Es muss nicht immer Schäuferla sein

28.11.2017, 06:00 Uhr
Es muss nicht immer Schäuferla sein

Kommt der Gast ins Wirtshaus in der Fränkischen Schweiz und fragt: "Haben Sie auch was Vegetarisches auf der Speisekarte?" "Freilich. Nehmens a Gulasch, da is auch Gmüs drin", antwortet der Wirt. Kein Witz, sondern wirklich passiert, und Initialzündung für ein fränkisch-vegetarisches Kochbuch, erzählt Corinna Brauer, Herausgeberin des neuen "Gscheitgut", den Gästen der kulinarischen Buchpräsentation.

Dass die Fränkische dem Gast, der vegetarisch essen möchte, mehr bieten kann als Kässpätzle, Kloß und Baggers, das soll das Buch, in dem das Gemüse nicht nur die Beilagen-, sondern die Hauptrolle spielen darf, zeigen und Appetit machen, auf das, was vor der eigenen Haustür wächst.

Es muss nicht immer Schäuferla sein

© Fotos: Roland Huber

Toni Eckert, der Kulturreferent des Landkreises, begrüßte die rund 70 Gäste in Vertretung von Landrat Hermann Ulm, Vertreter der Verkehrsämter sind unter ihnen, Edwin Dippacher als Kreisheimatpfleger, Bürgermeister der Landkreisgemeinden. Viele, die der Kochbuchpräsentation lauschen, schnüren auch gerne ihre Wanderschuhe, sind dabei, wenn die VHS zu den "Gscheitgut-Wanderungen" in die Fränkische Schweiz lädt. Eine "intensive Arbeit" verbinde das Forchheimer Kulturamt mit Gscheitgut und dem Müller-Verlag, stellt Eckert heraus, die bislang 30 stattgefundenen Gscheitgut-Wanderungen seien ein "Renner im VHS-Programm und immer ausgebucht".

"Wir wollen regionale Produkte in Front rücken und der Gastronomie in der Region Flankenschutz geben", so Eckert. Nicht zuletzt könne man mit den Gscheitgut-Wanderungen "einen nachhaltigen Anschub" geben. Dass auch früher oftmals nur der Sonntag ein Braten-Tag war, zeigt das Buch auf, in alten Familienrezepten haben die Köche dabei gestöbert und sie ein wenig modern interpretiert. Versoffene Jungfern, Arme Ritter oder Gangene Klöß, das tischte die Oma an fleischlosen Tagen unter der Woche auf und ist heute ein Genuss.

Viele Protagonisten des Buches sind in St. Gereon dabei und servieren auf Mini-Tellerchen ihre fleischlosen Genüsse: Das Gasthaus Feiler aus Muggendorf etwa formt den Ebermannstädter Blauschimmelkäse Montsalvat zu Kugeln, der auf einem Hauch Weißweinsud zu schweben scheint, mit ein wenig Erdbeer-Marmelade als süßem Kontrast und Röstbrot. Deftiger Zwiebelkuchen mit Tomaten wird in Ulrike Kunzmanns Café in Neusles den Gästen serviert und auch den Besuchern der Gereonskapelle, einen feinen Käsekuchen mit Apfel reicht die Senior-Chefin des "Grünen Baum" in Dormitz, Hannelore Kammermeyer den Gästen. Und Dieter Bogatz von der gleichnamigen Kaffeerösterei schöpft eine vegane Birnen-Blumenkohlsuppe ins Tässchen. Elke Rieß, Küchenmeisterin der Brauerei Rothenbach in Aufseß hat fünf verschiedene Sorten Bier zum Probieren dabei und auch Stefan Pfister, der erste Öko-Brauer aus Weigelshofen, "zeigt den Gästen, was Bier sein kann".

150 Rezepte von 16 Köchen aus der Fränkischen Schweiz, von Dormitz über Veilbronn bis hin nach Regensberg sind in dem 368 Seiten starken Kochbuch farbenfroh gestaltet. Dazu gibt es Profi-Tipps der Chefköche, damit das Nachkochen auf jeden Fall gelingt. Neben den Rezepten gibt es Hintergrundreportagen, kulinarische Wanderrouten und jahreszeitliche Ausflugstipps.

Nach mehr als zwei Stunden kulinarisch-vegetarischem Ausflug müssen auch die Skeptiker ("lasst doch die Tiere das Grünzeug fressen"), gestehen: "Des is fei gscheit gut."

Z"Gscheitgut, vegetarische Küche", Herausgegeben von Corinna Brauer und Michael Müller, Michael Müller Verlag, gibt es im örtlichen Buchhandel. 24,80 Euro, ISBN 978-3-95654-499-6.

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