Forchheim: Wandel im Handel

13.10.2018, 08:00 Uhr
Forchheim: Wandel im Handel

© Foto: Roland Huber

In knalligem Rot leuchtet die Schere schon von Weitem: Suzan & Coiffeure lassen in der Hauptstraße 1 die Haarföne surren. Inhaberin Suzan Sahin, eine gebürtige Forchheimerin, hatte sich vor zweieinhalb Jahren in den Räumlichkeiten des ehemaligen Frisörs Esch in der Bamberger Straße selbstständig gemacht und ist nun mit ihrem Team in das Eckhaus zwischen Hauptstraße und Hornschuchallee gezogen. Um Schönheit drehte es sich in dem Gemäuer schon immer, war hier doch einst die Parfümerie Lorber viele Jahre lang auf zwei Etagen ansässig. Auch Sahin hat beide Stockwerke gemietet, dort ist nicht nur Platz für waschen, schneiden, fönen, sondern auch für Make-up, schminken und Hochsteckfrisuren. Neben einer Frisörmeisterin sind auch eine Maskenbildnerin und eine Make-up-Artistin für Sahin und die Schönheit im Einsatz.

Ein paar Meter weiter auf der rechten Straßenseite von Haus Nummer 18 hüllt Packpapier die große Fensterfront ein: Seit die Modekette Cecil von hier aus nur 15 Hausnummern weiter gezogen ist, herrscht Stillstand. Gerüchte machten lange Zeit in der Stadt die Runde, dass die Eigentümer des Hauses, Familie Hofstätter, hier ihren Blumenladen "Betz" hin verlagern würden. Doch dem ist nicht so, wie Inge Hofstätter gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten bestätigt. Der Mietvertrag laufe noch, die Wohnungen im Obergeschoss seien vermietet. In dem angemieteten Blumenladen in der Hauptstraße am Bächla, wo die Familie seit dem Jahr 1942 Schnittblumen, Tomaten aus dem eigenen Anbau und Gestecke verkauft, werde man bleiben.

Forchheim: Wandel im Handel

© Roland Huber

"Mehr geht nicht!", künden Tafeln in blauen Lettern im neuen O2-Shop. Denn in den Räumlichkeiten des ehemaligen Juweliers Uhren Bauer, der im Juni vergangenen Jahres sein Stammhaus am Rathausplatz zugesperrt hat, werden nun keine Ketten, Perlen und Uhren mehr verkauft, sondern gehen Smartphones über den Tresen. Seinen ursprünglichen Verkaufsladen in der Hauptstraße, wo einst Tchibo Kaffeebohnen verkaufte und Kaffee ausschenkte, hat der Anbieter aufgegeben.

Doch zurück in Richtung Rathaus: Fast ein wenig trotzig steht sie da, die einstige Eisdiele Venezia mit ihrer neuen ockergelben Fassade, auf der die Maler den Schriftzug der Traditionseisdiele überpinselt haben. Schoko, Vanille und Erdbeer schleckten hier die Forchheimer einst bei Piergiorgio de Cesero, den alle nur Pedro nannten. 1967 eröffneten dessen Eltern die Venezia, damals die erste Eisdiele der Stadt. Seit 2009 ist die frühere Gelateria nun schon geschlossen, zwischenzeitlich wurden in den Räumen auch Lebkuchen, Essig und Öle verkauft. Ein Nürnberger Investor wollte das Traditionshaus aus dem Dornröschenschlaf wecken und die neun Wohnungen in dem Gebäude, dessen Grundmauern bis ins 18. Jahrhundert zurückdatieren aufmöbeln.

Zwei Jahre ist es her, dass der Besitzer im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten sein Leid klagte, dass er wegen der Sanierung "nachts nicht mehr schlafen könne", hätte der Umbau doch Unsummen verschlungen. Von mehr als einer Viertelmillion Euro war damals die Rede. Aktuell wird die Venezia im Internet zur Miete angeboten: "Durchstarten 2018" heißt es dort. Doch wer das "Restaurant in der Fußgängerzone" mieten möchte, muss zum Durchstarten kräftig Gas geben und für die 238 Quadratmeter große Fläche 2800 Euro Miete im Monat berappen.

Gleich vis-à-vis im "Outless-Topmarken by Käferlein" geht schon lange kein Pulli mehr über den Ladentisch, die Fensterfront ist mit Papier überklebt. Erst vor einem Jahr hatte hier die Modekette Apanage/Kapalua ihre Türen geschlossen, bevor das Nürnberger Modeunternehmen Käferlein hier "Markenmode immer reduziert" angeboten hat. Doch was passiert mit dem Ladenlokal, das erst vor wenigen Jahren umgebaut wurde? "Der Mieter ist der Mieter", informiert Astrid Neder-Haub, Inhaberin des Hauses. Will heißen: Der Mietvertrag mit dem Modehaus aus dem Nürnberger Stadtteil Eibach läuft noch. Trotz mehrmaliger Nachfrage war die Marketing-Abteilung von Käferlein für keine Stellungnahme zu erreichen.

Ein paar Meter weiter bächla-abwärts im Anwesen der früheren Metzgerei Belzer weicht der jahrelange Stillstand nun emsigem Arbeiten: Neben 14 Wohnungen werden im Erdgeschoss des Gebäudes zwei Einzelhandelsbetriebe mit jeweils 168 und 209 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. Der Forchheimer Bauträger "Raum und Werte" hat das Anwesen gekauft. Für die beiden Läden im Erdgeschoss "haben wir relativ viele Anfragen", bestätigt Geschäftsführer Alexander Maier. Eine Entscheidung darüber, wer künftig in dem Filetstück in der Hauptstraße seine Waren verkaufen wird, sei indes noch nicht gefallen.

Keine Kommentare