Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

31.5.2015, 08:00 Uhr
Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

© dpa

Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

© Foto: privat

Manfred Hümmer, Kreisvorsitzender der Freien Wähler, betont, wie wichtig es sei, den Wert der traditionellen Familie anzuerkennen, die über Jahrhunderte funktioniert habe. Sie genieße und verdiene zu Recht den Schutz des Grundgesetzes. Allerdings seien Familien heute viel multipler, es gebe Alleinerziehende, Patchworkfamilien und eben auch Familien mit gleichgeschlechtlichen Partnern.

Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

© Foto: Roland Huber

Deren Ächtung sei einfach nicht mehr zeitgemäß. „Die Hauptsache ist, dass Sich-Liebende zusammenfinden und Kinder Geborgenheit und Liebe erfahren.“ Eine Gleichstellung nehme niemandem etwas weg. Auch Jesus sei laut den Überlieferungen sehr tolerant gewesen. „Danach sollte sich die Kirche auch richten.“

„Es macht keinen Unterschied, ob man eine Frau oder einen Mann liebt“, sagt Sebastian Körber, Kreisvorsitzender der FDP.

Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

© Foto: Mark Johnston

„Die Ehe ist für alle da.“ Von daher sollten für alle auch gleiche Rechte und Pflichten gelten, bis hin zur Adoption von Kindern — gerade die ist umstritten. Die FDP setze sich daher für eine Volksbefragung in Bayern ein. „Vor dem Ergebnis haben wir keine Angst.“

Die Gleichberechtigung sei ja auch kein Angriff auf die Ehe zwischen Mann und Frau, dieses Argument sei völlig verlogen. Statt eines Ehegattensplittings solle es ein Familiensplitting geben, um kinderlose Ehepaare nicht schlechter als Alleinerziehende mit Kindern zu stellen. „Die Äußerungen des Vatikan sind abenteuerlich“, sagt Körber. Ein Sprecher hatte das Ergebnis des irischen Referendums als Niederlage für die Menschheit“ bezeichnet.

Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

© Foto: Philipp Demling

„Ehe ist ein Versprechen“

Wir sollten Irland nicht hinterherhängen“, sagt Lisa Badum, Kreisvorsitzende der Grünen. Es sei seit langem Zeit für eine vollständige Gleichstellung. „Ehe definiert sich über die Zusammengehörigkeit, über das Versprechen, einander über längere Zeit, auch in schwierigen Zeiten, beizustehen. Und das ist nicht vom Geschlecht abhängig.“

Zusätzlich haben die NN die beiden Forchheimer Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz (SPD) und Thomas Silberhorn (CSU) per E-Mail um eine Stellungnahme gebeten. Hier ihre Antworten:

Würden Sie für eine komplette Gleichstellung von Ehe und eingetragenen Lebenspartnerschaften stimmen?

Andreas Schwarz: Ja. Wenn Menschen einander lieben und in einer Ehe Verantwortung füreinander übernehmen wollen, dann sollte der Staat das nicht verbieten, sondern sich darüber freuen. Vor dem Gesetz ist in unserem Staat, Gott sei Dank, jeder gleich. Das sollten wir endlich auch bei der Ehe für Alle hinbekommen.

Thomas Silberhorn: Im Koalitionsvertrag ist vereinbart worden, Regelungen zu beseitigen, die gleichgeschlechtliche Paare schlechter stellen. Dazu haben wir bereits eine Menge getan, und das werden wir weiter umsetzen. Etwas anderes ist die Forderung, die Ehe für andere Formen des Zusammenlebens zu „öffnen“, also umzudefinieren. Dazu gibt es keinen Anlass und für den einfachen Gesetzgeber auch keinen Weg. Nach unserem Grundgesetz ist die Ehe die Verbindung von Mann und Frau, genauer: von einem Mann und einer Frau. Dabei soll es bleiben.

Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz des Staates. Warum werden Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern von diesem Schutz ausgeschlossen? Warum entscheidet das Geschlecht der Partner über die Wertigkeit einer Beziehung?

Andreas Schwarz: Ehe und Familie würden auch bei einer kompletten Gleichstellung weiterhin unter dem Schutz des Staates stehen. Niemandem würde etwas weggenommen, dafür anderen eine Tür geöffnet, die ihnen bisher verschlossen war. Wir Sozialdemokraten setzen uns seit langem dafür ein und versuchen nun, CDU und CSU mit ins 21. Jahrhundert zu nehmen.

Forchheimer Politiker: Die Liebe zählt und nicht das Geschlecht

© Foto: Berny Meyer

Mich irritieren da insbesondere Stimmen aus der Union, nach denen eine Ehe erst dann als gut zu bezeichnen ist, wenn Kinder aus ihr hervorgehen. Manchen Paaren ist es aber leider nicht vergönnt Kinder zu bekommen oder sie haben sich aus persönlichen Gründen dagegen entschieden. Sind deren Ehen jetzt als schlechter zu bezeichnen? Natürlich nicht! Es ist schön, wenn sich Menschen durch Heirat aneinander binden, um zueinander zu stehen und aufeinander aufzupassen. Die Werte einer Beziehung sind entscheidend, nicht das Geschlecht des Ehepartners.

Thomas Silberhorn: Wir müssen alle Formen des Zusammenlebens achten, in denen Menschen dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen. Insofern geht es hier nicht um Kulturkampf. Was uns alle eint, ist aber auch die simple Tatsache, dass jeder Mensch genau eine Mutter und einen Vater hat. Deshalb haben wir mit der Ehe ein Institut, das die Verbindung von Mann und Frau besonders schützt. Im Übrigen ist die Ehe nach wie vor der Wunsch beziehungsweise die Wahl einer großen Mehrheit in unserer Bevölkerung.

Der Vatikan sieht im Ergebnis des irischen Referendums eine „Niederlage für die Menschheit“. Wie sehen Sie das?

Thomas Silberhorn: So weit würde ich nicht gehen. Aber wir sollten die Ehe und die Orientierung auf neues Leben weiterhin besonders schützen. Und wir sollten uns weltweit stärker für Menschen einsetzen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.

Andreas Schwarz: Papst Franziskus hat sich da schon deutlich differenzierter geäußert. Vielleicht hechelt da der Vatikan seinem eigenen Papst hinterher. Ich halte solche Äußerungen für eine Niederlage der Mitmenschlichkeit.

59 Kommentare