Forchheim: Tierheim warnt vor Hundekauf im Internet

23.10.2018, 18:57 Uhr
Forchheim: Tierheim warnt vor Hundekauf im Internet

© Foto: Tierheim

Die treuherzig blickenden Hundewelpen wirken schon verführerisch. Und vor allem der Schnäppchenpreis, zu dem diese meist Rassehunde im Babyalter im Internet verscherbelt werden. Statt der üblichen 800 bis 1200 Euro für einen Rassehund verlangen die Händler im Netz die Hälfte. Die Realität sieht dann anders aus.

"Die Hunde sind in einem schlimmen Zustand. Sie sind verängstigt, haben Durst, Hunger, Parasiten und Durchfallerkrankungen", sagt Marianne Wende, Vorsitzende des Tierschutzvereins Forchheim,wenn sie sich an die Welpen erinnert, die das Tierheim vom letzten illegalen Welpentransport aufgenommen hat.

Internethandel erzeugt Tierqual

Die AG Welpenhandel, zu der auch der Deutsche Tierschutzbund gehört, warnt vor dem Welpenhandel im Internet. Was auf den Bildern mit dem zum Kuscheln niedlichen Hundewelpen nicht ersichtlich ist, sind die Nöte und Qualen, die damit zusammenhängen. Dass es den Welthundetag gibt, kann Marianne Wende nur begrüßen. "Ich finde gut, dass auf das Leid und die Geldmacherei aufmerksam gemacht wird. Der Internethandel erzeugt nur Tierqual. Die Tiere sind aber Lebewesen und sollten nicht zu Schnäppchenpreisen verkauft werden."

Das Leid der Hunde beginnt schon beim Muttertier, das oft als Gebärmaschine missbraucht wird. Nicht selten werden die Welpen per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Zum einen, um früher auf dem Markt verschachert werden zu können, zum anderen, damit das Weibchen früher weitere Welpen werfen kann. Die jungen drollig wirkenden Hunde werden vor dem illegalen Tiertransport "schnell aufgepäppelt", sagt Wende.

Im Transport sind unterschiedliche Rassen auf engstem Raum in kleinen Käfigen zusammengepfercht. Die Hunde brechen zusammen, bekommen Durchfall, sind von Parasiten befallen, sind vor allem nicht so alt wie vorgegeben, was heißt, sie wurden viel zu früh von der Mutter getrennt, um Geld zu bringen, nicht selten sind die Impfpässe gefälscht.

Die Tierärzte, die diese kranken Tiere untersuchen, erkennen das Alter an den Zähnen. Oft sind die Welpen erst sieben Wochen alt, wenn sie von den Händlern durch Europa geschickt werden und Parasiten und Krankheiten einschleppen können. Das war bei dem illegalen Transport 2015, der in Bad Reichenhall gestoppt wurde, nicht anders. Vom Nürnberger Tierheim hat Forchheim dann zehn Welpen übernommen: Rassehunde wie Malteser, Labrador, Akita Inu, ein Schäferhund, ein Dogo Argentino, Chow Chows und ein Pit Bull.

Vier Hunde gestorben

"Die Tiere waren so erkrankt, dass sie isoliert werden mussten. Vier Hunde sind gestorben", erinnert sich Wende. Ein Katzenzimmer musste leer geräumt werden, um die Tiere unterzubringen. 10 000 Euro kosteten die Behandlungen für die Welpen aus dem illegalen Tiertransport. Das sind Kosten in Höhe von 800 000 Euro bis zu einer Million Euro, die den Tierheimen entstanden und nicht ersetzt worden sind.

Den Menschen kann Marianne Wende nur raten, die Hände von verlockenden Schnäppchenpreisen zu lassen: "Eine Rückgabe gibt es nicht, weil keiner die Verantwortung dafür übernimmt." In der Regel müssen die Käufer weit mehr Kosten für den Tierarzt bezahlen als nur den Kaufpreis für die Tiere. Es ist schon vorgekommen, dass Einzeltiere aus einem Internetgeschäft im Tierheim landen, weil das Wesen des Hundes nicht den Wünschen der Besteller entsprochen hat: "Wer im Internet kauft, kauft sozusagen den Hund im Sack", warnt Wende.

Das Leid der Tiere werde bei dem nur für die Anbieter lukrativen Geschäft ausgeblendet: "Wenn Nachfrage besteht, wird weiter gezüchtet", sagt Wende. Wobei das Vorgehen nicht als Zucht bezeichnet werden könne.

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