Forchheim: Die Familienfrage ist eine Preisfrage

23.5.2018, 06:00 Uhr
Forchheim: Die Familienfrage ist eine Preisfrage

© Edgar Pfrogner

Doris A. hat sich mit einer Freundin im Königsbad verabredet. Beide sind alleinerziehende Mütter, beide haben ihre Töchter dabei. An der Kasse fragen sie, ob sie vielleicht zusammen eine Familienkarte für 17,50 Euro lösen können, so wäre es für beide günstiger. Andernfalls müsste nämlich jede Partei elf Euro zahlen (Erwachsene sieben, Kind vier Euro). Nach Angaben von Doris A. wird die Dame an der Kasse nun aber „sehr streng“. Eine Familienkarte gebe es nur für Familien. Und was ist eine Familie? Antwort: „Vater, Mutter und eigene Kinder.“ Dabei zeigt sie auf die Preisliste. Dort steht unter „Familien-Tageskarte“ als Definition: „Eltern + eigene Kinder“.

Und wie steht es um Alleinerziehende? Handelt es sich bei einer Mutter oder einem Vater mit Kind(ern) etwa nicht um eine Familie? Und was ist mit Großeltern im Enkeldienst? Dazu kommen wir etwas später im Text, zunächst schauen wir in den Landkreis.

Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamtes, erklärt, wie im Wildgehege Hundshaupten das Thema behandelt wird: „Wir legen den Familienbegriff sehr kulant aus.“ Zwei Erwachsene sind zwei Erwachsene: Das Geschlecht der Erwachsenen sei „eigentlich egal“. Vater, Mutter, Kind oder Mutter, Mutter, Kind oder Vater, Vater, Kind oder Mutter, Freundin, mehrere Kinder oder Oma mit Enkeln: Da wird großzügig entschieden, so Schürr: „Zwei Erwachsene mit zwei Kindern zahlen eine Familienkarte, jedes weitere Kind kostet einen Euro extra.“ Ob es nun ein eigenes ist oder nicht. Denn: „Der Wildpark ist auf Kinder ausgerichtet.“ Wenn er speziell für Familien attraktiv sein soll, dann müsse die Preisgestaltung so sein, dass von ihr „positive Werbung“ ausgeht.

Eine Million Euro Defizit

Die Stadt Forchheim nennt auf Anfrage zunächst eine Zahl: Mit einer Million Euro werde das Königsbad jährlich vom Steuerzahler unterstützt, um die Preise im Vergleich zu anderen Bädern „in hohem Maße familienfreundlich“ zu halten. Bei der Tages-Familienkarte bestehe darüber hinaus keine Begrenzung, was die Zahl der Kinder betrifft: Eltern mit zwei Kindern zahlen also genauso 17,50 Euro wie Eltern mit fünf Kindern.

Im Pfalzmuseum wird laut Stadt „ebenfalls die Anzahl der eigenen Kinder für die Familienkarte nicht beschränkt“. Zusätzlich gebe es Gruppentarife und Ermäßigungen. Kinder unter sechs Jahren sind frei. Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, betont die städtische Pressestelle, könnten „natürlich heute eine Familie sein und werden auch so akzeptiert“.

Das EbserMare in Ebermannstadt lässt sowohl gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern als „Lebensgemeinschaften“ gelten wie auch Alleinerziehende mit eigenen Kindern. Zwei Alleinerziehende aber mit Kindern, wie im Fall von Doris A., werden auch hier nicht als „Familie“ im Sinne einer gemeinsamen Eintrittskarte gewertet, wie der Geschäftsführer der Stadtwerke, Jürgen Fiedler, mitteilt: „Hintergrund ist, dass das EbserMare Familien, insbesondere mit mehreren Kindern, preislich entgegenkommen möchte, damit ein Besuch bezahlbar bleibt. Eine Familientageskarte kostet nur zehn Euro.“ Beliebig viele „Zugeständnisse und Vergünstigungen“ würden dazu führen, dass das Bad irgendwann nicht mehr „finanzierbar“ wäre.

Die Definition von „Familie“ ist das eine Thema, das andere sind die realen Kosten und damit der konkrete Eintrittspreis. Bäderchef in Forchheim ist Walter Mirschberger. Er macht folgende Rechnung auf: Ein/e Erwachsene/r und zwei Kinder kosten beim Einzel-Tagestarif 15 Euro. Das ist günstiger als die Familientageskarte (17,50 Euro). Für eine Alleinerziehende wie Doris A. mit bis zu zwei Kindern würde eine Familientageskarte also keinen Sinn ergeben. Und weil die Preise schon vergleichsweise günstig seien, trotz des Millionen-Defizits, könne es auch keine „weitere Rabattierung“ geben. Hier liegt er mit Jürgen Fiedler vom EbserMare auf einer Linie.

Soziale Komponente

Die Familien-Sommer-Saisonkarte kostet 70 Euro für jeden Erwachsenen und 35 Euro jeweils für das erste und zweite Kind. „Ab dem dritten sind alle weiteren Kinder frei“, sagt Walter Mirschberger. Stolz fügt er an: Diese „soziale Komponente“ finde sich in keinem vergleichbaren Bad.

Das Bambados in Bamberg definiert den Begriff „Familie“ eindeutiger als das Königsbad. Dort wird nach Familie klein und groß unterschieden. Familie klein: ein Erwachsener (Eltern/Großeltern) plus beliebig viele eigene Kinder beziehungsweise Enkel (Tageskarte: 7,30 Euro). Familie groß: zwei Erwachsene (Eltern/Großeltern) plus beliebig viele eigene Kinder beziehungsweise Enkel (Tageskarte: 12,20 Euro). Die Preise sind also günstiger als in Forchheim. Dafür zahlt aber der Bamberger Steuerzahler nicht eine, sondern zwei Millionen pro Jahr ins Bambados ein, ob er nun baden geht oder nicht.

Zum Thema Großeltern sagt Mirschberger nur: „Wie will ich das kontrollieren?“ Im Übrigen werde er im Herbst dem Stadtrat einige Änderungen bei der Preisgestaltung vorschlagen. Günstiger werden die Preise sicher nicht.

2 Kommentare