Forchheimer Archäologen sprechen von "Sensation"

22.7.2016, 09:59 Uhr
Forchheimer Archäologen sprechen von

© Foto: Ralf Rödel

Als die Archäologen im Jahr 2013, im Vorfeld der Baumaßnahmen am Kloster St. Anton routinemäßig anfingen zu graben, so erzählt Andreas Büttner, da „wollten wir nur moderat reingucken“, was dort im Boden unter dem ehemaligen Franziskaner-Klosters aus der Mitte des 17. Jahrhunderts im Verborgenen schlummerte. „Archäologisch versprachen wir uns da nicht besonders viel“, gibt er zu.

Doch was sie dann zu Tage förderten, „das hat mich selbst überrascht“, so der Referatsleiter für Bodendenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege in Schloss Seehof. „Überall kam Archäologie raus“, darunter auch „karolingische Keramik“. „Das war eine Sensation, da ist uns ein großer Coup gelungen.“

Von einem großen Coup spricht auch Ingolf Ericsson, Professor für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Uni Bamberg. Weit dreht der Uni-Professor das Rad der Zeit zurück, als er erzählt, dass Forchheim einst der wichtigste zentrale Ort im Regnitzgebiet war, dass 18 Herrscheraufenthalte nachgewiesen sind, und dass Forchheim im Jahr 805 einer von insgesamt 14 Grenzhandelsorten war, die sich von der Ostsee bis hin nach Österreich erstreckten.

Handel trieben die Forchheimer damals unter anderem mit den Slawen, die Topographie, also die Lage an Regnitz und Wiesent als Wasserweg, war ideal. „Holzpfosten zeigen, dass hier Leben war“, auch Exponate aus dem Rheinland habe man ausgegraben, so Ericsson. Mit wem die Forchheimer damals zusammengearbeitet haben, das müsse das Feintuning der Archäologen noch herausbringen. „Wir haben aber nicht den Königshof, sondern Lagerhallen gefunden.“

Denn die Gebäude am Kloster waren in früher Zeit in Richtung Fluss ausgerichtet, die Wiesent floss damals wohl direkt am heutigen Klosterareal vorbei. Ein Handelsort und eine Grenzstation könnte es gewesen sein, genau müssen die Archäologen die Siedlung analysieren und sich fragen, wo floss die Wiesent in der Karolingerzeit?

Uferböschung und Schiffslände

Bis zu sieben Meter tiefe Bohrungen haben die Archäologen gemacht, um ein ehemaliges Flussbett „sehr sicher nachzuweisen“, so Ericsson. Eine Uferböschung könnte es an der Wiesent gegeben haben, wo Schiffe an Land gezogen werden konnten. Eine Schiffslände könnte hier gewesen sein, die auch Hinweise auf einen Handelsplatz geben könnte.

„Kistenweise alte Scherben“, so Andreas Büttner, haben die Archäologen gesichert, die nächsten Wochen und Monate werden die „Schätze“ in Zusammenarbeit des Lehrstuhls für Archäologie der Uni Bamberg mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Archäologischen Staatssammlung in München ausgewertet und genau unter die Lupe genommen.

In einer „rückwärtsgewandten Chronologie“ soll die Ausstellung ab dem Jahr 2018 die Besucher Schritt für Schritt in die Forchheimer Vergangenheit führen, stellt Christina König vom Pfalzmuseum das Ausstellungskonzept vor. Auf die Karolingerzeit werde dabei ein Schwerpunkt gelegt, die wechselvolle Geschichte des Klosters beleuchtet und die Originalfunde („kleine graue Scherben“) präsentiert.

Die Kosten der Ausstellung, so Museumsleiterin Susanne Fischer, schlagen mit rund 30 000 Euro zu Buche. Zur Finanzierung müsse man noch „auf Sponsorensuche“ gehen, so Fischer. Suchen muss man auch noch nach einem griffigen Ausstellungstitel. Vorschläge nimmt das Pfalzmuseum entgegen.

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