Forchheim: Große Not bei Eltern von Krippen-Kindern

18.3.2019, 06:00 Uhr
Forchheim: Große Not bei Eltern von Krippen-Kindern

© Foto: Patrick Pleul/dpa

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) kennt sie und Stadtrat Manfred Hümmer (FW) auch: Die Anrufe und persönlichen Gespräche besorgter Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen – aber nicht finden.

"Im Kindergarten- und Krippenbereich besteht dringender Handlungsbedarf zur Schaffung von zusätzlichen Plätzen", sagte Gabriele Obenauf und manifestierte ihre Aussage mit erschreckenden Zahlen: So sind momentan insgesamt 185 Kinder in Forchheim ohne Betreuungsplatz. Die Zahl teilt sich auf nach 70 Kindergarten- und 115 Krippenplätzen.

Besonders im Forchheimer Osten, also im Einzugsbereich der Annaschule und in Reuth, ist die Not groß: Hier fehlen insgesamt 60 Plätze. Gleich nach dem "Spitzenreiter" folgt die Innenstadt mit insgesamt 47 fehlenden Betreuungsplätzen. Zwar werde der Carl-Zeitler-Kindergarten ja neu gebaut, so Obenauf, aber mit dem Baubeginn 2020 und der Fertigstellung 2021 könne man die Not akut nicht lindern.

Planungen der Kirchengemeinden liegen auf Eis

Eben sowenig mit einem eventuellen Neubau in der Karolinger Straße. Hinzu komme, dass auch die Planungen der katholischen Kirchengemeinden Verklärung Christi, Burk und Reuth "noch nicht weiter fortgeschritten" sind. Einzig in Kersbach ist wohl ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu erkennen: Hier werde eine "kleine Übergangsgruppe mit 15 Kindern im Mehrzweckraum angesiedelt", und das Neubaugebiet Pointäcker-Süd bringe auch eine neue Einrichtung.

"Wir haben die Verantwortung"

Doch akut hilft das der Stadt auch nicht aus der Misere. "Die Stadt muss sich bewusst sein, dass Handlungsbedarf besteht. Es herrscht Not im Betreuungsbereich und wir haben die Verantwortung", sagte Obenauf. Doch wohin mit den Kleinen, wenn Unterkünfte aus allen Nähten platzen und Grundstücke für Kita-Neubauten, wie Obenauf bestätigte, rar sind?

"Ich fürchte, dass wir auf eine Container-Lösung zurückgreifen müssen", meinte Uwe Kirschstein, der nicht nur ein Standort-, sondern auch ein Personal-Problem sieht: Der Personalmangel habe auch Kindergärten und Krippen erreicht: "Die Schwierigkeit ist auch, geeignetes Fachpersonal zu finden." Eine eventuelle Klage von Eltern auf einen Kindergartenplatz hält der Oberbürgermeister, auf Nachfrage von Albert Dorn (FW), "für einen zahnlosen Tiger". "Die Eltern brauchen in erster Linie einen Platz für ihr Kind", so der OB.

"Versäumnis der Stadtplanung"

Annette Prechtel (FGL) hält den Mangel-Zustand für "dem Jahr 2019 nicht angemessen". Schließlich hindere ein fehlender Platz viele Frauen daran, zurückzukehren in den Beruf: "Forchheim hat auf Expansion gesetzt", sagte Prechtel, es sei "ein Versäumnis der Stadtplanung", dass nun zu wenig Plätze da seien. "Wir müssen uns über einen Neubau konkret Gedanken machen." Eine "große Einrichtung" wäre besonders für den Forchheimer Osten sinnvoll, meinte auch Gabriele Obenauf, dort, wo insgesamt 60 Plätze fehlen.

Ulrich Schürr (JB) plädierte dafür, zweigleisig zu fahren: "Wir brauchen kurzfristige Maßnahmen und müssen langfristig in die Zukunft schauen. Wir müssen das als Stadt selbst in die Hand nehmen," denn "das Problem löst sich nicht von alleine".

Das sieht auch Manfred Hümmer (FW) so, der schimpfte: "Wir räumen den Versäumnissen der Vergangenheit hinterher." Er machte dem OB den Vorwurf, "dass solche Zahlen präsentiert werden, nachdem der Haushalt beschlossen ist". Notfalls müsse man "einen Nachtragshaushalt beschließen". Das sieht Kirschstein anders: "Einen Nachtragshaushalt brauchen wir nicht. Doch das entbindet uns nicht davon, darüber nachzudenken."

Kirche vor Umstrukturierung

Bürgermeister Franz Streit (CSU) gab zu bedenken, dass die katholische Stadtkirche momentan vor einer "Riesenumstrukturierung" stehe: "Das betrifft auch die Kindergärten." Udo Schönfelder (CSU) plädierte für "kurze Wege für kurze Beine", schließlich sei Forchheim eine "familienfreundliche Stadt". Anstelle eines Neubaus auf der grünen Wiese kann sich Schönfelder auch vorstellen, auf den Supermarkt-Dachflächen eine Etage für eine Kita draufzusetzen. "Das machen andere Kommunen auch und die Fläche ist eh versiegelt." Die schnellste Lösung ist für Karlheinz Fleckenstein (CSU), "die Bestandsimmobilien ins Auge zu fassen".

"Eine Lösung von heute auf morgen gibt es nicht", so OB Kirschstein abschließend. Die Verwaltung wurde schließlich von den Stadträten einstimmig beauftragt, bis September 2019 weitere Lösungen zur Erweiterung des Platzangebotes im Kindergarten- und Krippenbereich zu finden. Gabriele Obenauf wird im Mai, nach der Schuleinschreibung, nochmals gehört werden und dann auch konkrete Zahlen zum Schulkorridor vorlegen.

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