Forchheims Kulturpreisträger mit neuem Material

19.2.2018, 07:07 Uhr
Forchheims Kulturpreisträger mit neuem Material

© Foto: Udo Güldner

Die Frauen, besonders die dicken unter den Damen, haben es Hubert Forscht angetan. Und weil jedes Pfund eine Offenbarung darstellt, tanzen die Gedanken des Musikers einen Reggae um die Rundungen herum. Dazu wummert ein schwerer Bass. Besonders eine "Kapazität am Tropf" hat ihn zu einem Bossa Nova inspiriert. Dabei spaziert nicht ein schmalhüftiges "Girl from Ipanema" am Strand vorbei, sondern eine Halbgöttin am Thermometer namens "Schwester Erika". Die sorgt alleine schon durch ihre Anwesenheit für Fieberschübe.

Man könnte den satirischen Eskapaden Hubert Forschts ewig zuhören. Verbergen sich hinter der offensichtlichen Blödelei doch tiefsinnige Gedanken, subtile Anspielungen und dazu jede Menge Lebensklugheit.

Zudem ermöglichen die CDs ein Wiederhören mit alten Bekannten. Etwa dem Bassisten Gerhard Koller, der bereits bei der längst vergessenen Band "Pietät Hagenbach" sein Faible für lateinamerikanische Rhythmen auslebte.

Stress auf der Leiter

Nicht zu vergessen Gernot Olbert, einst Gitarrist beim "Original Regnitztaler Forellen-Quartett". Oder dem Bassisten Roland Zenk, früher einmal bei "Hubert Forscht und die Förschter". Nicht zu vergessen den Ex- Förschter Ralf "Banz" Heilmann, der mit seiner Hammond-Orgel dem einsamen Handwerker beim Blues die Hand hält.

Schließlich braucht es Beistand beim ewigen Leiter rauf- Leiter runter-Stress, wenn nicht einmal die Arbeitsschutzkleidung vor der Arbeit schützt und die Sache mit dem Sex am Bau zu den uralten Handwerker-Legenden gehört. Ähnlich trostlos geht es in "Rüssenbach" zu. Da hat ein Bauer zwar acht Kühe, aber keine Frau. Das im Dialekt geheulte Stück bekommt besonderen Pfiff, weil im Hintergrund die Geschichte in Hochdeutsch wiederholt wird.

Doch nicht nur das Dörfchen in der Fränkischen Schweiz, das im Song ursprünglich "Rüsselbach" hieß, entpuppt sich als Ort des Schreckens. Schließlich gilt Forchheim seit dem gleichnamigen Kinoklassiker als "Stadt ohne Mitleid" und Hubert Forschts Abrechnung mit der verfehlten Kulturpolitik begleiten keine lieblichen Klänge, sondern wuchtige Heavy-Metal-Schläge, die ordentlich auf den Putz hauen.

Da wundert sich der Orient

Der zu keinem Zeitpunkt wehmütige Blick Hubert Forschts geht weit zurück. Drei Jahrzehnte kreativen Schaffens, zumeist mit seinem Keyboarder Tobias Wenkemann, sind versammelt. Mit satirischem Zungenschlag geht er Tom Jones’ Hit "Delilah" auf den Grund. Die Mordsgeschichte um eine Eifersuchtstat siedelt der bekennende Wirtshausgast Forscht in Weigelshofen an, wo er einen übergewichtigen, bärtigen und auch sonst forschtartigen Kommissar Dimpflmoser ermitteln lässt, der gar nichts von Räuber Hotzenplotz an sich hat.

Den Täter, einen älteren Schlagerfuzzi, bringt Forschts Doppelgänger natürlich zum Singen. "Mir gefallen Lieder, die eine Geschichte erzählen." So hat er für "Suleika" extra noch einmal die Orientgeschichten Karl Mays und die Märchen Wilhelm Hauffs gelesen. Bei Forschts sprachlichem Einfühlungsvermögen staunt der Vordere Orient und der Hintere wundert sich, warum noch niemand Kara Ben Nemsi mit einer Schleierfahndung beschäftigt hat.

Die beiden CDs bieten zudem Fußballgeschichten des ehemaligen Linksaußen des Traditionsclubs Germania Forchheim, Einblicke in die inzwischen nicht mehr existente Disco in Weilersbach, fragen nach der Erotik in Entenhausen und klären die Frage, ob Schwulwerden nicht alle Probleme löst.

ZDie CDs sind in den Forchheimer Buchhandlungen, im Jungen Theater und bei der Eröffnungsgala des Kulturpuls am Freitag, 23. Februar 2018, ab 19 Uhr, im Kolpinghaus zu bekommen. Dort wird Hubert Forscht mit den Megafonikern einige Ausschnitte live präsentieren.

Keine Kommentare