Forchheim bekommt Plastik-Tauben als Jahresgabe

30.11.2017, 19:55 Uhr
Forchheim bekommt Plastik-Tauben als Jahresgabe

© Huber

Ottmar Hörl ist berühmt geworden durch seine Skulpturen, die er als "serielle Kunst" im öffentlichen Raum begreift. Mit dem Großen Hasenstück in Nürnberg beispielsweise präsentierte er 7000 Dürer-Hasen aus Plastik auf dem Hauptmarkt. "Goethe" stellte er in Frankfurt auf, Karl Marx in Trier, Martin Luther in Wittenberg und nach Athen trug Hörl 10 000 Eulen.

Im Gewölbekeller der Kaiserpfalz packte Hörl gestern 30 Tauben aus Kunststoff aus, je 15 rote und weiße. Es handelt sich also um fränkische Tauben. Auf die Idee, für Forchheim Tauben zu gestalten, kam er im Gespräch mit dem Forchheimer Künstlerkollegen und Förderkreis-Vorstandsmitglied Harald Winter: "Er wollte etwas mit Bezug zur Stadt", so Winter.

Da fiel ihm, Winter, die rund 25 Jahre alte Geschichte ein, als die Stadtverwaltung die Tauben auf dem Rathausplatz mit alkoholgetränkten Ködern bekämpfte. Die Idee war, die umgekippten, weil betrunkenen Vögel aufzusammeln und weit weg zu transportieren. Indes: Die Tauben waren schlauer. Sie flogen dem Rathaus aufs Dach, schliefen ihren Rausch aus, und kehrten anschließend hungrig zurück auf den Rathausplatz.

Berühmt durch Ulrich Wickert

Zuerst aufgegriffen hat diese nette Geschichte damals unsere Zeitung. Einige Monate später war die Anekdote bis Hamburg gedrungen (das war noch vor dem Internet). Als Ulrich Wickert die Tauben-Story als Rausschmeißer für die Tagesthemen verwendete, hatte Forchheim endgültig seine 15 Sekunden Ruhm, von denen 1968 Popart-Künstler Andy Warhol sprach, als er meinte, im Prinzip könne jeder Künstler sein (damals waren es zwar noch 15 Minuten, seither ist die Zeit aber schnelllebiger geworden).

In dieselbe Richtung argumentierte gestern Ottmar Hörl, Jahrgang 1950: "Je älter ich werde, desto weniger weiß ich, was das eigentlich ist: Kunst." Die Künstler nehmen einen Werkstoff her, machen etwas daraus und sagen: Das ist jetzt Kunst. Hörl: "Im Grunde ist das, was wir machen, etwas ganz Banales." Seine Absicht sei es, mit der Öffentlichkeit über seine Kunst ins Gespräch zu kommen — Kunst als Kommunikationsmodell. Hörl: "Da bin ich eher der Rockmusiker in der bildenden Kunst: Ich will nicht auf der Bühne stehen und nach drei Songs ist der Saal leer."

Die limitierte Jahresgabe wird ab sofort an der Museumskasse und in der Touristinformation verkauft, das Stück (handsigniert) zu 110 Euro. Förderkreis-Mitglieder zahlen 90 Euro.

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