Flug-Odyssee: In 23 Stunden von Nürnberg nach Wien

20.7.2017, 05:58 Uhr
Die Anzeigetafel auf dem Flughafen Nürnberg. Hier wird die Ankunftszeit des Eurowings-Flugzeugs in Wien mit 15 Uhr angegeben. Dabei hätte der Flieger schon 16 Stunden zuvor in der österreichischen Hauptstadt ankommen sollen.

© Jürgen Hilbrich Die Anzeigetafel auf dem Flughafen Nürnberg. Hier wird die Ankunftszeit des Eurowings-Flugzeugs in Wien mit 15 Uhr angegeben. Dabei hätte der Flieger schon 16 Stunden zuvor in der österreichischen Hauptstadt ankommen sollen.

Der 69-Jährige wollte mit seiner Ehefrau am 9. Juli, einem Sonntag, mit Eurowings von Nürnberg nach Wien fliegen. Um 21.40 Uhr sollte der Airbus 320 starten und um 22.50 Uhr in Wien landen. Doch alles kam ganz anders. Der Start wurde mehrfach verschoben, weil das Flugzeug keine Starterlaubnis bekam. Zur Besänftigung der Passagiere verteilte Eurowings erste Verzehrgutschein im Wert von 7,50 Euro pro Nase.

"Gegen 23 Uhr ist uns dann per Durchsage mitgeteilt worden, dass der Flug annulliert worden ist, weil der Copilot nicht länger als zwölf Stunden im Einsatz sein darf", erzählt Hilbrich. Das Ehepaar ließ sich von einem Verwandten abholen. Die meisten der übrigen Passagiere wurden mit Taxis in Hotels gefahren. Am nächsten Morgen machte das Ehepaar Hilbrich einen neuen Anlauf, um nach Wien zu kommen. Um 8.20 Uhr sollte der Flug losgehen. Die beiden checkten um 7.30 Uhr ein.

Noch nicht richtig wach, erwartete die Fluggäste der nächste Tiefschlag: Der Flug war ohne Angabe von Gründen verschoben worden. Dann hieß es: Start um 11 Uhr. Daraus wurde wieder nichts, da nun ein Defekt an einem Rad gemeldet wurde, der erst behoben werden müsse. "Um 14 Uhr kam die Durchsage, dass der Reifenwechsel länger dauert und der Abflug um 15 Uhr ist", berichtet Hilbrich. Die inzwischen merklich erschöpften Fluggäste schöpften neue Hoffnung.

Tatsächlich - das Flugzeug erhob sich in die Lüfte. Doch nach 25 Minuten hieß es unvermittelt: "Bitte alle anschnallen." Die Piloten hatten bemerkt, dass sich das Fahrwerk nicht vollständig einfahren lässt. Sie entschieden: Umkehr nach Nürnberg.

Die Bedauernswerten verließen in Nürnberg das Flugzeug, stiegen in die Busse. Aber diese fuhren nicht los, sondern standen am Rollfeld. Nach 25 Minuten gingen die Türen auf, die Passagiere kehrten wieder ins Flugzeug zurück. 16 Fluggäste mussten wieder raus. Es dauerte rund 45 Minuten, bis das Gepäck der 16 Unglücklichen aussortiert war. Um 17.30 Uhr startete das Flugzeug ein zweites Mal in Richtung Wien. Dort tobte ein Orkan. Das Bodenpersonal hatte sich wegen des Sturms zurückgezogen; Endlich um 19.30 Uhr: Alle durften das Flugzeug verlassen.

Auch auf der Rückreise gab es Probleme 

Nach ein paar erholsamen Tagen wollte das Ehepaar am Freitag darauf nach Nürnberg zurückkehren; Abfahrt um 16.50 Uhr - diesmal mit der Bahn. Doch es war wie verhext. Der Bus zum Bahnhof gab wegen eines technischen Defekts an der ersten Haltestelle auf. Umstieg in die Straßenbahn. "Nach drei Stationen ist sie stehengeblieben", so Jürgen Hilbrich. Der Fahrer werkelte ein wenig am Elektronikkasten herum und brachte die Straßenbahn wieder in Schwung.

"Man glaubt das alles selbst nicht", sagt der 69-Jährige, der über diese einmalige Pannenserie schmunzelnd berichten kann. Für die erlittenen Unannehmlichkeiten fordern er und seine Frau Entschädigung von Eurowings. Eine Ausgleichszahlung von mindestens 250 Euro pro Person wird er vermutlich bekommen. Der Flug hat jeweils 33 Euro gekostet. Außerdem gab es für jeden der beiden Verzehrgutscheine im Wert von 22,50 Euro. Wenigstens finanziell hätte sich der Flug gelohnt.

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