Forchheimer soll mit Axt zugeschlagen haben

19.10.2016, 19:08 Uhr
Forchheimer soll mit Axt zugeschlagen haben

© Foto: Udo Güldner

Der Angeklagte Hubert L. (alle Namen geändert) soll im Januar diesen Jahres im sogenannten „Hexengässla“, das Hornschuchallee und Lohmühlgässchen in Forchheim miteinander verbindet, einer Bekannten aufgelauert haben. Es soll um 50 Euro gegangen sein, die Angela M. ihm schuldete. Weil sie nicht reagierte, als er Geldmünzen an ihr Wohnungsfenster warf, wartete er, bis sie das Haus verließ, um sich Zigaretten zu holen.

In dem schmalen Durchgang zwischen Metzgerei Frank und dem Obst- und Gemüsehandel Karabag sei es zur Begegnung gekommen, erzählt Angela M. Bei der Rangelei habe sie laut um Hilfe geschrien und damit ihren Freund Manuel K. herbeigerufen. Als dieser den Angeklagten weg geschubst habe, damit sie sich habe befreien können, sei der Angeklagte auf den jungen Mann losgegangen.

Mit dem Ausruf „Ich mach Dich weg!“ habe der Angeklagte im Dunkeln ausgeholt. „Ich dachte, es sei eine Bierflasche und habe instinktiv versucht, sie abzuwehren,“ so Manuel K. Dass es sich um eine Outdoor-Axt handelte, habe er erst gemerkt, als bereits das Blut gespritzt sei.

Der Schnitt sei am linken Handgelenk eingedrungen, habe die Schlagader getroffen und eine Sehne durchtrennt, so Dr. Affif Dlimi, Stationsarzt am Klinikum Bamberg. Mit dem 30 Zentimeter langen und 360 Gramm leichten Camping-Beil hatte der Angeklagte zuvor im Wald nach besonderen Wurzelstöcken und Holzteilen gesucht, um diese im Krippenbau zu verwenden. Nach der Tat hatte er sie in einem Gebüsch verschwinden lassen. „Ich war in Panik. Ich wollte ihn nicht umbringen.“

Vor dem Vorsitzenden Richter Manfred Schmidt, seinen beiden hauptamtlichen Beisitzern und den beiden ehrenamtlichen Schöffen, beteuerte der Angeklagte, der seit der Tat in Untersuchungshaft in der JVA Bamberg sitzt, immer wieder, er sei das Opfer eines Angriffes gewesen. Aus dem Nichts hätte ihn zwei Personen mit Pfefferspray attackiert, danach mit Schlägen malträtiert. Er habe sich nur gegen die Attacke gewehrt und sei zuletzt geflüchtet. „Gott ist mein Zeuge, dass es so war.“ Richter Manfred Schmidt konterte: „Den können wir heute leider nicht vernehmen.“

Der Angeklagte, der bereits zwölf Jahre seines Lebens hinter Gitter verbracht hat, hatte versucht, sich in der U-Haft mit seiner Unterhose zu erdrosseln. „Ich wollte in die Psychiatrie.“

Rechtsmediziner Eduard Schwabauer von der Universität Erlangen-Nürnberg erklärte zu Manuel K.s Schnittwunden: „Die Gewalteinwirkung an der linken Hand war potentiell lebensgefährlich.“  Im Blut des Angeklagten fanden sich zwei Promille Alkohol. „Ich habe ein Alkohoproblem,“ so der Arbeitslose. Ein Kasten Bier sei an guten Tagen normal. Wenn es ihm schlecht gehe, kämen eineinhalb Flaschen Schnaps dazu.

Zusätzlich hatte der Angeklagte, nach eigener Aussage, kurz zuvor eine Kräutermischung zum Rauchen gekauft. „Eigentlich wollte ich mich damit beruhigen. Aber ich wurde nur noch zappeliger.“ Deshalb habe er auch mit Rohypnol-Tabletten nachgeholfen. Das seltsame Verhalten bestätigte Angela M.: „Er hat mich angeschaut wie ein Psychopath. Dann hat er geschrien, was er sonst nie getan hat.“

Manuel K. erklärte, er habe immer noch Schmerzen und könne trotz Operation und Krankengymnastik nach einer Woche Krankenhaus und drei Monaten Arbeitsunfähigkeit, den linken Daumen nicht richtig bewegen. Seinen Berufswunsch Garten- und Landschaftsbauer werde er sich wohl nicht mehr erfüllen können.

Die forensische Chemikerin Dr. Susanna Fehn vom Landeskriminalamt München hatte die Kleidung des Angeklagten untersucht. Sie fand auf der Winterjacke Spuren eines Pfeffersprays, konnte jedoch auch auf Nachfrage des Oberstaatsanwaltes Otto Heyder (Bamberg) nicht festlegen, wann das Pfefferspray auf die Textilie gekommen sei. Am Donnerstag wird die Verhandlung fortgeführt