Forchheim: Sauer auf die Bahn

15.10.2014, 06:00 Uhr
Nur am Gleis in Richtung Nürnberg steht am Halt Kersbach ein Fahrkartenautomat. Wer in die andere Richtung will, nach Forchheim oder Bamberg, muss einen umständlichen Umweg in Kauf nehmen.

© ROLAND G HUBER Nur am Gleis in Richtung Nürnberg steht am Halt Kersbach ein Fahrkartenautomat. Wer in die andere Richtung will, nach Forchheim oder Bamberg, muss einen umständlichen Umweg in Kauf nehmen.

Uwe Weber hat sie alle gezählt, die Treppenstufen, die er zusätzlich steigen muss. „Es sind 180“, sagt der Kersbacher. 180 Stufen. Um eine Fahrkarte zu lösen. Unzumutbar sei das für Senioren und für Menschen mit Behinderung, sagt Weber. „Ich gehe ja selbst auf die 70 zu.“

Grund für die zusätzlichen Wege: Am Bahn-Halt Kersbach gibt es nur einen einzigen Fahrkartenautomaten. Der steht am Gleis Richtung Nürnberg. Wer aber ausgerechnet in die entgegengesetzte Richtung will, also nach Forchheim oder Bamberg, und auf das entsprechende Gleis läuft, findet dort keinen Automaten. Er muss erst zum Gleis nach Nürnberg gehen, die Fahrkarte lösen und wieder zurück.

Doppelt so viel Zeit

Auch zeitlich wirkt sich das aus: Für den Weg zum Bahnhof brauche er vielleicht eine viertel Stunde, rechnet Weber vor. Muss er den Weg zum Automaten in Kauf nehmen, verdoppelt sich diese Zeit.

„Die Aufstellung eines zweiten Automaten ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu vertreten“, sagt dazu ein Bahn-Sprecher. Der Umsatz sei zu niedrig; einen zweiten Automaten aufzustellen lohne sich aufgrund der Fixkosten nicht. Kurios: Laut (offenbar veralteten) Unterlagen der Bahn-Pressestelle, die in München sitzt, befindet sich der bestehende Fahrkartenautomat am Gleis nach Bamberg. In der Realität ist es genau anders herum: Der Automat steht am Gleis nach Nürnberg.

Wie auch immer: „Bisher sind uns keine Klagen bekannt“, so der Bahn-Sprecher gegenüber den NN.

Der Kersbacher Weber verlangt von der Bahn gar nicht unbedingt einen zweiten Fahrkartenautomaten. Ihm würde es schon reichen, den einen Automaten so zu versetzen, dass er von beiden Gleisen gleich weit entfernt ist.

Diesen Wunsch wird ihm die Bahn sogar erfüllen, wenn auch nicht sofort. Denn im Zuge des ICE-Streckenausbaus wird, wie mehrfach berichtet, der Bahnhof Kersbach sein Gesicht verändern. Zwar bleibt es auch dann bei dem einen Automaten, der wird aber auf dem barrierefreien Mittelbahnsteig, der neu geschaffen wird, aufgestellt. Die Bahn sieht darin „eine optimale Lösung“.

Was Weber besonders ärgert – und wo auch in der Gegenwart leicht etwas geändert werden könnte – ist, dass es von Seiten der Bahn an Informationen fehle, auf die vor allem Ortsfremde angewiesen seien. Informationen darüber etwa, dass es nur den einen Automaten gibt, dass deswegen zusätzliche Wege einkalkuliert werden müssten. „Sonst richtet man sich ja nach der Abfahrtszeit und plant nicht genügend Zeit ein.“

Was ebenso fehlt: ein Aushang darüber, ob auch beim Schaffner im Zug ein Ticket gelöst werden kann (Bahn: nur in „Ausnahmefällen“, etwa bei einer Automatenstörung). Einen solchen Aushang gibt es nicht. „Ich fahre nicht mehr mit der Bahn“, ist die Konsequenz des Kersbachers. „Die sind mich als Kunden los.“

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