Fränkische Tracht: Kein Kauf von der Stange

28.7.2016, 22:00 Uhr
Fränkische Tracht: Kein Kauf von der Stange

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Frau Jauernig, was ist typisch für die fränkische Tracht?

Birgit Jauernig: Die eine fränkische Tracht gibt es nicht. Es existieren viele unterschiedliche Trachten, abhängig von Region, Geschichte, Religion, Stadt und Land. Eine Tracht aus dem Frankenwald schaut ganz anders aus als eine aus dem Forchheimer Land. Wir haben in Oberfranken eine vielfältige Trachtenlandschaft. Wir haben aber weder Dirndl noch Lederhose. Die fränkischen Trachten wirken sehr festlich, sind aber keine Uniform.

Warum werden Trachten in unserer Region nicht mehr getragen?

Birgit Jauernig: Da muss ich widersprechen. Oberfranken ist eine Trachtenregion mit ungebrochener Tradition. Viele ältere Frauen, vor allem im Forchheimer Umland, tragen noch Tracht – beispielsweise bei Prozessionen. Natürlich ziehen auch die Mitglieder von Heimatvereinen bei besonderen Anlässen ihre Tracht an. Früher sind in die Mieder Hüftpolster eingearbeitet worden, damit die Röcke weit abstanden und die Frauen schön rund wirkten. Heute wollen Frauen schlank sein, deshalb werden regionaltypische Merkmale der Tracht in die moderne Zeit übersetzt. Eine fränkische Tracht kann man nicht von der Stange kaufen, sondern man muss sie individuell schneidern lassen oder selbst nähen.

Was sollte getan werden, damit die fränkische Tracht wieder mehr getragen wird?

Birgit Jauernig: Es sollte nach historischen Schnitten ein modernes Erscheinungsbild herauskommen. Es soll zum Beispiel bei den Männern ein Typ verkörpert werden, der frei ist in dem, was er tut. Er soll unabhängig wirken, aber trotzdem traditionsbewusst. Eine Tracht ist nichts Verstaubtes. Man kann sich eine individuelle Tracht schneidern lassen, die trotzdem auf die jeweilige Region bezogen ist. Was man dann daraus macht, bleibt einem selbst überlassen.

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