Forchheim: Storch baute Nest auf Strommasten

24.5.2017, 11:25 Uhr
Adebar unter Strom? Auf diesem Leitungsmasten bei Sigritzau ging ein Storch seinem Nestbautrieb nach.

© Martin Landeck Adebar unter Strom? Auf diesem Leitungsmasten bei Sigritzau ging ein Storch seinem Nestbautrieb nach.

Er sei mit dem Fahrrad nach Forchheim unterwegs gewesen, schreibt der Mann, als er einen Storch mit Zweig im Schnabel den Leitungsmasten anfliegen sah – trotz Vogelabwehr. Offenbar baute das Tier dort ein Nest.

„Der Storch war ursprünglich Baumbrüter, doch in Portugal baut er beispielsweise Horste an Felsen“, so der Erlanger Naturschützer und Storchenexperte Michael Zimmermann. Bei uns in Mitteleuropa seien Kamine üblich. Das heißt aber nicht, dass sich die Vögel bisweilen nicht zu ausgefalleneren Brutplätzen tendieren: „Im Allgäu gibt es einen Baukran, da sind zwischen zwölf und 14 Nester mit Störchen besetzt“, erzählt Zimmermann.

Am Mittwoch waren Arbeiter am Masten zugange, das Nest wird wohl entfernt.

Am Mittwoch waren Arbeiter am Masten zugange, das Nest wird wohl entfernt. © Martin Landeck

Und Strommasten als Nistplatz? „Das wurde immer mal wieder versucht, zuletzt in Baiersdorf auf einem Masten am Bahnhof.“ Zimmermann sagt „versucht“ – denn die Sache endete katastrophal, die vier Jungtiere starben. „Ein erfahrener älterer Vogel mag beim Landeanflug den Leitungen ausweichen, für den Nachwuchs sind sie aber eine tödliche Gefahr.“

Auch beim Nest in Sigritzau entand das Nest bedenklich nahe an einer der drei Stromleitungen: Mitten auf der Traverse, also den Seitenarmen des Betonmast. Alle drei Isolatoren sind mit einer Vogelabwehr bestückt. Das zeige einerseits, so Zimmermann, dass der Mast vom Stromunternehmen als Gefahrenquelle für Vögel erkannt wurde. Und andererseits, „wie sinnlos solche Metallstacheln sind“.

Zwar glaubt Zimmermann nicht, dass der Storch dort wirklich brüten wollte: „Die späteste Zeit für den Brutbeginn ist eigentlich schon abgelaufen.“ Es könne also gut sein, dass der Vogel sich nur „spielerisch abreagieren wollte“. Erfahren werden wir es wohl nie: Am Mittwoch waren Arbeiter der Bayernwerk AG, dem zuständigen Netzbetreiber, am Masten zugange, das Nest wird offenbar entfernt - und gleichwohl die Gefahr für den potenziellen Nachwuchs gebannt.

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