Flüchtlinge finden ein Stück Normalität

18.12.2014, 19:32 Uhr
Flüchtlinge finden ein Stück Normalität

© Foto: privat

Am vergangenen Freitagabend war Matthias Engel in besonderer Mission unterwegs. Mit dem blauen Vereinsbus, in dem sonst die Nachwuchshandballer des HC auf Auswärtsreise gehen, fuhr der Trainer der B-Junioren vor einer Asylunterkunft in Forchheim vor. Als Matthias Engel die Türen öffnete, begegnete er acht jungen Menschen im Alter von 13 bis 22 Jahren, deren Alltag in einer fremden Welt zwischen Angst, Einsamkeit, Perspektivlosigkeit und manchmal auch Ablehnung stattfindet. Engel blickte „in strahlende Gesichter.“

„Deutschland ist ein so reiches Land und sollte sich in die Lage dieser Menschen versetzen, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Abschottung ist für mich keine Alternative“, sagt Lothar Rauscher. Mit Spenden könne sich jeder privat engagieren, „aber Integration ist nicht käuflich. Man muss aktiv aufeinander zugehen“, so der stellvertretende HC-Vorsitzende. Den besten Beitrag leistet ein Sportverein also mit einem Bewegungsangebot, fand auch Marion Engel. Ihre Idee wurde direkt nach wenigen Wochen in die Tat umgesetzt. In Zusammenarbeit mit der Organisation „Freund statt fremd“ ermöglichten die Handballer ein gemeinsames Training von Vereinsspielern und Asylbewerbern.

Anspannung löste sich

„Wer stellt sich dafür zur Verfügung, wie läuft die Verständigung?“, waren Fragen, die die Verantwortlichen im Vorfeld natürlich beschäftigten, aber nicht von ihrer guten Absicht abbringen konnten. Eine handvoll junger Männer aus der 1. und 2. Mannschaft war bereit mitzumachen. „Am Anfang waren alle Beteiligten verständlicherweise noch etwas verklemmt, doch das hat sich gelöst“, erzählt der Gymnasial-Sportlehrer Matthias Engel von der ersten Übungseinheit in der Berufsschulhalle. Kommuniziert wurde auf Deutsch und Englisch — einige der Asylsuchenden sind Studenten — „zur Not mit Händen und Füßen“, verrät Engel.

Eine gemeinsame Sprache beherrschen sie außerdem alle — den Fußball. In gemischten Teams spielte „Orange“ gegen „Bunt“, es wurde gelacht, beim ausgelassenen Torjubel und Abklatschen kam man sich näher. „Nirgendwo werden Barrieren so schnell abgebaut wie beim Sport“, findet sich Engel bestätigt. Der Einsatz lohne sich für beide Seiten: „Es ist eine Win-Win-Situation. Für die einen ist es eine Ablenkung und Integrationschance, für die anderen eine wichtige Lebenserfahrung in jungem Alter. Fremde Kulturen kennen und verstehen zu lernen, erweitert den Horizont.“

Eine wöchentliche Fortsetzung des Treffens ist bereits beschlossen. Was langfristig aus der Gruppe werden soll, darüber hat sich Lothar Rauscher noch wenige Gedanken gemacht: „Wir wollten einfach einen ersten Schritt wagen, Initiative zeigen. Die Welt können wir nicht retten, aber vor der eigenen Haustür kehren.“ Die geknüpften Kontakte sollen nun zunächst unter anderem bei Besuchen der Heimspiele des HC intensiviert werden. „Erst am Ende der Wunschliste steht dann das Ziel, dass wir den einen oder anderen Zuwachs in unseren Handballmannschaften bekommen“, betont Rauscher.

Mehr Infos auf Anfrage unter info@hc-forchheim.de

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