dann bleiben die Erdbeeren klein und trocken“, erklärt Vater Fritz. Die Landwirte helfen jetzt mit Tröpfchenbewässerung nach. Alles für die optimale Frucht.

Mit den Erdbeeren aus dem Supermarkt könne man die frisch vom Feld nicht vergleichen, weiß Fritz Wieseckel. Das Aroma sei einfach ein ganz anderes, wenn die Erdbeeren noch am Tag gegessen werden, an dem sie auch geerntet wurden. Zwar geht die Ernte so richtig erst kommende Woche los, aber schon jetzt kontrolliert Maria Wieseckel täglich auf dem Acker, ob sich irgendwo schon reife Erdbeeren verstecken – bei dem vielen Stroh auf dem Boden allerdings schwer zu erkennen. Das haben die Wieseckels ausgelegt, damit die Frucht nicht mit dem Boden in Kontakt kommt und fault. „So bleibt die Erdbeere sauber und trocken“, sagt Fritz Wieseckel. „Und wir müssen weniger spritzen.“

Nachwuchs ist da

Wie viele Erdbeeren sie pro Saison verkaufen, wissen sie nicht. Mehrere Tausend seien es wohl, gezählt haben sie aber nie. Dazu ist auch keine Zeit, denn die Arbeit, die sie als Landwirte haben, ist mehr geworden. Sohn Martin ist Diplom-Agraringenieur, er weiß, Landwirte müssen heute deutlich mehr Zeit für Bürokratie aufwenden. „Wir haben Auflagen, an die wir uns halten müssen“, sagt Fritz Wieseckel. „Und alles muss dokumentiert werden.

Ist die Erdbeer-Zeit vorbei, beginnt für Familie Wieseckel die Kirsch-Saison, dann kommen die Zwetschgen. „Es ist immer was zu tun“, sagt Maria Wieseckel. Ein Glück, dass Enkel Valentin (anderthalb Jahre alt) auch schon richtig Spaß auf dem Acker hat. Die Erdbeeren schmecken ihm schon, aber pflücken darf er noch nicht. Noch nicht.

Die Nordbayerischen Nachrichten nehmen am deutschlandweiten Projekt „Reportertausch“ teil. Im Rahmen dieser Aktion unterstützt Ariane Mönikes aus Bielefeld in dieser Woche die Kollegen der Lokalredaktion Forchheim.

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