Forchheim erlebt wohl keinen Theatersommer

9.4.2017, 06:00 Uhr
Forchheim erlebt wohl keinen Theatersommer

© Foto: Roland Huber

In der Sitzung legte Burdinski, unterstützt vom Kassier seines Theatervereins, dem Bamberger Banker Stephen Goldfarb, die Beweggründe für einen Umzug von Hollfeld nach Forchheim noch einmal offen: In der Fränkischen Schweiz ist die Theaterproduktion auf mehrere, gemietete Standorte verteilt. Das schafft Kosten und koste Zeit. Beides könne man sich sparen, wenn die Produktion an einem Ort zentralisiert werden könnte.

Der Verein stellt sich eine "Theaterscheune" vor, die kein Aufführungsort ist. Vielmehr sollen hier Probebühnen, Techniklager, Garagen, Büro, Kostümabteilung, Requisite, Arbeitsunterkünfte für die Schauspieler und Werkstätten unter einem Dach vereint werden, "ohne jeden Luxus". Ursprünglich war ein Standort an der Lände ins Auge gefasst worden. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) und Kulturbeauftragte Katja Browarzik brachten dann den alten Krankenhausgarten ins Spiel. Wegen seiner zentralen Lage war Burdinski sofort begeistert.

Zuschuss erhofft

Zu den Kosten: Der Theaterverein rechnet mit 1,7 bis zwei Millionen Euro für den Bau. Davon seien 90 Prozent über Zuschüsse abgedeckt. Man hoffe auf einen städtischen Zuschuss zum Bau von maximal zehn Prozent der Restkosten, also bis zu 20.000 Euro. Auf Dauer erhoffe sich der Theatersommer jährlich etwa 10.000 Euro (das Junge Theater erhält Unterstützung in etwa doppelter Höhe).

"Wo liegt der reale Mehrwert für die Stadt?", fragte Manfred Hümmer (FW). Heinz Endres (FBF): "Forchheim ist auch hoch verschuldet." Ulrich Schürr (JB): "Wir können uns kein finanzielles Abenteuer erlauben." Gerhard Meixner (FGL): "Ich bin empört, dass das Ansinnen jetzt nach den Haushaltsberatungen kommt." Udo Schönfelder (CSU) stellte die Frage "nach den Folgen für die Forchheimer Kulturszene". Karl-Heinz Fleckenstein (CSU): "Wir müssen das Rathaus sanieren und und und."

Am Tag danach sagt der Vorsitzende des Jungen Theaters Forchheim (JTF), Hubert Forscht, per Pressemitteilung: "Die Debatte hat gezeigt, dass die Macher des Theatersommers nicht wissen, was in Forchheim läuft. Wer so tut, als gäbe es hier gar kein Theater, ignoriert die gewachsene Kulturarbeit in Forchheim, die von der Bürgerschaft hervorragend genutzt wird."

Seit 23 Jahren bringe das JTF jährlich um die 100 Musik-, Theater- und Kabarettveranstaltungen in den eigenen Räumen und an anderen Spielorten in Stadt und Landkreis auf die Bühne: "Damit erreichen wir mehr Besucher als der Fränkische Theatersommer." Und das JTF könne noch viel mehr, wenn die Stadt nur dazu bereit wäre. Jan Burdinski, im 24. Jahr Intendant des Fränkischen Theatersommers und seit über 40 Jahren professioneller Schauspieler, machte das Angebot, mit dem JTF zu kooperieren, zum Beispiel einen gemeinsamen Winterspielplan zu erarbeiten. Im Sommer werde die Landesbühne wie bisher von April bis September durch ganz Franken ziehen. Aber im Winter könne man in der Stadt Theater anbieten, auf welcher Bühne auch immer: "Synergien sind überhaupt nicht begrenzt, das kann beide inhaltlich voranbringen."

Zur Frage der Konkurrenz mit dem JTF sagte Burdinski: "Das sind völlig verschiedene Formate." Zur Frage des Sponsorings (ist genug für alle da?): "Es kommt auf die Begeisterung der Bürger an." Auch das E.T.A.-Hoffmann–Theater Bamberg wehrte sich einst gegen Konkurrenz. Und heute? Heute existieren mehr als eine Handvoll Theater in Bamberg.

Kassenwart Stephen Goldfarb: "In Forchheim, einer aufstrebenden Stadt in der Metropolregion, haben wir viel bessere Möglichkeiten, mehr Leute anzusprechen und damit auch mehr Geld einzunehmen." Forchheim habe auch noch kein festes Theaterhaus. Die Landesbühne bringe das Know-How dafür schon mit. Auch die Bezirksregierung signalisierte: Forchheim ist förderwürdig, Hollfeld nicht mehr.

Doch nur Lisa Hoffmann (SPD) äußerte sich positiv: "Das wäre eine Perle für Forchheim, ein Gewinn für unsere Stadt." Man solle das Thema weiterspinnen und fragen: "Wie könnte es gehen?" Dabei dürften aber andere, wie das JTF, "auf keinen Fall zu kurz kommen". Tags drauf ist Jan Burdinski niedergeschlagen: "Wir hätten den Säckel der Stadt nicht übermäßig belastet." Aber auch andere Schwiegermütter hätten schöne Töchter.

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