Forchheim: Skelett, alte Fenster und Bastionsreste

18.4.2018, 20:00 Uhr
Forchheim: Skelett, alte Fenster und Bastionsreste

© Foto: Ulrich Graser

Das Skelett in der Kapellenstraße: Wie kommt es dort hin? Nach dem überraschenden Fund durch Bauarbeiter, die Kabel für Breitbandkommunikation verlegen, wurden Archäologen herbeigeholt, die laut Stefan Schelter vom städtischen Bauordnungsamt den Torso dokumentierten. Anschließend wurde die Grube wieder verfüllt. Über Alter, Herkunft und sonstige Identität der Knochen lässt sich vorläufig noch nichts sagen. Schelter: "Es ist nicht auszuschließen, dass es bei der Marienkapelle vielleicht mal einen kleinen Friedhof gab."

Sicher ist jedoch, dass die gerade erst angelaufene Verkabelung der Altstadt noch mehr historische Funde zutage fördern wird, wenn auch nicht immer Skelette. Direkt am Bauamt, vor dem Bauhof in der Birkenfelderstraße, kam unlängst eine jahrhundertealte Entwässerungsleitung ans Tageslicht. Sie gehörte wohl, so Stefan Schelter, zur Valentini-Bastion, auch St. Cunigundis genannt. Sie stand gegenüber auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes hinter dem Planungszentrum der Sparkasse.

Reste einst monumentaler Anlagen

Seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde der größte Teil der sichtbaren, oberirdischen Mauer geschleift und wiederverwertet. Im Boden allerdings vermutet nicht nur Schelter noch mehr oder minder große Reste der einst monumentalen Anlagen.

Die Anfänge der Marienkapelle liegen im 12. Jahrhundert. Zur Zeit des Bischofs Otto (1102 - 1139) wurde hier ein kleines Gotteshaus errichtet. Mit dem (Neu-)Bau des Bischofsschlosses nebenan seit Ende des 14. Jahrhunderts wurde auch die Marienkapelle umgebaut. Sie wurde als Schlosskapelle benötigt und war deswegen auch durch einen Gang mit dem bischöflichen Außenposten verbunden.

Eine besondere Fensterform

Etwas später, als unter der Regie von Hans Ruhalm der Magistratsbau des Rathauses im Schatten der Martinskirche in die Höhe gezogen wurde, dachte sich der Meister eine ganz besondere Form der Fenster aus. Im Stil der Renaissance, wie er heute vergleichbar nur noch in Straßburg und Lübeck erhalten ist, ließ er große, dreigeteilte Fenster, die im Stecksystem genau zwischen den Holzbalken eingepasst waren, in die Fassade einbauen.

In den folgenden Jahrhunderten, während zahlreicher großer und kleiner Umbauten an Forchheims Verwaltungszentrum, verschwand die signifikante Fensterfront wieder. Erst der Forchheimer Restaurator Peter Turek entdeckte die Struktur 2016 wieder, als er für die Generalsanierung einen genaueren Blick darauf warf. Gestern hat ein Schreiner eine Schablone in eines der Fenster gesteckt. Er versuchte damit zu visualisieren, wie die rekonstruierte Renaissance-Fassade dereinst aussehen könnte.

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