Forchheim: Kinderbetreuung wächst weiter

13.12.2017, 06:00 Uhr
Forchheim: Kinderbetreuung wächst weiter

© Foto: Ralf Rödel

Es hat sich viel getan. In Bayern ist die Zahl der Tageseinrichtungen in den vergangenen vier Jahren von 8749 auf 9359 gestiegen. Doch die Geburtenzahlen sind weiter hoch, die Nachfrage nach Kinderbetreuung ebenfalls. So auch in Forchheim, in Stadt und Landkreis: Insgesamt gibt es derzeit 83 Tageseinrichtungen für Kinder. In Krippen, Kindergärten und Schüler-Horten stehen 5147 Plätze zur Verfügung. 2014 waren es laut Statistischem Landesamt rund 4700.

Doch der Bedarf bleibt hoch, bestätigt Ursula Fischer von der Fachberatung und Fachaufsicht für Kindertagesstätten am Landratsamt. Seit 2013 gilt für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr ein bundesweiter Rechtsanspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz. Städte und Gemeinden müssen sich ranhalten, um diesen gewährleisten zu können: Einrichtungen werden also ausgebaut, aufgestockt oder neu gebaut.

Doch das geht nicht ohne Hindernisse: Personal ist knapp, Geld und geeignete Flächen vielerorts ebenfalls. "Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, haben wir schon länger", sagt Fischer. Das Thema sei aber nach wie vor eine "große Herausforderung" für die Einrichtungen. 895 Erzieherinnen und Erzieher sind aktuell im Einsatz. Gebraucht werden bald noch mehr.

Der Freistaat kennt das Problem und steuert gegen: 2018 wird der Meisterbonus, den die Absolventen für eine bestandene Meister- oder Fortbildungsprüfung einmalig bekommen, um 500 Euro auf 1500 Euro erhöht. Ob das ausreicht, um mehr junge Leute in den Beruf zu locken, ist jedoch fraglich.

Auch die finanziellen Mittel sind vielerorts knapp. Vor allem für kleinere Gemeinden ist eine Kita, sei es Neubau, Ausbau oder Unterhalt, ein großer Kostenfaktor. Beispiel Eggolsheim: Im Ortsteil Drügendorf soll eine Kita mit 25 Kindergartenplätzen und zwölf Krippenplätzen neu gebaut werden. Die Gesamtkosten liegen bei 1,85 Millionen, die Gemeinde muss eine Million selbst aufbringen. Von "enormen Kosten" war diesbezüglich vor kurzem im Gemeinderat die Rede.

Doch eine gute Kinderbetreuung ist nicht allein aus rechtlichen Gründen ein Muss — kleine Gemeinden auf dem Land müssen sich bemühen, für junge Leute attraktiv zu bleiben — oder zu werden — um die Abwanderung in die Ballungsräume zu bremsen. Und Gemeinden, die sich über Zuzüge freuen, müssen erst recht in die Kinderbetreuung investieren. "Eine gute Kita kostet ja nicht nur Geld, sie bietet einen Mehrwert", betont Fischer.

Um Städten und Kommunen unter die Arme zu greifen und den Ausbau der Tagesstätten zu beschleunigen, legte der Freistaat ein Investitionsprogramm auf. Statt wie bisher 50 Prozent sollen Kommunen künftig rund 85 Prozent der förderfähigen Investitionskosten erstattet bekommen (wir berichteten). "Die Fördermöglichkeiten und Investitionsprogramme werden von den Gemeinden gut genutzt", bestätigt Fischer.

Flächen sind rar

Geht es um Grundstücke, beispielsweise für Neu- oder Anbauten von Kindertageseinrichtungen, stoßen Stadt und Landkreis bereits an ihre Grenzen. Vor allem im Stadtgebiet sind Bauflächen rar, der Bedarf (vor allem an bezahlbarem) Wohnraum, ist ebenfalls hoch und muss befriedigt werden. "Es geht nicht darum, irgendeine Fläche zu bebauen. Eine Tageseinrichtung muss gut angebunden sein, wohnortnah und bedarfsgerecht", erklärt Fischer. Es gebe nur wenige in Forchheim, die nicht ausgelastet seien — aber diese lägen eben meist ungünstig.

Auch viele Kommunen im Landkreis sind eifrig dabei, Bauflächen zu erschließen, selbst auf dem Land werden sie vielerorts knapp. Doch mitunter stehen beim Ausbau der Kinderbetreuung noch andere Hindernisse im Weg, wie zum Beispiel in Unterrüsselbach: Dort soll die bestehende Krippe erweitert werden, um einen Kindergarten mit 50 Plätzen. Denn im Markt Igensdorf haben sich die Geburtenzahlen seit 2008 fast verdoppelt. Eine Baugenehmigung liegt aber laut Bürgermeister Wolfgang Rast immer noch nicht vor, die Behördenmühlen mahlen langsam. Zudem sieht das Landratsamt den 100 Meter entfernten Bio-Hühnerhof als ein Problem — durch ihn sei die Luft mit Bio-Aerosolen, Schwebstoffen, belastet. Zwar bestätigt ein Gutachten, dass die gemessenen Werte unbedenklich seien. Trotzdem: Der Prozess hat sich verzögert.

Insgesamt aber "steht Forchheim in Sachen Kinderbetreuung nicht schlecht da", bilanziert Fischer. Ausruhen könne man sich jedoch nicht. Vor allem im südlichen Landkreis, wo viele Familien in die neuen Baugebiete kämen, brauche es noch mehr Plätze. Und im Stadtgebiet sowieso.

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