Forchheim sucht neue Ideen fürs Wohnen im Alter

19.2.2019, 11:00 Uhr
Forchheim sucht neue Ideen fürs Wohnen im Alter

© Harald Tittel/dpa

„Man wird sehr häufig angesprochen“, erklärt Klaus Thormann. Zur Gruppe der Seniorinnen und Senioren gehören alle Frauen und Männer über 55 Jahre. Davon lebten im Herbst 2014, als eine Fragebogenaktion zur Lebenssituation der Senioren in Forchheim durchgeführt wurde, rund 10.000 Menschen in der Stadt. Ein gutes Drittel der Bevölkerung also müsste sich angesprochen fühlen.

Der Seniorenbeirat vertritt ihre Interessen im öffentlichen Leben der Stadt.
Klaus Thormann und Lisa Hoffmann sind der Meinung: Der Seniorenbeirat wird in der Stadtverwaltung ernst genommen. Es habe ein wenig gedauert (Hoffmann: „Vor 30 Jahren bestand die Hauptaufgabe des Seniorenbeirates in der Veranstaltung eines Faschingsballs“), aber mittlerweile werde die Interessensvertretung der älteren Bürgerschaft als „Träger öffentlicher Belange“ aktiv ins Verwaltungshandeln einbezogen.

Das bedeutet: Immer dann, wenn städtisches Handeln die Belange der Menschen über 55 Jahren berühren könnte, wird der Seniorenbeirat um eine Stellungnahme gebeten. Sehr oft betrifft dies beispielsweise das Thema Barrierefreiheit im öffentlichen Raum: im Straßenbau, bei Ampelanlagen, beim Behördenzugang. Die Seniorenvertretung deckt aber ein breiteres Feld an Themen ab.

Beispielsweise ist sie in die Aktivitäten des Mehrgenerationenhauses/Bürgerzentrum Forchheim-Nord eingebunden. Damit nimmt der Seniorenbeirat seine Aufgabe wahr, für mehr gesellschaftliche Teilhabe der älteren Generation zu sorgen und das bürgerschaftliche Engagement zu stärken: „Wir waren auch an der Gründung der Ehrenamtsvermittlung im Mehrgenerationenhaus beteiligt“, so Thormann.

Der Beirat berät, motiviert, schafft Angebote für seine Zielgruppe. Gleichzeitig, so Thormann und Hoffmann, gehört es zu seiner Hauptaufgabe, die vielen vorhandenen Gruppen, Anlaufstellen und Initiativen miteinander zu vernetzen. Das vernetzte Denken liegt dem Beirat quasi in den Genen, denn seine ehrenamtlichen Mitglieder gehören jeweils selbst wieder speziellen Organisationen an: „Jetzt kooptieren wir beispielsweise den VdK in den Beirat“, sagt Klaus Thormann.

Der bisher größte Wurf des Seniorenbeirates war 2016 die Erarbeitung eines „Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes der Stadt Forchheim“. Es basiert auf der genannten Umfrage und präsentiert auf 100 Seiten die Ausgangslage und Handlungsempfehlungen für verschiedene Problemfelder in der Stadt, von der Entwicklungsplanung übers Wohnen bis zu Prävention, Teilhabe, Engagement.

"Bis zu 1000 Euro im Monat"

Dabei kam zum Beispiel heraus, dass ein Drittel der Forchheimer Rentner „gerade mal bis zu 1000 Euro im Monat“ zur Verfügung haben, erklärt Klaus Thormann. Wer in dieser Situation nicht in der eigenen Immobilie wohnt oder von einer günstigen Miete profitiert, hat angesichts der Mietpreisentwicklung ein massives Problem.

Hier setzen die jüngsten Initiativen des Seniorenbeirates an. Er hat die beiden großen, von der Stadt auf den Weg gebrachten Wohngebiete „Philosophenviertel“ (Jahn-Gelände) und Pointäcker Süd (Kersbach) im Blick. An beiden Standorten sollen mehrere Hundert Wohnungen entstehen. Die Investoren erhalten im Rahmen des Konzepts „Forchheimer Mischung“ die Auflage, 30 Prozent der Einheiten im Geschosswohnungsbau als geförderten Wohnraum mit Mietpreisbindung herzustellen („Sozialwohnungen“).

Das ist für den Seniorenbeirat der Ansatz einzuhaken, unter den Stichwörtern „bezahlbarer Wohnraum“ und „neue Wohnformen“. Nicht, dass der Seniorenbeirat oder die Stadt den Investoren vorschreiben könnten, wen sie als Mieter zu nehmen haben. Aber: „Die Stadt“, meint Klaus Thormann, „sollte den Investoren gegenüber ihren Willen formulieren.“ Lisa Hoffmann: „Dem Investor muss es schmackhaft gemacht werden, dass es in seinem Interesse liegt, eine ,gute‘ Belegung zu haben, gesteuert etwa durch ein Quartiersmanagement Forchheim-Süd.“

Der Seniorenbeirat denkt dabei an neue Wohnformen im Alter. Etwa das gemeinschaftliche Wohnen von alleinerziehenden Frauen und ihren Kindern mit Seniorinnen und Senioren unter einem Dach. Beispiele dafür fänden sich in der Region. Ebenso für die Idee, Menschen mit Demenz in einer Art betreuter Wohngemeinschaft mit externer Unterstützung eine eigene Immobilie anzubieten.

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