Forchheim: Topschick mit dem Afro-Dirndl

2.7.2017, 17:59 Uhr
Forchheim: Topschick mit dem Afro-Dirndl

© Foto: Udo Güldner

Gerade hat Gloria Cudjo (41) Urlaub. Sonst wäre sie als Stewardess über den Wolken unterwegs. Nun blickt sie sorgenvoll von unten auf den Himmel. Denn Regenschauer vertreiben gerade die Fans ihrer originellen Afro-Dirndls. Bei einem Wiesn-Besuch in München habe sie sich in einem traditionellen Dirndl nicht wohlgefühlt und kurzerhand zur Nähmaschine gegriffen. "Den Baumwollstoff hole ich aus meiner Heimat Ghana."

Der sei nach einem von Holländern entwickelten Verfahren mit Wachs versiegelt und behalte seine Farbe auch nach 20 Jahren noch. "Schließlich wird dort vor allem mit der Hand gewaschen, da braucht es robuste Textilien." An der bayerischen Form mit gezurrtem Mieder hat die Wanderin zwischen zwei Welten nichts verändert. Nur die kräftigen Farben machen die Unikate, für die man 300 bis 500 Euro berappen muss, zu etwas Besonderem.

Dann ging es, vorbei an fossilen Haifischzähnen, treppab in den Pfalzgraben, in dem sich auf einer sehr kleinen Bühne die 18 kleinen Rattabonga-Trommler zusammenballten. Überhaupt gaben sich die Rhythmus-Gruppen wie "KummaZamm" aus Kronach, "Bambassa" aus Bamberg oder die Rattabonga-Frauen unter Gitta Laugers Leitung, die Trommel in die Hand. Das marokkanische Zelt im Pfalzgraben diente für eine kurze Stunde Kindern und junggebliebenen Erwachsenen als märchenhafte Zuflucht vor dem Alltag. Drinnen erzählte Tormenta Jobarteh von Narren und Königen und zog jedermann in seinen Bann.

Wenige Meter weiter bot Babandigueul Fall (41) aus dem Senegal hölzerne Masken und Figuren für jeden Bedarf an. Um das Haus zu verschönern, um ungebetene Tiere fernzuhalten, oder um heilige Riten durchzuführen.

Die neue Lässigkeit des Publikums kam vielleicht von der großen Auswahl in Abus Cocktail-Bus, lag vielleicht auch an den Shishas, ganz sicher aber an der karibisch angehauchten Musik, die der Senegalese Laye Mansa mit seiner Band in die Dämmerung und das Herz der Zuhörer entließ.

Im Hintergrund brach aus den sonst so zurückhaltenden Franken die pure Lebensfreude heraus. Dafür sorgten die drei "African Showtime Dancers" aus Ghana, die mit Akrobatik, Tanz und einer Feuershow ordentlich einheizten. Lawrence Otoo war es, der die brennende Fackel zwischen den Zähnen und in der Hose verschwinden ließ und sich dabei nicht nur die Wimpern versengte.

Neu bei den Afrika Kulturtagen waren Philippe Viéville (46) von der Insel La Reunion und seine Standnachbarin Sandrine Le Miere (41) aus Paris. Während er sich ganz der Sadsa-Batik aus Zimbabwe verschrieben hatte, bei der Maismehl die Basis der Textilfarben bildet, zierten madegassische Baobab-Skulpturen aus recycelten Benzinfässern die Auslage der Schmuck-Designerin: "Ich hatte es satt, dass es auf allen afrikanischen Märkten in Europa überall das Gleiche zu sehen gibt."

Dem immer wieder unsicheren Wetter zum Trotz hielt der Besucherstrom bis zum Sonntagabend an.

 

Keine Kommentare