Feuerwehren: Wehe, es brennt hinter der Grenze

7.12.2016, 17:09 Uhr
Feuerwehren: Wehe, es brennt hinter der Grenze

© Archivfoto: Markus Hack

 Bei einem Brand in der Adelsdorfer Suchthilfe-Einrichtung „Laufer Mühle“ wurde die Hallerndorfer Wehr mit nur fünf Kilometern Anfahrtsweg kürzlich nicht alarmiert. Offenbar ist das kein Einzelfall an der Bezirksgrenze, wie uns andere Feuerwehren erklärt haben.

In der Nacht zum 22. November wurde für die „Laufer Mühle“ an der Grenze zwischen den Landkreisen Forchheim und Erlangen-Höchstadt (ERH) ein Feueralarm der Meldestufe B6 ausgelöst. Während die Feuerwehren aus Adelsdorf, Aisch, Neuhaus, Zeckern und sogar Höchstadt mit 13 Kilometern Anfahrtsweg gerufen wurden, klingelten die Alarmpiepser im nur fünf Kilometer entfernten Hallerndorf im Landkreis Forchheim nicht.

Weil ihn der Grund dafür interessierte, fragte Wolfgang Mönius beim Höchstädter Landrat Alexander Tritthart und beim dortigen Kreisbrandrat Matthias Rocca nach. Bislang ohne Antwort, so Mönius. Derweil beklagt Robert Landwehr, Kommandant der Feuerwehr Neunkirchen, einen ähnlichen Vorfall: Vor etwa einem Jahr hätte man eine Wärmebildkamera aus Heroldsberg rund 15 Kilometer zu einem Feuer in Marloffstein im Landkreis ERH geholt: „Das liegt gleich neben Neunkirchen und wir hätten auch eine.“

An das Feuer in Marloffstein erinnert sich auch Kommandant Willibald Hofmann, seine Langensendelbacher Feuerwehr im Landkreis Forchheim wurde damals ebenfalls nicht alarmiert. Die Strecke von Neunkirchen nach Marloffstein beträgt rund sechs Kilometer, von Langensendelbach sind es sogar nur drei. Aber dazwischen liegt in beiden Fällen die Bezirksgrenze, genau wie zwischen Lauf und Hallerndorf. Mit Blick auf die kürzliche Nicht-Alarmierung von Hallerndorf für den Brand in Lauf bezeichnete es Hofmann als „traurig, dass sich nichts geändert hat.“

Wie viel Zeit vergeht wirklich?

Kreisbrandrat Matthias Rocca begründete die Nicht-Alarmierung der Hallerndorfer damit, dass es zu einem Zeitverzug komme, wenn ein Alarm von der für seinen Landkreis ERH zuständigen Rettungsleitstelle in Nürnberg an die Rettungsleitstelle Bamberg weitergegeben wird, die die Feuerwehren im Landkreis Forchheim alarmiert. Ein Alarm, der von Nürnberg nach Bamberg durchgegeben werde, müsse dort erst verarbeitet werden, deswegen seien in den Alarmplänen für den Landkreis ERH auf die Anfahrtszeit der Wehren aus dem Landkreis Forchheim drei Minuten dazu gerechnet worden.

Dietmar Willert, stellvertretender Leiter der Leitstelle Bamberg, kann diese Argumentation nicht nachvollziehen: „Ich habe keine Ahnung, woher der Herr Rocca seine drei Minuten hat. Er hat bei uns nie angefragt, wie lange wir brauchen.“ Willert und der Forchheimer Kreisbrandrat Oliver Flake erklärten übereinstimmend, dass für den umgekehrten Fall eines Notfalls auf der Forchheimer Seite der Kreisgrenze bewusst kein Zeitverzug für die Anfahrt von Feuerwehren aus dem Landkreis ERH eingerechnet worden sei. So werde etwa bei einem Brand im Hallerndorfer Ortsteil Haid die Feuerwehr Adelsdorf selbstverständlich sofort alarmiert.

Willerts Amtskollege Thomas Löhr von der Leitstelle Nürnberg beruft sich auf Vorgaben vom Landratsamt ERH: In die Computer seiner Leitstelle seien die vom Landratsamt ausgearbeiteten Alarmpläne nur eingepflegt worden, die Reihenfolge der Alarmierung werde dort festgelegt.

Hannah Reuter, Pressesprecherin des Landratsamts ERH, verteidigt die gewählte Praxis: Die drei Minuten Zeitverzug seien „ein Erfahrungswert“. Bei dem Alarm mit Meldestufe B6 für den Brand in Lauf hätte Hallerndorf in der Reihenfolge auf dem drittletzten Platz rangiert, so Reuter weiter. Hätte es sich um die nächsthöhere Meldestufe B7 gehandelt, dann wären die Hallerndorfer Kameraden allerdings sofort dabei gewesen.

Ein Umstand, den der Hallerndorfer Kommandant nicht verstehen kann: Man könne nie wissen, was einen am Einsatzort erwarte. Hätte statt eines kleinen Feuers in einem Mülleimer, das von den Bewohnern der Laufer Mühle selbst gelöscht werden konnte, ein Großbrand gewütet und die Einrichtung so schnell wie möglich evakuiert werden müssen, dann wäre es auf jeden Mann angekommen, sagt Mönius. „Das mag sein, aber an dem Alarmplan war kein Fehler dran“, beharrt Hannah Reuter vom Landratsamt ERH.

Womöglich kommt aber noch Bewegung in die verfahrene Angelegenheit: Das bayerische Innenministerium habe angekündigt, dass ab Ende des ersten Quartals 2017 die technische Möglichkeit zur Alarmweitergabe zwischen den Rettungsleitstellen ohne Zeitverlust geschaffen werde, erklärte Kreisbrandrat Flake aus dem Landkreis Forchheim: „Dann ist es Sache der Kollegen im Nachbarlandkreis, wie sie das umsetzen oder nicht.“

2 Kommentare