Forchheim: Eine Stufenpyramide als neuer Blickfang

19.7.2017, 09:58 Uhr
Forchheim: Eine Stufenpyramide als neuer Blickfang

© Gräßel Architekten Erlangen

Nanu, eine Stufenpyramide im altägyptischen Stil? So ähnlich mutet auf den ersten Blick an, was im Hinterhof der ehemaligen Landwirtschaftsschule in der Löschwördstraße, Ecke Stauffenbergstraße entstehen wird.

Wenn das Landratsamt im nächsten Jahr die Räume verlassen haben wird, baut ein Investor das Baudenkmal aus den 1920er Jahren um und errichtet im heutigen Innenhof ein zusätzliches Gebäude. So entstehen hier laut Plan 35 Wohnungen und eine Arztpraxis. Ein besonderer Blickfang wird der viergeschossige rückwärtige Neubau: Die drei Obergeschosse rücken auf jeder Seite ein Stück weit ein, so dass ein pyramidenförmiger Baukörper entsteht.

Der Leiter des Bauordnungsamtes, Stefan Schelter, hofft, "dass wir damit vielleicht in eine gute Architekturzeitschrift kommen". Für Bauleute entspricht eine Erwähnung in einer solchen Zeitschrift einem Oscar in der Filmbranche. Manfred Mauser (FBF) dagegen ließ die Form kalt: "Mir gefällt das da hinten nicht." Architekt Sebastian Körber (FDP) lobte das Vorhaben erwartungsgemäß als "schön und spannend". Erwin Held (FW), ebenfalls vom Baufach, fand es "einfach genial". Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) schloss sich an: "Großartig", während sich Albert Dorn (SPD) eher undurchsichtig äußerte: "Ich bin sprachlos."

"Ein bisschen speziell"

Architekt Tim Gräßel aus Erlangen sagt, das Gebäude sei "schon ein bisschen speziell". Er wollte neben das Denkmal als zusätzlichen Wohnraum aber "nicht irgendwas stellen". Die Walmdächer und die Zweigeschossigkeit der Umgebung habe er daher "stark abstrahiert": Das Gebäude verjüngt sich nach oben und bietet dennoch ausreichend Wohnraum. Oben thront ein Penthouse, darunter sind für jede Etage zwei Wohnungen vorgesehen, insgesamt also sieben. Auf der Rückseite entsteht auf diese Weise eine "Dreiseit-Anlage" in der Form eines begrünten Innenhofes: "Fast schon barock", sagt der Architekt.

Das Bauvorhaben könnte bis 2020 fertig werden, der pyramidenförmige Neubau vielleicht schon Ende 2019, so Gräßel. Das hänge auch von der Verfügbarkeit von Baufirmen ab. Für ihn ist der Baukörper in dieser Form eine Premiere: "Flach und zurückspringend haben wir schon häufiger geplant", aber noch nicht als Stufenpyramide. Gräßel: "Uns Architekten wird häufig vorgeworfen, wir würden nur noch Kisten bauen. Die Herausforderung war also hier, die Kiste so zu bauen, dass sie nicht als Kiste wirkt." Das sei eben dadurch gelungen, dass die einzelnen Etagen auf allen Seiten zurückspringen.

Ebenfalls ins Auge springt das Wohnbauprojekt der Sparkasse in der Birkenfelderstraße im Anschluss an das Planungs- und Schulungszentrum: 44 Wohneinheiten, aufgeteilt in mehrere Baukörper mit Flachdächern entstehen hier, die sich von anfangs drei auf bis zu sechs Geschosse "aufstapeln" (Stefan Schelter).

Nicht zu wuchtig?

Die neue Bebauung mit Tiefgarage ersetzt den heutigen Parkplatz. Im rückwärtigen Bereich ist, zusätzlich zum Geschosswohnungsbau an der Vorderseite, ein Reihenhaus mit drei Wohneinheiten vorgesehen. Heike Schade (FGL) lehnte das Vorhaben als einzige ab. Ihre Begründung: "Ich finde das wahnsinnig wuchtig." Dem widersprach Sebastian Körber: "Dies ist ein sehr schöner Beitrag in Forchheim zu dem Thema, wie man Dichte schön bebauen kann."

Die US–amerikanische Hauptstadt Washington hat nur ein Pentagon. Dort residiert das Verteidigungsministerium. Forchheim wird bald drei davon haben: Anstelle des heutigen BRK-Seniorenwohnheimes in der Hainbrunnenstraße werden drei fünfeckige Wohnhäuser im Geschosswohnungsbau entstehen (wir berichteten mehrfach).

Nach verschiedenen positiven Vorbescheiden und geringfügigen Umplanungen hat der Bauausschuss nun den Bauantrag befürwortet. Das bisherige Altenheim aus den frühen 1970er Jahren wird bereits entkernt und demnächst abgerissen. An seine Stelle treten auf dem weitläufigen Parkgrundstück die drei Fünfecke.

Die 44 Wohnungen teilen sich auf in zweimal 14 und einmal 16 Einheiten. Obwohl jetzt drei Baukörper an die Stelle eines einzigen treten, fügt sich die Bebauung nach Ansicht des Bauamtes besser in die Umgebung ein als der bisherige, massive Altenheimbau.

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