Forchheim: OB Uwe Kirschstein will Versöhnung

22.1.2019, 07:56 Uhr
Forchheim: OB Uwe Kirschstein will Versöhnung

© Fotos: Huber

Uwe Kirschstein ist immer für eine Überraschung gut. 2018 noch irritierte er die Zuhörer beim Neujahrsempfang mit einer SpVgg-Jahn-Schelte, die viele als unpassend empfanden. Auch in diesem Jahr hätte der OB austeilen können – die Querelen um den neuen Namen des Altstadtfestes und die Kritik am Vorgehen der Verwaltung hätten sich angeboten.

Und dann: Uwe Kirschstein tritt ans Mikrofon und spricht etwa 20 Minuten. Er erwähnt kein einziges Mal das Wort Altstadtfest und/oder Mauernscheißerfest, MyStadtfest oder eine der anderen drei Varianten, trotzdem ist die Debatte nebst Nebenwirkungen präsent. Uwe Kirschstein verpackt das Ganze in den Brexit, den geplanten Mauerbau der USA an der Grenze zu Mexiko und das gute alte Klassentreffen. Klingt erst mal ziemlich weit entfernt von den Forchheimer Verhältnissen, passt dann aber doch sehr gut.

Am Anfang des Brexits habe die "Hoffnung auf vermeintliche Selbstbestimmung" gestanden, inzwischen drohe das Gegenteil, der unkontrollierte Ausstieg aus der EU, und zwei Lager stünden sich unversöhnlich gegenüber. Das Gleiche spielt sich beim von US-Präsident Donald Trump gewünschten Mauerbau ab: Zwischen den Lagern gebe es nur wenig bis keinen Austausch, der Diskurs eskaliere, "der Kompromiss scheint nichts mehr zu zählen". Er wünsche sich, "dass wir einen gemeinsamen Namen finden. Einen Namen, der uns wieder verbindet und wieder eint."

So versöhnlich und auf andere zugehend hat man den OB nicht oft erlebt. Er streift die gescheiterte Bewerbung zur Landesgartenschau (vielleicht gibt es eine zweite Chance? fragt er sich), wirbt für die Europawahl und landet über das Thema Bildung erneut in Forchheim. Die Lernumgebung sei maßgeblich für den Lernerfolg — ergänzt durch Ganztagsangebote. Hier sei eine entsprechende Förderung durch den Freistaat wichtig, weil die Kommunen das nicht alleine stemmen könnten.

Das Schülerdasein haben Uwe Kirschstein und seine Zuhörer schon längst hinter sich gelassen, jetzt spielt nur noch das Klassentreffen eine Rolle — das der OB nutzt, um seinen finalen Harmonie-Appell einzuleiten. Auf so einem Klassentreffen, erzählt er, sehe man sich nach 20, 30 Jahren wieder und frage sich manchmal nicht nur "Katharina, bis du das?", sondern komme ins Gespräch, auch mit denen, die man früher nicht sonderlich leiden hat können.

Erst später am Abend bildeten sich die altbekannten Grüppchen, die Coolen, die Streber, die Nerds . . . Für 2019 wünscht der OB Gesundheit, Liebe und: "Denken Sie immer an den Beginn des Klassentreffens: reden Sie mit allen Menschen. Auch denen, die eine andere Meinung haben. So gelingt unser Zusammenleben. Davon lebt unsere Stadtgesellschaft."

 

 

 

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