Forchheim: HFG-Schüler verzaubern mit Kammermusik

15.7.2018, 08:00 Uhr
Genau positionierte Plastikeimer halfen beim Kammermusik-Abend des Herder-Gymnasiums dabei, die Folgen des Starkregens zu dämpfen. Die barfüßige Harfenistin wurde dennoch vom herabtropfenden Nass irritiert.

© Udo Güldner Genau positionierte Plastikeimer halfen beim Kammermusik-Abend des Herder-Gymnasiums dabei, die Folgen des Starkregens zu dämpfen. Die barfüßige Harfenistin wurde dennoch vom herabtropfenden Nass irritiert.

Doch zuerst einmal galt es, Plastikeimer genau zu positionieren, denn das Flachdach war während des Starkregens einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt gewesen. Die Folgen waren Wasserlachen auf der Bühne und eine barfüßige Harfenistin. Sie spielte ein Stück von Philip Jacob Meyer aus dem frühen 19. Jahrhundert und war dabei ständig abgelenkt vom herabtropfenden Nass, das sich nicht an die Noten hielt. Die Solistin dagegen überzeugte sehr an ihrem ohnedies empfindlichen Instrument.

Mit einem von Mozarts „kleinen, leichten und kurzen Concerti“ brachten Luise Keuchl und Pia Fischer (beide 10a) die Querflöte und das Klavier zum Singen. Wer sich informiert hatte, konnte nachlesen, dass es sich um ein Auftragswerk handelte, mit dem Mozart seinen Lebensunterhalt verdienen musste.

Die Schüler Amelie Franke und Alexander Bett (9b) ließen die Republik Triumphe feiern in dem musikalischen Werk von Francois-Joseph Gossec, der zu seiner Zeit auf einer Ebene mit Gluck, Rameau und Stamitz stand, heute aber kaum noch bekannt ist. Sein „Tambourin“ auf der Querflöte erinnerte klanglich atmosphärisch geradezu galant an französische Revolutionäre.

Im Hintergrund gab Musiklehrer Johannes Eismann am Konzertflügel den Generalbass vor, an dem sich Elena Wopkes und Johannes Huber (beide 8b), sowie Maike Schild mit ihren Violinen orientierten, um bei all den kanonischen Wiederholungen eines Johann Pachelbel nicht rauszukommen. Elena Wopkes gab anschließend auch noch eine Kostprobe ihres Gesangstalents. Mit „An den Sonnenschein“ von Robert Schumann vermochte sie bei ihrem Publikum sehr angenehm an den Vertreter der Romantik zu erinnern.

Sebastian Ritter (9b) stellte zwei Tänze aus der „Französischen Suite“ vor, die am Klavier in G-Dur gespielt werden. In diesem Stück hatte der Komponist Johann Sebastian Bach Einflüsse vom Königshof in Versailles aufgegriffen; in der „Allemande“ sind dagegen deutsche Volkstänze ausgeschmückt, und mit der „Gigue“ wurde ein englischer Rausschmeißer komponiert. Der junge Interpret spielte seine Werke vorbildlich mit jener sanften Entrücktheit, die auch die Zuschauer ergriff.

Den Kobold gefangen

Geschrieben war das ja für ein Instrument, das keineswegs dem heutigen Klavier entspricht, sondern eher einem Cembalo oder Clavichord, das ohne Pedale auskommt. Der norwegische Komponist Edvard Grieg hat in den „Lyrischen Stücken“ einen Kobold festzuhalten versucht, wie er der skandinavischen Geisterwelt innewohnt. Die Schülerin Lena Dallhammer (7b) versuchte, den kleinen Unhold mit flinken Fingern wieder einzufangen.

Die Geschwister Katharina und Alexander Bett (beide 9b) waren zunächst als Begleiter gefragt. Später setzte sich Alexander Bett vor die 88 schwarz-weißen Tasten, um eines der „Lieder ohne Worte“ vorzuspielen, mit denen Felix Mendelssohn-Bartholdy gern zu den Herzen seiner Zuhörer sprach. Dies gelang auch dem jugendlichen Pianisten in der Aula sehr eindrücklich. Als dann Nicolai Prechtel (7b) dran war, kam das Publikum in den Genuss einer Klaviersonate von Joseph Haydn, sehr einfühlsam interpretiert.

Sophia Wagner (9b) ließ ihr Herz sprechen, als sie mit heller Sopranstimme „Sento nel Cuore“ anstimmte. Deutlich entspannter ging Elena Becher (10b) ans Werk. Ihr oblag die Aufgabe, das Fach Jazz zu eröffnen. Hier glänzte wieder das Saxophon-Quartett, das nach dem Bigband-Konzert einen erneuten Auftritt hatte. Elena Becker entlockte dem Klavier poetische Balladen und groovigen Soul aus der Feder des Münchner Komponisten Michael Schütz.

Nach zwei vergnüglichen Stunden beendeten die Schüler den Konzertabend mit einem Kunstlied Hugo Wolfs aus dessen Zyklus nach Gedichten Eduard Mörikes. Jonathan Wagner begleitete seine Partnerin Stefanie Fischer (Q12) zurückhaltend und arbeitete sehr schön die Melancholie des Stückes heraus. Die Zuhörer dankten es mit begeistertem Beifall, hatte der Abend doch offenbart, dass man sich hier mit wahrem Enthusiasmus der musikalischen Werke annimmt, ganz so wie man es einem musischen Gymnasium nur wünschen kann.

 

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