Forchheimer rettet mit seinen Stammzellen Leben

8.10.2015, 06:00 Uhr
Forchheimer rettet mit seinen Stammzellen Leben

© Roland Huber

2007 ging es um die siebenjährige Eileen, die an Leukämie erkrankt war und dringend Stammzellen brauchte. Gunnar Schmidt nahm an der Registrierungsaktion im Forchheim Rathaus teil. Sein Blut passte nicht.

Zwei Jahre vergingen. Der Logistikmeister besaß zwar jetzt einen Spenderausweis der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), das Thema aber war abgehakt. Bis er den Brief in der Post entdeckte. Die DKMS bat ihn, sich zu melden. „Sie haben gefragt, ob ich noch bereit bin, Stammzellen zu spenden und gesagt, dass ich als Spender in einem aktuellen Fall in Frage komme.“

„Wenn ich krank wäre, würde ich auch wollen, dass mir jemand hilft“, sagt Schmidt. Natürlich habe er sich informiert, was da auf ihn zukomme. In 80 Prozent der Fälle können die wichtigen Stammzellen aus dem Blut filtriert werden. Funktioniert das nicht, muss unter Narkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen werden. Für den Forchheimer war klar: „Die Blutentnahme ist kein Problem, mit einer OP hätte ich meine Schwierigkeiten gehabt.“

„Meine Familie und meine Freunde hatten Respekt vor meiner Entscheidung, einige haben sich später auch registrieren lassen, zum Beispiel mein Bruder.“ Im Sommer 2009 fährt der 33-Jährige mit dem Zug zur Uniklinik in Frankfurt. Das Ticket sowie alle anderen Kosten zahlt DKMS. Er wird komplett durchgecheckt. Gunnar Schmidt ist beneidenswert gesund und topfit.

Zum Abschluss des Untersuchungstages bekommt er ein Päckchen mit Spritzen und Arzneimitteln. Daheim muss er sich drei Mal am Tag Hormone spritzen, die den Körper anregen, mehr Stammzellen zu produzieren. Gunnar Schmidt fühlt sich die nächsten Tage müde, hat Gliederschmerzen, genauso wie es die Ärzte in Frankfurt vorausgesagt haben. „Die Information war wirklich umfassend. So gut bin ich noch nie betreut worden.“

Am 21. September 2009 fährt er abends nach Frankfurt ins Hotel. Am nächsten Morgen geht es mit dem Taxi in die Klinik. Langsam wird er nervös. Der Pfleger weist ihm ein Bett zu. Neben ihm liegen zwei, drei andere Stammzellspender, gegenüber findet eine Blutspende statt. Eine Pflegerin und ein Pfleger kommen auf ihn zu: Sie müssen an jedem Arm einen Zugang legen. „Davor hatte ich Angst.“ Danach entspannt sich die Lage.

Wie in „Emergency Room“

Fünfeinhalb Stunden wird Schmidts Blut filtriert, ähnlich wie bei der Dialyse. Der Beutel mit der Stammzellenflüssigkeit füllt sich langsam. Zum fernsehen oder Musik hören kommt er gar nicht. Er unterhält sich mit seinem Nachbarn, döst ein wenig, schaut dem Klinik-Personal zu. „Das war wie bei Emergency Room. Dauernd war etwas los.“ Als ihn die Ärztin entlässt, ist er erschöpft und zufrieden.

Seine Zellen sollen einem jungen Amerikaner helfen. Kurze Zeit später informiert ihn DKMS, dass die Spende Erfolg hatte und der Patient schon das Krankenhaus verlassen konnte. Zu Weihnachten schickt dessen Mutter eine Dankeskarte über DKMS. 2011 werden auf beiderseitigem Wunsch die Adressen ausgetauscht. „Er hat mir eine Mail geschrieben. Dann haben wir geskypt. Das war schon sehr bewegend. Nathan ist heute zirka 30 und zweifacher Familienvater.“ Der Kontakt ist sporadisch.

2013 kommt Gunnar Schmidt gerade aus einem Buchladen in der Wiesentstraße, als die DKMS am Handy klingelt. Braucht Nathan eine neue Spende? Rückfälle kommen vor. Der Mann am Telefon weiß nichts von Nathan, es geht um einen neuen Patienten. „Ich wollte erst einmal wissen, wie häufig eine Mehrfachspende vorkommt und ob mir das schadet.“ Schmidt ist ein sehr seltener Fall, sagt die DKMS. Da der Körper in wenigen Wochen die Stammzellen wieder nachbildet, die Hormonzugaben sich abbauen, sei eine Mehrfachspende möglich. Dieses Mal hilft Schmidt einem 60-jährigen New Yorker. „Dass meine Spende etwas bewirkt hat, das gibt mir ein richtig gutes Gefühl.“

Am Sonntag, 18. Oktober, findet von 11 bis 16 Uhr eine Registrierungsaktion für den an Lymphknotenkrebs erkrankten Mirco in der Hirtenbachhalle in Heroldsbach statt. Wer die DKMS finanziell unterstützen will: IBAN: DE98 7635 1040 0020 525242, BIC: BYLADEM1FOR

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