Forchheimer Paradeplatz zentimetergenau vermessen

24.3.2018, 07:09 Uhr
Forchheimer Paradeplatz zentimetergenau vermessen

© Ralf Rödel

"Eine Drohne, das ist wie ein Fotostativ mit 100 Meter hohen Beinen". Henry Freisinger steht die Begeisterung über die Möglichkeiten, die diese Technik bietet, ins Gesicht geschrieben. Der Ingenieur hat sein Fluggerät erst vor wenigen Tagen über dem Paradeplatz kreisen lassen — im Auftrag der Stadt. Er soll genaue Messdaten und Aufnahmen für den Paradeplatz liefern, damit Entscheider und Experten sich ein genaues Bild von der Bebauung und den Gegebenheiten machen können. Denn der Paradeplatz soll umgestaltet werden. Über das "wie?" wird derzeit im Stadtrat diskutiert. Werden die Visionen konkret, müssen die Projekte aber auch realisierbar sein. Und dazu braucht es Daten über das Gelände.

Rund 60 Meter flog Freisingers Drohne über dem Paradeplatz. Theoretisch könnte sie auch in mehrere tausend Meter Höhe steigen — darf sie aber nicht. In Deutschland ist eine Flughöhe von 100 Metern erlaubt. Soll diese überschritten werden, beispielsweise um ein Hochhaus von oben zu erfassen, braucht der "Pilot" eine Sondergenehmigung, erklärt der Forchheimer Ingenieur.

Mit 3D-Laser

Doch Luftaufnahmen vom Paradeplatz allein genügen nicht. Für die Fassaden beispielsweise verwendet Freisinger ein 3D-Laser-Scan-Gerät. Dieses misst Millionen von Punkten, im Abstand von zirka fünf Millimetern, in Echtfarben. Für weitere Elemente, wie etwa Schachtdeckel, verwendet der Experte zudem gängige Messgeräte mit Stativ. Auch die liefern zentimetergenaue Ergebnisse, erklärt Freisinger.

Durch die verschiedenen Messungen entsteht datenmäßig ein Gesamtbild des Areals: Eine Punktewolke, die an verschiedenen Referenzpunkten festgemacht wird und die sich nach und nach zu einem detailgetreuen 3D-Modell verdichtet. Zudem kann der Experte mit den Daten ein sogenanntes Orthofoto (das den Blick senkrecht von oben zeigt) erstellen, das an jeder Stelle maßstabgerecht ist. Zum Vergleich: "Würde man mit einer normalen Kamera von oben ein Foto machen, verfälscht sich das Bild an den Rändern", beschreibt der Fachmann — selbst begeisterter Hobbyfotograf. Bei einem Orthofoto bleibt dieser Effekt aus.

In luftiger Höhe

Sein Unternehmen war vor einigen Jahren schon mal am Paradeplatz zu Gange: Damals ging es um die Gestaltung des südlichen Teils. Doch seine Vermessungsdienstleistungen führen ihn auch in andere Ecken des Landkreises und der Republik sowie zu verschiedensten Projekten. Drei Jahre lang hat er beispielsweise ein Gelände vermessen, auf dem ein Wehr umgebaut wurde. Und er stand schon mal hoch oben auf einem Windrad: "Da hat man eine schöne Aussicht."

Die werden Forchheimer, die künftig über den Paradeplatz schlendern, hoffentlich auch haben — nach jahrelangen Diskussionen, wie man den "Stadtbuckel" attraktiver machen kann. Viele Ideen, viele Wünsche liegen dem Stadtrat vor: Klimawirksame Bepflanzung, Barrierefreiheit oder eine Touristeninfo, um nur ein paar zu nennen. Noch ist der Architektenwettbewerb nicht ausgelobt. Eine Jury trägt derzeit Unterlagen und Vorschläge zusammen, die dafür nötig sind. Im Herbst rechnet man laut Stadtsprecherin Britta Kurth mit den ersten Entwürfen von Architektenbüros. Die werden dann öffentlich ausliegen.

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