Forchheim: Theater Neun bringt „Die Physiker" auf die Bühne

5.10.2014, 17:28 Uhr
Forchheim: Theater Neun bringt „Die Physiker

© Foto: Alexander Hitschfel

Viele kennen Dürrenmatts Geschichte bereits, die im Jahr 1961 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges entstanden ist. Doch wegen der Kriegshandlungen und politischen Unruhen in vielen Teilen der Erde in der Gegenwart ist das Stück aus den 60er Jahren aktueller denn je.

Ort der Handlung war auch bei Theater Neun die psychiatrische Klinik, wo die drei vermeintlichen Physiker Möbius, Beutler und Ernesti gemeinsam mit ihrer Ärztin Mathilde von Zahnd über die angespannte internationale Weltlage diskutieren – und damit auch über die Verantwortung der Wissenschaft für den Fortbestand der Menschen.

Johann Wilhelm Möbius behauptet, er habe während seiner Forschungen die so genannte Weltformel entdeckt – mit gravierenden Folgen für die Menschheit. Ihm erscheint immer wieder König Salomo, mit dem er auch Gespräche führt. Der zweite selbst ernannte Geisteskranke ist Herbert Georg Beutler, der sich für Isaac Newton hält. Der dritte Wissenschaftler, Ernst Heinrich Ernesti, gibt sich als Physiker Albert Einstein aus. Tatsächlich ist aber keiner der drei Insassen geisteskrank.

Und nur einer aus dem Trio ist wirklich Wissenschaftler, nämlich Möbius. Die anderen beiden sind in Wahrheit Spione verschiedener Systeme. Wie auch im Originalstück werden drei Krankenschwestern der Anstalt eiskalt ermordet. Kommissar Voss, der die Ermittlungen leitet, überführt die Täter schnell. Keiner muss sich jedoch strafrechtlich verantworten, weil sie sich alle hinter ihrer – nicht vorhandenen – Geisteskrankheit verstecken. Als jüngstes Opfer wird Pflegerin Monika von Wissenschaftler Möbius ermordet, nachdem sich beide ihre Liebe gestanden haben.

Ergebnisse vernichtet

Möbius hat inzwischen seine Forschungsergebnisse vernichtet, damit sie nicht in falsche Hände geraten. Sowohl Ernesti als auch Beutler, die für Geheimdienste verschiedener Länder arbeiten, versuchen Möbius auf ihre Seite zu ziehen und an die Forschungsergebnisse zu gelangen. Die beiden Agenten Ernesti und Beutler entschließen sich zur Flucht aus der Anstalt. Möbius bleibt, weil er denkt, dass seine Recherchen weder bei der einen noch bei der anderen Großmacht gut aufgehoben sind.

Dann tritt die einzig echte Geisteskranke des Stückes in Aktion, nämlich Mathilde von Zahnd, die tatsächlich daran glaubt, regelmäßig mit König Salomo sprechen zu können. Außerdem hat die Chefärztin der Anstalt die drei ermordeten Krankenschwestern auf die Insassen angesetzt, um hinter deren Geheimnisse zu kommen.

Die Theaterbesucher im Jungen Theater bekamen im Laufe des Stückes zahlreiche Gleichnisse vermittelt, wobei im Kern die Frage nach der Verantwortung von Forschung und Wissenschaft für die Menschheit stand. Es wird die Frage aufgeworfen, ob alles technisch machbare auch wirklich immer umgesetzt werden soll. Das nicht einfach zu spielende Stück, das eine Gratwanderung zwischen Humor und Tragik erfordert, wurde von der Theatergruppe, allesamt Schülerinnen und Schüler aus beiden Forchheimer Gymnasien und aus der Montessorischule, gut umgesetzt.

Hauptdarsteller überzeugen

In den Hauptrollen bestachen als Physiker Beutler Felicia Kunwald, als Ernesti Hannah Mevenkamp und als Möbius Luna Völker durch sehr gute schauspielerische Fähigkeiten, gespickt mit schöner Mimik und Gestik. In weiteren Rollen waren Steffanie Schramm als Irrenärztin von Zahnd, Paula Dennerlein als Oberschwester Marta Boll, Caroline Wald als Krankenschwester Monika Stettier, Valentin Brandauer als Kriminalkommissar Richard Voss zu sehen. Weiter spielten Penny Grünert (Polizist/Spion) und Laura Grimm (Gerichtsmediziner/Spion).

Für die Unterstützung in Form von Licht- und Tontechnik sorgte Sammy Rüther. Jürgen Gutschmann, der die Theatergruppe Neun leitet, hatte hinsichtlich der Auswahl des Stückes und Besetzung eine glückliche Hand bewiesen. Der kurzweilige Theaterabend machte dem Publikum Lust auf mehr.

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