Forchheim: Archäologen finden Leichen im Klosterhof

20.4.2015, 11:00 Uhr
Forchheim: Archäologen finden Leichen im Klosterhof

© Foto: Roland Hube

Zwei Leichen, verscharrt weit jenseits der offiziellen Kirchhöfe und nicht mit dem obligatorischen Blick gen Osten hin zum Jüngsten Gericht, gehören zu den makaberen Funden, die Bernhard Ernst und sein Team auf dem Gelände des ehemaligen Klosters St. Anton entdeckt haben. Einer der Toten sei im ausgehenden Mittelalter dort begraben worden, wobei Bernhard Ernst auf Grund der zahlreichen Knochenbrüche und der damaligen Nutzung des vorstädtischen Geländes mit Pferdekoppeln die These von einem verunglückten Reitknecht in den Raum wirft.

Der zweite Leichnam stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Es sei das Skelett eines Jugendlichen, der in eine viel zu kleine Grabgrube geworfen wurde. „Vielleicht ein verhaltensauffälliges Kind, das die Eltern in ihrem Anwesen verborgen gehalten haben, und das an Mangelerscheinungen verstorben und klammheimlich bestattet worden sein mag.“

Dr. Bernhard Ernst hat mit seinem Team der Ingolstädter Firma „Pro Arch“ über 1400 Befunde und 97 Kisten mit Fundstücken gesichert, fast 300 Zeichnungen und 3000 Fotos angefertigt. Es bleiben noch viele Rätsel zu lösen.

Schon früh besiedelt

Menschen lebten schon kurz nach der letzten Eiszeit um 9000 v. Chr. hier. Das legen "Funde" nahe. Im Frühen Mittelalter finden sich plötzlich mehr slawische Spuren und weniger fränkische, wie man hätte erwarten dürfen. Bernhard Ernst berichtet von „einem Handelsplatz am Ufer der Wiesent und einem weitgespannten Handelsnetz“, dessen Fäden sich bis an die Nordsee und ins Baltikum verfolgen lassen. Darauf deuteten auch die Gebäude hin, die für Wohngebäude zu groß und ohne Feuerstelle seien — wohl Speicher. Und ein verlandeter Flusslauf, an dem der Mittelalter-Archäologe inzwischen natürlich längst verrottete Landestege vermutet.

„Es war eine überregional bedeutsame Siedlung.“ Eine, die Forchheim nun etwa 150 Jahre früher greifbar werden lässt, als in der bisher frühesten Quelle, dem Diedenhofener Kapitular von 805. Auch zum bislang verschollenen Königshof hat Ernst eine Vermutung: Der habe am anderen Wiesent-Ufer gelegen, da wo heute eine Tiefgarage unter dem Paradeplatz wohl alle archäologischen Spuren ausradiert hat.

 

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