Forchheim versteigert Fundsachen: Kostbar oder Krempel?

8.10.2016, 15:02 Uhr
Überreste eines Fan-Daseins: Auch diese Jacke des Nürnberger Clubs suchte auf der Versteigerung nach einem neuen Besitzer.

© Hubert Bösl Überreste eines Fan-Daseins: Auch diese Jacke des Nürnberger Clubs suchte auf der Versteigerung nach einem neuen Besitzer.

Ganze Fahrräder waren hier für fünf Euro oder weniger zu bekommen; das Spitzengebot des Tages belief sich auf 200 Euro. Der Tisch mit den ausgebreiteten Exponaten war kurz vor 11 Uhr am Samstagvormittag dicht umlagert: Hier wühlten sich Männer und Frauen aller Altersgruppen durch Plastiktütchen mit Schmuck, drei originalverpackte Tiegel Anti-Aging-Creme, Rucksäcke, Stofftiere und Regenschirme. Rita Rebl von der Stadtverwaltung gab die Zahl der angebotenen Fahrräder mit 32 an. Wie kommt die Stadt zu so vielen Drahteseln? "Die dürften zum Teil gestohlen sein", meinte Rebl. Wenn der Polizei auffalle, dass irgendwo ein herrenloses weil von einem Dieb zurückgelassenes Fahrrad herumliege, dann werde dieses der Stadt zur Aufbewahrung übergeben.

Ein halbes Jahr stehen sich die Räder dann in einem kommunalen Depot die Reifen platt und wenn sich kein rechtmäßiger Eigentümer meldet kommen sie in die Auktion. Die übrigen Versteigerungsobjekte stammen laut Rebl aus dem Fundbüro oder wurden von ihren Besitzern im Königsbad liegengelassen. Einen Gummihammer "zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten" schwang der als "Brauwastl" bekannte Friedrich Zirnsack. Darauf angesprochen, dass er jetzt statt Bier alte Drahtesel an den Mann bringen müsse, meinte der Auktionator: "Das ist wahrscheinlich leichter."

Pünktlich um 11 Uhr ging’s los, ein Fahrrad mit "Achter" im Hinterrad ging für acht Euro raus, anschließend sicherte sich eine Frau ein Konvolut aus einem Kuscheltiger, einer Puppe und einem Paar Schuhe für einen Euro. "Weihnachten ist gesichert", kommentierte der Auktionator. Bei einem Kinderfahrrad lieferten sich ein kleiner Junge und ein Mann am anderen Ende der Menschenmenge vor dem Rathaus ein Bietergefecht, am Ende setzte sich der Mann mit 17 Euro durch. Die Stunde des Jungen schlug allerdings ein bisschen später: Für sechs Euro holte er sich unter herzlichem Applaus der Umstehenden ein Kinder-Mountainbike.

Höchstgebot für Herrenrad

Mit flotten Sprüchen fand Zirnsack für alles einen Käufer, vom Hundehalsband aus Leder bis zum mit Zahnbürsten gut gefüllten Rucksack. Eine Frau, die gerade günstig ein Damenfahrrad erstanden hatte, zeigte sich an der Kasse überglücklich: "Mir haben’s mein altes erst gestern geklaut." Flugs landete ihre schon gut gefüllte Einkaufstüte im Gepäckkorb für den ersten Weg nach Hause. Das Höchstgebot des Tages belief sich auf 200 Euro für ein flottes Herrenrad. "Mein Sohn braucht dringend eins", erklärte der erfolgreiche Bieter: "Das haben wir uns rausgesucht und jetzt haben wir’s gekriegt."

Am Ende nach einer guten Stunde klimperten geschätzt rund 1.000 Euro in der Kasse, die laut Friedrich Zirnsack direkt in den städtischen Haushalt fließen. Doch auch wer leer ausging, konnte sich zumindest über die eigene Prinzipientreue freuen: "Meine Grenze war erreicht und dann muss man aufhören", meinte ein unterlegener Bieter. In einem halben Jahr bekommen er und alle anderen Schaulustigen wieder ihre Chance auf ein Schnäppchen.

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