Forchheim: Volker Heißmann beim Neujahrsempfang der CSU

13.1.2019, 20:00 Uhr
Forchheim: Volker Heißmann beim Neujahrsempfang der CSU

© Foto: Udo Güldner

"Ihr habt ja auch einige Komiker in der Stadt, wenn auch nicht in dieser Partei. Deren Namen sage ich aber nicht." Den Alt-Oberbürgermeister Franz Stumpf für seine Standortpolitik gelobt, das amtierende Stadtoberhaupt nicht einmal beim Namen genannt, und dann noch christliche, wenn auch protestantische Wurzeln. Aus Sicht der Christsozialen hat Volker Heißmann alles richtig gemacht.

Dazu noch ein paar Späßchen, sobald dem Mikrofon der Saft ausgeht oder plötzlich das Licht verlöscht sowie einige Anekdoten von der "Fastnacht in Franken". Das neue Jahr beginnt für die C-Partei in gelöster Stimmung. Auch für Reinhold Otzelberger, den man mit seinem ehemaligen SPD-Kollegen Günther Hammer ins Gespräch vertieft sieht. Beide gehören nun ja wieder derselben Fraktion an (siehe Bericht unten). Daneben plaudern Handwerksmeister mit Künstlern, Landtagsabgeordnete mit Firmenchefs und Schulleiterinnen mit Rechtsanwälten.

Heißmann belässt es nicht bei einer launigen Rede. Er gibt auch konkrete Tipps, wie sich das Kulturprofil der Stadt ändern könne. Aus eigener Erfahrung als Theaterdirektor wisse er, dass 400 bis 500 Plätze für die meisten namhaften Künstler ausreichten. "200 bis 300 sind für einen Veranstaltungssaal zu wenig."

Wie aus dem denkmalgeschützten Berolzheimerianum eine weit über Fürth hinaus wirkende "Comödie" wurde, das hält Heißmann für eine Blaupause auch fürs Kolpingshaus. Auch wenn es vor 20 Jahren noch einfacher gewesen sei, als der Bank als Sicherheit "zwei dumme Gesichter" ausgereicht hätten, um die vier Millionen für den Umbau auszuzahlen. Er stünde jedenfalls mit Rat und Tat zur Seite, wenn gewünscht. Nicht nur dafür erntet Heißmann am Ende langanhaltenden, begeisterten Applaus.

"Bis zum Altar geschaut"

Die Nähe zur evangelischen Kirche brachte Heißmann buchstäblich zum Theater. Als dreijähriger Bub, so erzählt er, habe ihn seine Mutter auf die Fensterbank gesetzt, von der aus er auf die St. Paulskirche habe blicken können. "Wenn die Tür offenstand, sogar bis nach vorne zum Altar." Später habe ihm sein hoher Knabensopran im Kinderchor den Weg ins Krippenspiel geebnet – als 15-jährige Maria neben einem achtjährigen Josef. "Von da an war es nur ein kleiner Schritt zum Mariechen."

Immer wieder zieht Heißmann Parallelen zwischen Fürth und Forchheim. Er gibt den politischen Entscheidern und den kulturell Engagierten den Rat, ein Kulturzentrum nicht durch städtische Mitarbeiter verwalten zu lassen: "Die vom Liegenschaftsamt machen das schon gut, aber nicht mit Herzblut." Wenn es die Fachleute vom Jungen Theater machten, da geht Heißmanns Blick zu Lorenz Deutsch und Ulli Raab, dann hätte das Haus auch eine Seele. Es sei gar nicht so einfach, sich zwischen Großstädten wie Bamberg und Erlangen zu profilieren: "Hier gibt es eine Menge ehrenamtlicher Vereine mit vielen Mitgliedern. Ihr müsst mit euren eigenen Leuten punkten." Damit man nicht immer sage: Forchheim liegt zwischen Bamberg und Nürnberg, sondern sich behaupte und sage, um Forchheim herum hätten sich andere Orte angesiedelt. "Jeder muss zu seiner Stadt stehen."

Dass Kultur Raum braucht, also einen Raum, in dem Konzerte, Theater oder Prunksitzungen stattfinden können, ist das zentrale Thema. Heißmann selbst war mehrfach in Forchheim. Unter anderem mit einem Soloprogramm im Jungen Theater und einmal mit Martin Rassau in der Jahnhalle: "Ihr hättet aber nicht Sting holen müssen, um die Jahn-Halle abzureißen." Als Heißmann die "unerschwinglichen Mieten" der Volksbank-Eventhalle anspricht, die sich kein örtlicher Verein leisten könne, bleibt Bankchef Gregor Scheller kurz die Luft weg. Dann wendet sich Heißmann der Rathaussanierung zu: "Es ist wichtig, dass etwas passiert, man sollte aber nicht bis 2022 warten." Auf jeden Fall sollte es keine Zwischenlösung sein. "Entweder gescheit oder gar nicht."

In Langenzenn habe sich eine Initiative gebildet, die ein altes Kino zu einem "Kulturhof" umbaue. Für 3,9 Millionen, die zu 80 Prozent vom Staat gefördert würden. "Wann, wenn nicht jetzt wollt ihr etwas tun. Ihr müsst euch nur einig werden." Am Nachmittag muss Heißmann dann noch drei Stunden Musical singen.

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