Forchheim: „Schön, dass es das noch gibt“

27.1.2015, 19:30 Uhr
Forchheim: „Schön, dass es das noch gibt“

© F.: Rödel

„Das ist hier so, wie es früher einmal war.“ Der alte Schriftzug an der Karnbaum-Fassade bringt Karin Engelhard ins Schwärmen. „In München findet man das nicht. Auch wenn einige inzwischen versuchen, im Retro-Style auf alt zu machen.“ Sobald sie wieder bei ihren Freunden in Forchheim zu Besuch ist, darunter eine ehemalige Schulkameradin, gibt es freitags Backfisch, „und jedes mal ein freundliches Grüß Gott. Eine wunderbare Gemütlichkeit, die einen die Hektik vergessen lässt.“

Schon bei der Anfahrt hat Karin Engelhard ihr erstes Erlebnis. Am Parkscheinautomat hat sie ihr Säckchen voller 50 Cent-Stücke dabei, das sie in München ständig brauche. Aus Gewohnheit habe sie eine Handvoll eingeworfen, bis der Automat protestiert hätte. „Es fehlte nur noch, dass er mir anzeigt: Sie können hier übernachten.“

Die Sehenswürdigkeiten, die Touristen präsentiert werden, lässt Karin Engelhard links liegen. Ihr geht es um den Kontrast, um das Früher und das Heute, um einen nostalgischen Blick zurück in die 80er Jahre, die auch in ihrem neuen Solo-Programm im Mittelpunkt stehen.

In Forchheim hat sie schon Klamotten im Secondhand-Laden des Roten Kreuzes gekauft, mit denen sie in Filmen gespielt hat. Hier hat sie schon ihre Schuhe zum Reparieren bei „Wolfrum und Müller“ in der Bamberger Straße abgegeben. „Es ist alles so zentral.“ Hier hat sie schon am Feuerwehrfest in Kersbach den selbstgebackenen Kuchen bewundert. Hier könne man noch den Ur-Franken finden, schmunzelt die Kabarettistin.

Auf dem Weg durch die Holzgasse bewundert sie die „wunderbaren alten Häuschen“. Ein Wesenszug einer durch und durch positiv gestimmten Persönlichkeit, die das Negative nicht in den Vordergrund rückt.

In der Bäckerei Lieb in der Hauptstraße kehren die alten Erinnerungen zurück. Denn Karin Engelhard ist gelernte Bäckereifachverkäuferin, „mit Schwerpunkt Mohn, Sesam, Laugengebäck.“ „In München sage ich immer BFVK, dann denken alle, ich arbeite in der IT-Branche.“

„Das ist ein Weib“

In der Backstube hat sie den Brotschieber schneller in der Hand, als Maria Lieb schauen kann. „Das ist ein Weib“, entfährt es der Bäckersfrau anerkennend. Denn Karin Engelhard ist in der Innenstadt längst keine Unbekannte mehr, ihr unbefangenes Auftreten, ihre direkte Art kommen gut an. „Ich bin etwa alle zwei Monate in Forchheim.“

Abschluss des Rundgangs ist in der Gastwirtschaft „Neder“ in der Sattlertorstraße. „So etwas abgefahrenes habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Wenn man da drin sitzt und die Leute beobachtet, denkt man, man sei im Film.“ Schon im Hausflur die erste Begegnung mit einem im wahrsten Sinne des Wortes „Alteingesessenen“. Karin Engelhard setzt sich, er reicht freundlich ein Kissen und bietet vom Leberkäs an. „Solche Gastfreundschaft findet man nur hier.“

In der Gaststube gibt es ungläubiges Kopfschütteln, als die Schauspielerin „ein kleines alkoholfreies Bier“ bestellt. „Hom mer ned!“ Nur Seidla, mit „dener ihr eich zsammsaufen könnd.“ Was Karin Engelhard nicht davon abhält, mit „I bin fidel, fidel, fidel, mi leckst am Arsch, bis dass der Deifi holt mei arme Seel“ ein fränkisches Lumpenlied anzustimmen.

In einem Doris Dörrie-Film hat sie eine Wirtin so gut gespielt, dass unbedarfte Besucher sie glatt für echt hielten. Authentizität ist ihr wichtig. So wie sie auch Forchheim als authentisch schätzt: „Schön, dass es das noch gibt.“

Mehr Bilder unter www.nn-forchheim.de — Am Samstag 31. Januar, um 20 Uhr ist Karin Engelhard mit ihrem neuen Programm „Mensch Engelhard!“ im Jungen Theater Forchheim zu Gast. Karten im Vorverkauf in der Geschäftsstelle der NN, Hornschuchallee 7.

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