Forchheim: Der Platz ist da, die Kita-Plätze nicht

19.4.2018, 14:00 Uhr
Anfang März ist dieser Waldkindergarten der Gemeinde Hausen auf einer Lichtung südlich von Thurn eröffnet worden. Er brachte dem Landkreis 20 neue Kita-Plätze. Andernorts, insbesondere in Forchheim, sind sie Mangelware.

© Roland Huber Anfang März ist dieser Waldkindergarten der Gemeinde Hausen auf einer Lichtung südlich von Thurn eröffnet worden. Er brachte dem Landkreis 20 neue Kita-Plätze. Andernorts, insbesondere in Forchheim, sind sie Mangelware.

So umschreibt es im Jugendhilfeausschuss des Kreistages jedenfalls Ursula Fischer von der Fachberatung und -aufsicht für Kindertagesstätten am Landratsamt. Sie erhalte zurzeit regelmäßig „verzweifelte Anrufe von Eltern“, die keinen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs finden, vor allem im Forchheimer Stadtgebiet. Fischers Aufgabe bestehe dann darin, zu versuchen, „Plätze zu basteln“. Das heißt nichts anderes als zumindest vorübergehende Plätze in Einrichtungen ausfindig zu machen, die, was die Strecke Wohnort – Kita betrifft, oft nicht den Wunschvorstellungen der Eltern entsprechen. Oder eben eine „befristete“ Überbelegung.

Doch Fischer gibt auch unumwunden zu, dass ihr Spielraum als Ratgeberin und Vermittlerin zwischen Eltern und Kita immer eingeschränkter wird: „Wir kommen an unsere Grenzen.“

Warum das so ist zeigen die Zahlen, die Martin Hempfling, Jugendhilfeplaner des Landkreises, im Ausschuss präsentiert. Sein „Sachstandsbericht 2018 zur Kindertagesbetreuung“ zeichnet ein prekäres Bild der aktuellen Platzsituation in den 84 Kitas des Landkreises: Rein rechnerisch stünden hier für die insgesamt 3112 Regelkinder (also Drei- bis unter Sechsjährige) noch 330 freie Platze zur Verfügung, für jüngere Kinder gäbe es noch 70 freie Plätze in Krippen oder Krippengruppen.

Allerdings: Diese „freien“ Plätze können wegen Personalmangel in den Einrichtungen gar nicht belegt werden – oder fallen wegen einer viel zu großen Entfernung zwischen Wohnort und Kita weg. Zudem nehmen die in Anspruch genommenen Buchungszeiten tendenziell weiter zu, „im Schnitt“, so Hempfling, „sind wir heute bei 6,6 Stunden“.

Sein Fazit ist eindeutig — es gibt momentan fast keine freien Kita-Plätze mehr. Auch bei der immer gefragter werdenden Kindertagespflege (aktuell werden 117 Kinder, die unter drei Jahre alt sind, von Tagesmüttern betreut) heißt es: ausgebucht. Die Folgen sind überbelegte Einrichtungen oder das behelfsmäßige Ausweichen auf Kita-Container. Etwa 150 solcher provisorischen Plätze werden 2018/19 für Kindergartenkinder entstehen und rund 30 für Krippenkinder – in Forchheim, Gosberg, Effeltrich, Unterleinleiter, Egloffstein, Obertrubach, Langesensendelbach, Dormitz und Igensdorf.

Klagen nützt meist nicht

Doch Provisorien sind freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein und die Gesamtentwicklung führt dazu, dass „nicht alle Kinder, die einen rechtlichen Anspruch auf einen Kita-Platz haben, aufgenommen werden können“, sagt Hempfling.

Die daran anknüpfende Frage aus dem Gremium, ob es bereits Eltern gab, die einen Betreuungsplatz einklagen wollten, verneint Jugendamtsleiterin Dagmar May. „Denn damit eine solche Klage Aussicht auf Erfolg hat, müssen gewissen Voraussetzungen erfüllt sein.“ Da die meisten Landkreis-Kommunen eifrig dabei sind, neue Kitas zu planen oder bestehende Einrichtungen zu erweitern, sind diese Voraussetzungen aus Sicht von May nicht wirklich gegeben.

Planen sei schön und gut, meinte Rainer Polster (FW), aber die „fatalen Engpässe“ bei der Betreuung – insbesondere in Ballungsräumen wie Forchheim – gelte es aktiv anzugehen: „Wenn also Wohnungsbau-Projekte zu beantragen oder zu genehmigen sind, müssen wir alle nötigen Hebel ansetzen, dass analog dazu auch Kita-Plätze entstehen“, so Polster.

Ausschuss-Mitglied Lisa Hoffmann, ihres Zeichens Forchheimer SPD-Stadträtin, entgegnete, dass „wir uns der dramatischen Lage durchaus bewusst sind“, neue oder ausgebaute Einrichtungen seien in der Innenstadt wie in den äußeren Stadtteilen geplant. „Aber“, so Hoffmann, „von der Planung bis zur Eröffnung, das dauert halt einfach“.

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