Forchheim: Erst muss Geld fließen, ehe der Zeitbrunnen wieder sprudelt

22.11.2018, 08:00 Uhr
Forchheim: Erst muss Geld fließen, ehe der Zeitbrunnen wieder sprudelt

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Er fließt, speit, sickert, strömt oder gluckst: "Der Zeitbrunnen lädt zum Verweilen ein", sagt Winfried Klose aus Möhrendorf. Der frühere Deutsch-, Geschichts- und Sozialkundelehrer des Herder-Gymnasiums hat den Brunnen früher bereits geschätzt. Wann immer er in Forchheim Bekannte trifft oder essen geht hofft er, das Sprudeln des Zeitbrunnens zu sehen.

"Bahnhofsvorplätze sind meist Stätten der Achtlosigkeit, in Forchheim ist das anders", findet er. Immer wenn das Wasser am Zeitbrunnen fließe, schweiften die Blicke der Wartenden weg von der getakteten Zeit von Bus und Bahn. Der Brunnen mit den Stufenstelen kämpfe gegen die Schnelllebigkeit an. "Ein versiegender Brunnen steht für Stagnation und Endzeit. Den verdient die aufstrebende Stadt Forchheim nicht", sagt Klose.

Immer wieder Probleme

Seit 2003 steht das 110.000 Euro teure Werk des Künstlers Harald Winter auf dem Bahnhofsvorplatz. Der Heimatverein hat es gespendet. Vier Monate nach der Einweihung gab es erste Probleme, seitdem streikte immer wieder etwas: mal die Düsen, die marode Pumpe oder die Steuerung.

Was der Grund für die Probleme ist und wie damit umzugehen ist, daran scheiden sich allerdings die Geister. Für Künstler Harald Winter ist es ein "ewiger Kampf". Er habe sich zum Beispiel an die Stadt gewandt, wenn die Düsen zu Winterbeginn noch nicht abgedeckt waren. Die Abdeckung soll verhindern, dass es hinein regnet und Schmutz eindringt.

"Eigentlich ist nur die Pumpe kaputt", sagt er. Die Software soll laut Stadt allerdings auch nicht richtig funktionieren. Winter hat Zweifel daran, dass der Bauhof den Brunnen überhaupt regelmäßig genug säubert: "Eine häufigere Reinigung würde schon helfen, es fallen ja Blätter rein", sagt er. Schon vor etwa zwei Jahren habe der Heimatverein angeboten, die Hälfte der Sanierungskosten zu übernehmen, betont Winter. "Die Stadt hat nicht reagiert", sagt Dieter George, Vorsitzender des Heimatvereins.

"Der Brunnen ist derart marode"

"Der Brunnen ist derart marode, den können meine Elektromonteure nicht zum Laufen bringen", sagt dagegen Walter Mirschberger, der Leiter des Bau-, Grün- und Bäderbetriebs der Stadt Forchheim. Die komplexe Steuerung des Zeitbrunnens könne nur eine Fachfirma reparieren, sagt er. Die Kosten schätzt er auf mindestens 8000 bis 9000 Euro. Geld, das die Stadt "aus Haushaltszwängen" zuletzt nicht investieren wollte.

Vom Angebot des Heimatvereins, die Hälfte der Kosten zu übernehmen, habe er nichts gewusst, sondern erst jetzt davon erfahren. Das soll in Planungen mit einbezogen werden. Ab Ende November berät die Verwaltung intern über den Haushalt 2019. "Vielleicht wendet sich nun alles zum Guten", hofft Winter.

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