Forchheims alte Kerne stellen die Stadt vor Probleme

10.2.2019, 08:00 Uhr
Forchheims alte Kerne stellen die Stadt vor Probleme

© Roland Huber

Diese Frage mag seltsam vorkommen, aber sie passt zu den – aus Sicht von manchen Stadträten – seltsamen Dingen, die sich derzeit "im Rathaus" abspielen, hinter den Kulissen, versteht sich.

Der Begriff "Rathaus" steht hier absichtlich in Anführungszeichen, weil damit die Verwaltung an sich gemeint ist. Sie ist nicht erst seit gestern auf viele Standorte der Stadt mit dem alten Kern verteilt. Einige Standorte, welche/r Forchheimer/in wüsste das nicht, bergen in sich einen so alten Kern, dass man lieber nicht dahinter blicken möchte.

Alles wird untersucht

Und weil das so ist, hat die Verwaltungsspitze nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, wie der Leiter des Bauamtes, René Franz, im Rahmen der Haushaltsberatungen den Stadträten im Finanzausschuss mitteilte. Alle Liegenschaften der Stadt werden demnach auf ihren Zustand und "ihre Werthaltigkeit" untersucht. Anschließend wolle man einen Vorschlag machen, wie die räumliche Zukunft der Stadtverwaltung aussehen soll.

Das bedeutet: Wo heute Stadtverwaltung drin ist, muss dies nicht in alle Ewigkeit so sein. Das Thema wurde brenzlig im Finanzausschuss, als sich die Stadträte wunderten, warum für das Gebäude Schulstraße 2 (alte Stadtbücherei, Archiv) nun doch nicht der Einbau eines Aufzugs und auch keine energetische Sanierung vorgesehen sind. Die dafür beantragten Fördermittel sollen statt dessen in die Rathaussanierung umgeschichtet werden.

Und das kommt so: Wie berichtet hatte ein Blick ins Dach von Streits- und Frechshaus am Rathausplatz große Schäden offenbart. Hier, sagte der Leiter des Bauamtes, muss dringend gehandelt werden. Noch seien die dort angesiedelten Arbeitsplätze "sicher und gesund". Aber 350 000 Euro müssen so schnell als möglich für die Schadensbehebung hineingebuttert werden, damit dies so bleibt. Eine staatliche Förderung gibt es dafür nicht.

Für die Schulstraße 2 wäre nichts mehr übrig geblieben. Nun wunderte sich nicht nur Gerhard Meixner (FGL), welche Pläne es denn noch für die Liegenschaften der Stadt gebe, von denen die Stadträte eher zufällig etwas erfahren. René Franz versuchte, Bedenken zu zerstreuen: "Wir sind dabei, unseren Sanierungsstau zu betrachten", die eigenen Gebäude betreffend. Der beträgt bekanntlich über acht Millionen Euro. Mit Ach und Krach kann jährlich nicht einmal eine Million davon abgebaut werden, mit der kürzlich beschlossenen zusätzlichen Stelle vielleicht etwas mehr.

Das Gutachten soll eine "gesunde Basis für Zukunftsentscheidungen" liefern. Heißt das, fragten die Stadträte, dass die Stadt das Gebäude Schulstraße 2 oder auch andere vielleicht verkaufen will? Ein gewisser Unmut bahnte sich im Gremium an.

René Franz winkte ab: Wann und ob überhaupt welches Gebäude verkauft werde, sei noch gar kein Thema. "Unsere Postkartenansicht" beispielsweise, womit er Streits- und Frechshaus meinte, "werden wir ganz sicher nicht verkaufen wollen". Im Übrigen habe der Stadtrat das letzte Wort. Franz meinte aber, es sei jetzt der falsche Zeitpunkt, in das Gebäude Schulstraße 2 einen Aufzug einzubauen, so lange nicht sicher sei, dass hier auf Dauer die Verwaltung logiert.

Im Laufe der stundenlangen Diskussionen im Finanzausschuss zeigte sich, dass es vielerlei Überlegungen, aber noch keine spruchreifen Pläne für Verlagerungen und Umsiedlungen gibt. Die Freiwillige Feuerwehr beispielsweise möchte am Standort Egloffsteinstraße das platzmäßig nicht mehr ausreichende Gebäude erweitern oder in einen Neubau umziehen.

Das heutige Bauamt in der Birkenfelderstraße war früher schon mal Domizil der Feuerwehr. Was, wenn sie wieder dorthin umzieht? Könnte auf dem heutigen FFW-Gelände nicht ein neues Verwaltungszentrum gebaut werden? Mit Bauamt, Oberbürgermeister und allem Drum und Dran? Udo Schönfelder (CSU) ließ den inneren Blick über die Topographie der Stadt streifen und wurde hinter der Stadtbücherei fündig: "Wo früher das Schwesternwohnheim stand, dort könnte ich mir einen zentralen Verwaltungssitz vorstellen." Man darf gespannt sein, wie die dortigen Anwohner darauf reagieren.

Bekannt wurde auch, dass in der Kaiserpfalz vielleicht Räume frei werden, die heute noch vermietet sind. Sollte das Pfalzmuseum sie für sein Depot nutzen? Könnten sie für die Verwaltung taugen? Oder für eine Museumserweiterung? Nichts ist entschieden, alles im Fluss. Aber die Forchheimerinnen und Forchheimer dürfen sich darauf einstellen, dass in, sagen wir: fünf bis zehn Jahren die städtischen Ämter einmal in die Luft geworfen worden sind — wo sie dann wieder landen, dürfte spannend werden.

Auf Druck von Annette Prechtel und mithilfe der grün-schwarz-freien Koalition wurde beschlossen, dass die energetische Sanierung in der Schulstraße 2 trotz aller Vorläufigkeit noch heuer angegangen werden soll. 300 000 Euro sind dafür bereit gestellt worden. Prechtel: "Es wäre fahrlässig, wenn wir in Sachen energetische Sanierung unserer Verantwortung für heute nicht nachkämen."

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