Forchheim soll ein eigenes Kulturreferat bekommen

15.2.2019, 08:00 Uhr
Susanne Fischer wurde beauftragt, den Kulturentwicklungsplan auf den Weg zu bringen. Ihr zur Seite steht Lorenz Deutsch, künstlerischer Leiter des Jungen Theaters. Links im Bild Ulrich Fuchs, vom "Netzwerk Kulturberatung Berlin".

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Susanne Fischer wurde beauftragt, den Kulturentwicklungsplan auf den Weg zu bringen. Ihr zur Seite steht Lorenz Deutsch, künstlerischer Leiter des Jungen Theaters. Links im Bild Ulrich Fuchs, vom "Netzwerk Kulturberatung Berlin".

Nein, bis der Abschlussbericht zum Kulturentwicklungsplan im Sommer mit all den Analysen in schriftlicher Form vorliegt, so lange wolle er nicht mit der Schaffung eines Kulturreferats warten, sagt Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) am Rande der Abschlusspräsentation des zweiten Kulturworkshops in der Stadtbücherei.

Er fühle sich bestärkt, so das Stadtoberhaupt, und er habe „gespürt, dass der Wunsch aus der Ebene der Kulturschaffenden kommt“, die Kultur in der Stadt zu koordinieren. Ihm sei es überdies ein „Herzenswunsch“. Bereits in wenigen Wochen, Kirschstein nennt ganz konkret den Monat April, soll ein Kulturreferat geschaffen werden.

Dass die Gründung eines Kulturreferats oberste Priorität haben muss, das empfiehlt auch Patrick Föhl, Direktor des beauftragten Berliner Netzwerks Kulturberatung, der im Vorfeld zusammen mit Ulrich Fuchs und Alexandra Künzel den Blick „von außen“ auf die Stadt gerichtet hat. Denn mit einem Referat könne man „Synergien nutzen“ und die „Kultur viel besser koordinieren“. Die Berliner Agentur bringe überdies „Erfahrung aus 20 anderen Prozessen mit“. In Neu-Ruppin, einer Stadt in etwa vergleichbar mit der Größe Forchheims, habe man alle Vorschläge auch umgesetzt. Und im Übrigen, so schiebt Föhl nach, habe „fast jede Kreisstadt ein Kulturreferat“.

Dass Kultur nicht für lau zu haben ist, auch darauf weist Föhl ausdrücklich hin: „Hier geht es nicht um 10.000 Euro, sondern um wesentlich mehr.“ Insgesamt zwei Promille des städtischen Gesamthaushalts wurden bislang in Forchheim für Kultur ausgegeben, schiebt Susanne Fischer, Chefin des Pfalzmuseums und damit beauftragt, den Kulturentwicklungsplan auf den Weg zu bringen, nach.

Rund 70 Teilnehmer des Workshops, darunter zahlreiche Kulturschaffende und Stadträte, haben mehrere Stunden lang drei Handlungsfelder herausdestilliert, neben der Schaffung einer Kulturverwaltung und eines Kulturprofils standen auch die Koordination und Kommunikation als nächste Handlungsfelder ganz oben auf der Liste.

„Das war weder eine Lamento-Runde noch wurde ein Jammer-Diskurs angestimmt“, urteilt Ulrich Fuchs über die zahlreichen Beiträge der Teilnehmer. Er spürt eine „große Aufbruchstimmung. Da ist große Vielfalt und bürgerschaftliches Engagement da“. Auch Susanne Fischer, die in der Januar-Sitzung 2018 des Kulturausschusses damit beauftragt wurde, den Kulturentwicklungsplan auf den Weg zu bringen, spürt eine „Aufbruchstimmung und Freude, dass was geht“.

Doch Fuchs, der auch Mitglied der Jury zur Auswahl der Europäischen Kulturhauptstädte ist, schielt auch ein wenig auf die Zeit: „Die Teilnehmer legen viele Anstrengungen und noch mehr Hoffnungen in das Projekt“, deswegen empfiehlt er auch stringentes Handeln, „sonst haben Sie einen Plan in der Tasche, aber niemanden, der sich darum kümmert“.

ZirkArt sei als Alleinstellungsmerkmal geradezu dafür gemacht, „das Profil der Stadt zu schärfen und zuzuspitzen“. Überdies sei das Festival eine „demokratische und nicht elitäre Kunstform“, wo man durchaus noch „einen Schuss Internationalität reinbringen“ könnte. „Unsere Empfehlung von außen ist langsames Wachstum“, so könne man etwa mehr Spielstätten anbieten, das Festival um einen Tag erweitern und zum Beispiel auch Workshops mit Kindern abhalten. „Forchheim als neue Zirkusstadt zu positionieren“, das kann sich auch Oberbürgermeister Kirschstein vorstellen. Das weitere Procedere sieht nun das Erstellen eines Protokolls des Workshops und einen Abschlussbericht vor. Über die Priorisierungs-Maßnahmen wird dann der Stadtrat entscheiden.

Robert Hübschmann, Urgestein der Musiker-Initiative „Megafon“, bringt es auf den Punkt: „Früher wurde Kultur aktiv verhindert. Es wird Zeit, dass sich was bewegt.“

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