Forchheim ist weit weg von der radfreundlichen Stadt

28.5.2017, 08:00 Uhr
Die Note 5 kassiert Forchheim in punkto Sicherheit und Komfort für das Vorbeiradeln an Baustellen (hier in der Bayreuther Straße).

© Roland Huber Die Note 5 kassiert Forchheim in punkto Sicherheit und Komfort für das Vorbeiradeln an Baustellen (hier in der Bayreuther Straße).

Zu den Hauptkritikpunkten zählt die schlechte Führung des Fahrradverkehrs an Baustellen. Radler müssen entweder sehr lange Umwege in Kauf nehmen oder gefährliche Überquerungs-Aktionen riskieren. Nach Meinung von Frank Wessel, Vorstandsmitglied des ADFC Forchheim, ein Unding: „Im Längsverkehr braucht ein Fahrradfahrer nicht annähernd so dringend Schutz, wie wenn er gezwungen ist, die Straße zu überqueren. Ein Beispiel ist die Baustelle an der Eisenbahnbrücke in der Bayreuther Straße beim ,Pack mer’s‘, wo die Situation ziemlich gefährlich ist“, weiß Wessel.

An der Kreuzung der Hainbrunnenstraße mit der Eisenbahn-Überführung habe klar die „Leistungsfähigkeit“ aus Autofahrersicht im Vordergrund gestanden. „Da vergrößerte man lieber die Querungshilfe, als für die Radler eine grüne Welle zu schalten“, moniert Wessel. Um den Halt in der Mitte der Straße kämen Radler aufgrund der unglücklichen Rotphasen-Taktung nicht herum.

Noch problematischer sei das Kersbacher Kreuz im Forchheimer Süden: „Da kann man sich fragen, ob Fahrradfahrer auf der Kreuzung übernachten sollen“, schimpft Wessel. Gelte es doch, zwei Rechtsabbiegerspuren und vier „normale“ Fahrstreifen zu überqueren, zusätzlich behindert von einer Druckampel. Auch um den Fahrkomfort ist es nicht zum Besten bestellt. Über Buckel- und Schlaglochpisten mag Frank Wessel schon keine Worte mehr verlieren. Ihn ärgern auch und gerade die Radweg-Einfahrten, deren Auffahrkanten viel zu hoch — so hoch wie zwei Zwei-Euro-Stücke übereinander — seien. Dabei gehe es auch anders: „An der B470 gibt es bei den neu gebauten Radwegen Null-Zentimeter-Kanten“, freut sich Wessel.

Zu wenig Abstellmöglichkeiten

Eindeutig unterrepräsentiert sind in Forchheim Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Vor allem Touristen würden nach Frank Wessels Worten abschließbare Fahrradboxen vermissen, in denen Wertsachen sicher untergebracht werden können. Aber selbst an ganz normalen Fahrradständern mangelt es in der City. Was nach Frank Wessels Meinung nicht primär eine Frage des Geldes ist: „Man kann Parkraum für Fahrräder kostenneutral schaffen, das ist in erster Linie eine Frage des politischen Willens“, so Wessel, der sich unter anderem im Zuge der Neu- oder Umnutzung des Forchheimer Rathauses eine überdachte Fahrrad-Abstellanlage vorstellen kann.

Für die Fahrradstadt Forchheim gibt es vom ADFC gleichwohl auch Lob: Die Innenstadt ist per Rad deutlich besser erreichbar als in anderen Städten, was nicht nur am brauchbaren und bereits gut ausgebauten Radwegenetz liegt, sondern auch an einer schlüssigen Ausweisung von verkehrsberuhigten Straßen, wodurch es möglich wird, mit dem Rad unter Vermeidung von zu vielen „Autokontakten“ aus der Peripherie ins Zentrum zu gelangen. Auch würden die Wege vorbildlich frei gehalten, im Sommer von der Kehrmaschine, in der kalten Jahreszeit vom Winterdienst. Für die Krone der fahrradfreundlichsten Stadt Bayerns reicht dies freilich noch lange nicht aus.

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