Forchheimer Gebäude mit Geschichte

25.5.2015, 16:44 Uhr
Forchheimer Gebäude mit Geschichte

© Ralf Rödel

Seit wann gibt es Mietshäuser in Forchheim? Wohl nicht erst seit Ende des 19. Jahrhunderts, das mit seinen Mietskasernen den Kindern der Industrialisierung Obdach bot. Ingrid Winkelmann ist bei ihren Untersuchungen auf ein sehr frühes und seltenes Beispiel in der Innenstadt gestoßen. „Als ich mir den Grundriss angesehen habe, bin ich stutzig geworden. So etwas ist einmalig.“ Im Krottental 3, das seit 1891 bis heute der Familie Saffra gehört, fand die Denkmalfachfrau vier sogenannte Stuben, also beheizte Wohnräume auf einer Ebene. „Normalerweise findet sich bei Bürgerhäusern dieser Zeit im Erdgeschoss eine Werkstatt und eine Stube.“ Erbauer war der Steuerschreiber Georg Unrein, „ein kluger Mann, der in bischöflichen Diensten stand“.

Das zeigt auch, dass der aus Spiesberg stammende Unrein ab 1694 Ratsmitglied und ab 1711 bis zu seinem Tod 1724 einer der vier Bürgermeister Forchheims war. Die Kunsthistorikerin hat „leider nicht mehr viele originale Befunde aus der Bauzeit 1709“ gefunden. Mehrmalige Umbauten in den letzten Jahrhunderten haben das Fachwerkhaus verändert. Eine ungewöhnliche Inschrift, die keine Jahreszahl, keinen Namen und auch kein Wappen zeigt, macht Staunen. Doch der Lokalhistoriker hat das „IMI“ als „Jesus, Maria und Josef“ entziffert, mit dem der Schutz des Hauses erfleht werden sollte. Reinhold Glas ergänzte die Vorgeschichte des Anwesens, das einst aus mehreren kleinen Parzellen, darunter Scheune und Garten, bestanden hatte.

„In Forchheim lebten keine reichen Patrizier, sondern arme Ackerbürger, die ein paar Felder und vielleicht sogar eine Kuh hatten“, so Glas. Schon 1508 kann er in den Akten ein Haus nachweisen, deren Besitzer der Kirche St. Martin bis 1848 einen jährlichen Zins für das Lehen zu zahlen hatte. Glas erklärt sich die Schaffung von Wohnraum mit den Folgen des Dreißigjährigen Krieges. „Die Bevölkerung hat danach wieder stark zugenommen. Die mussten irgendwo wohnen. Denn 30 Prozent der Einwohner konnten sich kein eigenes Haus leisten.“ Im Krottental 3 lebte mit Adam Friedrich Dittrich (1794—1881) auch ein bekannter Maler und Restaurator, der sich zu den Schülern und engen Freunden Friedrich Theilers zählen durfte. Er hat, obwohl Autodidakt ohne akademische Ausbildung, in der Region zahlreiche Werke biblischen Inhalts hinterlassen. Auch er war Magistratsrat, vergleichbar heutigen Stadträten, und leitete vor Michael Kotz die städtische Zeichenschule.

Für die Bierfreunde der Stadt aber noch weitaus interessanter wird es bei der Wiesentstraße 19, neben den Pohl-Häusern. Die sichtbare Sandsteinfassade stammt aus dem 19. Jahrhundert und ersetzte das Fachwerk, das damals als Zeichen von Armut galt. Hier steht die Wiege der seit 1579 im Familienbesitz befindlichen Brauerei Hebendanz. 1545 wurde das Handwerker-Haus erbaut, 1704 mit nach hinten gelegenem Stadel erweitert.

 

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Erst Mitte des 18. Jahrhunderts zieht mit Franz Hebendanz ein Bierbrauer ein, dessen Nachfolger vier Generationen lang hier tätig sein werden, bis 1882 die Brauerei Hebendanz ihren jetzigen Standort findet. Besagter Hebendanz entstammte dem Gasthaus „Zur Gans“ (Hauptstraße 3) und gab seiner neuen Wirtschaft den Namen „Zum Judenwirt“. „Aus diesem Ur-Hebendanz sind einerseits Hauptstraße 20 (Hotel Ratsstüberl) als auch Hauptstraße 28 (Steinernes Haus) hervorgegangen. Auf letzteres beruft sich die Brauerei Hebendanz“, schilderte Reinhold Glas.

 

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