Forchheim: Absage an Handschuhe im Lebensmittelhandel

18.2.2019, 06:00 Uhr
Forchheim: Absage an Handschuhe im Lebensmittelhandel

© Foto: Roland Huber

"Wenn jemand Handschuhe trägt, dann wäscht er die nach der Uhrzeit", sagt Metzgermeister Christian Frank bewusst provokant. Der Forchheimer Metzger moniert, dass durch das Tragen von Handschuhen das natürliche Gefühl dafür abhanden kommt, ob die Hände schmutzig sind oder nicht. "Und dann habe ich irgendwann das Bratwurstbrät im Gesicht", spottet Frank.

Laut Christian Frank gibt es eine aktuelle Untersuchung der Berufsgenossenschaft zur Hygiene in den Betrieben. Ein überraschendes Fazit: "Selbst eine Hand, die kassiert, ist nicht nennenswert schmutziger als eine im Handschuh", erklärt Frank.

Was in der Praxis bedeutet, dass die Metzgerei Frank wie viele vergleichbare Betriebe des Lebensmittel produzierenden Handwerks in der Region auf das häufige Händewaschen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzt. Die Erfahrung zeigt zudem, dass auch die Kundschaft ihre Geduld bewahrt, wenn das Personal zwischendrin ein wenig Handsäuberung betreibt. In den meisten Betrieben sind die Handwaschbecken in unmittelbarer Nähe des Verkaufsbereichs platziert.

Franks Leutenbacher Kollege Ralf Spindler, als Wurst- und Schinkensommelier ebenso wie der Fleischsommelier Frank über das übliche Metzgermeister-Maß fortgebildet, unterstützt Franks Meinung. Auch bei der Landmetzgerei Spindler hat man nichts für die Handschuh-Benutzung übrig: Hygienischer sei es allemal, die Hände regelmäßig zu waschen, wofür es im Verkaufsraum ein Waschbecken gibt, wie Ralf Spindler erklärt.

Dazu passt, dass die Allgemeine Bäckerzeitung erst kürzlich eine Studie präsentiert hat, in der die Verwendung von Handschuhen als suboptimal dargestellt wird. "Die Untersuchung hat ergeben, dass die Keimbelastung auf Backwaren sich bei Verzicht auf Handschuhe nicht erhöht", heißt es da. Der Verzicht auf Handschuhe und der "Umstieg" aufs regelmäßige Händewaschen wird von dem Fachblatt als "hygienisch absolut unbedenklich" bezeichnet.

"Vernünftige Hygiene"

Und was denken jene, die sich mit der Einhaltung der Hygienevorschriften professionell auseinander setzen? "Eine vernünftige Handhygiene ist besser als Handschuhe", zitiert Holger Strehl, Pressesprecher am Landratsamt Forchheim, die Meinung der Lebensmittelkontrolleure.

Auch die Außenwirkung eines Betriebes sei eher besser, wenn die Kundschaft registriere, dass sich dessen Verkaufspersonal regelmäßig die Hände wäscht.

Ein wichtiger Aspekt ist darüber hinaus die konsequente Vermeidung von unnötigem Plastikmüll. Bei der Forchheimer Filiale der Bäckereikette "Der Beck" in der Nürnberger Straße werden Gebäckzangen für süße Erzeugnisse eingesetzt, aber aus den bekannten Gründen keine Handschuhe eingesetzt, wie "Der Beck"-Verkaufsleiter Thomas Amon erklärt. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.

Bei der Bäckerei, Konditorei und Café Wirth in Egloffstein hält man es genau so. Ulrike Wirth, in dem Familienunternehmen für den Verkauf zuständig, hat sich in Sachen Handschuhe schlau gemacht: "Es gibt verschiedene Kunststoffsorten bei Handschuhen", weiß Ulrike Wirth und zählt auf: "Polyethylen, Vinyl, Latex und Nitril." Letztgenanntes Material eigne sich noch am ehesten für den Einsatz im Lebensmittelverkauf, weil es keine gesundheitsschädlichen Weichmacher abgebe, die in die Backwaren geraten könnten.

Gerade durch Einweghandschuhe vergrößere sich zudem der Müllberg in unvertretbarem Maß, gibt Ulrike Wirth zu bedenken. Deshalb hält es auch diese Firma samt ihrer Filialen lieber mit Händewaschen.

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