Forchheimer Chef-Gynäkologe verabschiedet sich

28.7.2017, 10:00 Uhr
Forchheimer Chef-Gynäkologe verabschiedet sich

© Ralf Rödel

Zuerst das Foto für das Porträt. Der Lieblingsplatz? Engelbert Heimerl wählt keinen Platz, sondern ein Gemälde. Die Hebammen aus dem Fürther Klinikum haben Herzen gemalt, jede eines für Heimerl, als er sich 2008 verabschiedet hatte, um in Forchheim Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe zu werden. Der Mann kann mit Frauen. Muss er ja auch, könnte jemand sagen, aber zwischen können und müssen klafft oft eine Lücke.

Er solle ein wenig schmunzeln, fordert der Fotograf, Heimerl lächelt und sagt: "Das passt zu mir, aber ich bin nicht fotogen, Heidi Klum hätte kein Foto für mich, oder?!" Natürlich kennt er sich bei Frauen-Themen aus, nicht nur den medizinischen, schließlich hat er zwei Töchter — Lina (23), angehende Zahnmedizinerin, und Lucia (18). Er kocht gerne, sonntags, diesmal gab es Rinderbäckchen in Rotweinsauce und Wasabi-Erbsenpüree; baut in seinem 500-Quadratmeter-Garten in Erlangen Tomaten, Gurken und Salat an.

In der Wildnis

Schon sind wir mitten drin im Gespräch, wandern vom charmanten, ruhigen Genussmenschen, der er heute ist, zurück in die Kindheit, die abenteuerlich klingt. Geboren in einem Bergbau-Dorf in Kanada, wohin der Vater aus der Oberpfalz 1928 ausgewandert war. Bis Heimerl acht Jahre alt ist, kennt er nur Wildnis, Seen, Flüsse, Natur. Dann ist die Sehnsucht der Eltern nach Deutschland zu groß. Für Engelbert Heimerl ein Kulturschock, aber einer von der Sorte, den er neugierig durchlebt. "In fünf Wochen konnte ich perfekt Oberpfälzisch", sagt er und schmunzelt wieder.

Er wird bei den Regensburger Domspatzen im Elite-Chor aufgenommen. Wieder beginnt ein komplett anderes Leben, ein hartes, aber keines das ihn gebrochen habe, wie so viele andere.

Zum Medizinstudium in Erlangen kommt er eher zufällig. Es dauert auch ein bisschen, bis er mit der Gynäkologie das passende Betätigungsfeld gefunden hat. Zunächst probiert er sich als Chirurg und als Anästhesist aus. Was ihn bei der Gynäkologie hält, sind die vielen positiven Erlebnisse, die der Beruf mit sich bringt, die guten Gespräche mit den Patientinnen. Heimerl ist kein Karrieretyp, eher einer, der Gelegenheiten wahrnimmt und das Zwischenmenschliche schätzt. "Hier in Forchheim ziehen alle Ärzte an einem Strang, es herrscht viel Harmonie", das werde er vermissen. Die dauernde Anrufbereitschaft dagegen weniger.

Wann hört man am besten auf? Wenn man nicht mehr so leicht 100 Prozent geben kann, findet Heimerl, und wenn man weiß, dass es auch ein Leben danach gibt. Der 64-Jährige will wieder mehr im Garten arbeiten, radeln und reisen.

Die offizielle Verabschiedung findet am heutigen Freitag, 28. Juli, statt. Sein Nachfolger ist Dr. Stefan Weingärtler aus dem Forchheimer Klinikum.

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