Forchheim: "Hublwinter" von Harald und Harald

4.10.2015, 16:52 Uhr
Forchheim:

© Foto: Udo Güldner

Es sind extrem wache Farben, die dem Betrachter aus dem Ufergebüsch entgegenspringen. „Es war ein intensiver Sommer an der südlichen Mainschleife,“ schwärmt Harald Hubl und meint damit nicht nur das Wetter, sondern auch eine kreative Explosion, die den Pensionär mit dem Buntstift in der Hand erfasst hat.

Per Fahrrad war Hubl rund um Sommerhausen unterwegs, um das Grün in allen Facetten zum Blühen und zum Glühen zu bringen. In vielen Schichten übereinander hat er seine detailfreudigen Ansichten gefasst, um die Leuchtkraft zu stärken. „Das habe ich an der Regnitz auch schon so gemacht. Mich reizt eben das Kleine.“

Gleich daneben setzt sich das Mehr an Farbe im Forchheimer Kellerwald fort, den Harald Hubl, nun da er seine Werkstatt für Radierung an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg ausgeräumt hat, noch häufiger wird aufsuchen können. Aus einem hochformatigen Blick durch die Bäume hat er ein dreiteiliges Werk geschaffen, das wie ein lebensfrohes Triptychon wirkt. Ein Altarbild, das der Natur huldigt — und der Kunst.

Das scheinbare Gewirr der Stämme und Äste ordnet Harald Hubl mit dem Raffinement des erfahrenen Kompositeurs. Seine fränkischen Landschaften, seien es der Blick von der Burg Egloffstein oder dem Reifenberger Keller hinunter ins Tal, hat er gezeichnet und dann mit Aquarellfarben koloriert. „Die passen wunderbar zu Buntstiften.“ Oder er hat sie mit warmen Temperafarben leichterhand hingeworfen.

Die beiden Haralds kennen sich schon lange, haben aber erst einmal gemeinsam ausgestellt — vor vielen Jahren in Forchheims Partnerstadt Rovereto. Der „Hublwinter“ zeigt ihre Werke nun räumlich und inhaltlich streng getrennt. Während Hubl im kleinen vorderen Saal Landschaften präsentiert, sind bei Winter im großen Saal Porträts und Stillleben zu entdecken. Aber auch experimentelle Formen wie das Zeichnen am Tablet.

Gegenständliches dominiert

„Elektronische Kritzeleien“ heißen die dann und erzählen von Winters Werken im UN-Gebäude in Genf. Beide Künstler sind Protagonisten des Gegenständlichen und schwärmen seit Jahrzehnten für das Land jenseits der Alpen. Harald Hubl kann sich an den menschenleeren Straßenszenen und flüssigen Idyllen in seinen venezianischen Veduten nicht sattsehen. Auch wenn über den postkartigen Kanälen ein Baukran aufragt. „Gerade das macht das Bild doch reizvoll. Eben weil es keine perfekte Kulisse ist.“

Es sind Land-Streifen, die ausschnittartig die Architektur und die Atmosphäre einfangen. Und manchmal auch ironisch sein können. Etwa wenn sich auf dem Bild „Flugplatz“ eine Möwe in der Nähe der Insel Burano auf einem Holzpfahl niedergelassen hat. Harald Winter indes greift mit seinen charakterstarken Porträt-Zeichnungen die Einwohner des süditalienischen Dorfes Castellabate heraus.

Der Besitzer des Strandbades, der örtliche Metzger, der Chef des Tourismus-Büros: Sie alle finden den Weg in das Skizzenbuch und später auf das großflächige Papier. „Dort wohnen sechshundert Menschen. Mir fehlen noch sehr viele,“ so der Perfektionist Winter, der einen Großteil seiner Zeichnungen dem Papierkorb anvertraut. Dabei ist auch Harald Winter, der sein Atelier in Weilersbach hat, der Humor nicht fremd, und so wundert sich der Betrachter über einen Teddybären mit Einschussloch, ein kopfüber aufgehängtes Schwein und andere Todesmotive, die der Vergänglichkeit als Topos der Kunst weitere Aspekte hinzufügen.

Und wenn Harald Winter langweilig wird, dann holt er mit dem Pinsel aus und schleudert „Die Lage der Dinge“ auf die Leinwand. Ein Ölgemälde voller Formschönheit und noch mehr Andeutungen. „Wer genau hinsieht, bemerkt ein Zitat, das auf Lucio Fontanas avantgardistische Schnittbilder hinweist.“

Die Ausstellung „Hublwinter“ in den Rathaushallen ist noch bis zum 31. Oktober 2015 zu sehen, Montag bis Freitag 11 bis 17 Uhr; Samstag 10-13 Uhr.

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