Forchheim: Ohne Gummistiefel geht nichts mehr

15.6.2016, 12:00 Uhr
Forchheim: Ohne Gummistiefel geht nichts mehr

© Ralf Rödel

Vor allem der Getreideanbau leidet unter dem Dauerregen: „Die feucht-nasse Witterung fördert das Pilzwachstum“, sagt Hermann Greif, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes in Oberfranken. Und selbst wenn sich das Wetter in den kommenden Wochen bessern sollte, könnte die Bauern noch eine weitere „böse Überraschung“ erwarten, so Greif. Denn das Überangebot an Wasser hat dazu geführt, dass die Pflanzen keine allzu tiefen Wurzeln ausbilden mussten. „Das macht sie doppelt anfällig für Wind und Wetter.“

Im Sommer 2015 noch mussten die Bauern bei subtropischer Hitze lange auf den erhofften Regen warten – heuer bleiben ihre Traktoren in Wasser- und Schlammpfützen stecken. „Mancherorts ist es unmöglich geworden, mit den Maschinen überhaupt auf die Felder zu gelangen“, sagt Greif.

Forchheim: Ohne Gummistiefel geht nichts mehr

© Ralf Rödel

Planbar sei in diesem Jahr so gut wie nichts. Während auf eine Ortschaft Platzregen niedergeht, strahlt fünf Kilometer weiter die Sonne. „Die Bauern müssen jederzeit auf Abruf bereit sein. Spaßig ist das nicht.“ Da nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Feldfrüchte unter den Wetterkapriolen leidet, rechnet Greif mit Ertragseinbußen von zehn bis 15 Prozent, sollten sich die Witterungsbedingungen nicht ändern. „Wir hoffen aber, dass sich die Wetterlage in den nächsten Wochen wieder beruhigt. Wäre schön, wenn die Landwirte mal durchatmen könnten.“

Der Forchheimer Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten, Stephan Keilholz, sieht den Regen der letzten Wochen sogar „sehr positiv“: Nach der Trockenheit des vergangenen Jahres sind die Wasserspeicher in den Waldböden wieder gut gefüllt. „Wenn die Wasserversorgung der Bäume gewährleistet ist, können sie sich besser gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer wehren“, so Keilholz. Witterungsbedingte Schäden im Staatswald, zum Beispiel durch Erdrutsche oder überflutete Forstwege, seien ihm bisher nicht bekannt. „Auch weil bei unseren stufig aufgebauten Mischwäldern das Wasser gut versickern kann.“

Getrübte (Bier-)Stimmung

Die Betreiber von Bierkellern können dem Regen freilich wenig Positives abgewinnen. Immerhin musste man zuletzt schon ein sehr dickes (und wasserdichtes) Fell haben, um sich sein Bier im Freien schmecken zu lassen. Kaum Gelegenheit also für typisch fränkisches Bierkeller-Feeling. Der Forchheimer Neder-Keller vermeldet deutlich weniger Gäste als im gleichem Zeitraum 2015.

Ein Gäste-Minus verzeichnet auch die Kellerwaldschänke Lunz in Willersdorf. Bei schlechtem Wetter habe man dort erst gar nicht geöffnet, sagt Wirt Raimund Lunz. „Deshalb mussten wir in letzter Zeit öfters dicht machen als uns lieb ist.“

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