"Fridays for Future": Glauber diskutiert mit HGF-Schülern

25.3.2019, 20:00 Uhr
Thorsten Glauber setzt in der Politik auf Austausch mit dem Wähler. Den suchte er auch im Rahmen des deutschlandweiten EU-Projekttages mit den Zwölftklässlern des Herder-Gymnasiums Forchheim.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Thorsten Glauber setzt in der Politik auf Austausch mit dem Wähler. Den suchte er auch im Rahmen des deutschlandweiten EU-Projekttages mit den Zwölftklässlern des Herder-Gymnasiums Forchheim.

Beim Thema Mobilfunk hatte er sie. „Stellt euch vor, in eurer Heimatgemeinde gibt es keinen Funkmast, es wird aber darüber diskutiert, einen zu bauen“, gab Thorsten Glauber den Schülern der Q12 als Beispiel vor und fragte sie: „Wie würdet ihr entscheiden? Muss der weiße Fleck auf der Internetlandkarte getilgt werden? Oder stünden für euch gesundheitliche Aspekte im Vordergrund?“

Die Abstimmung war eindeutig: Lediglich fünf der rund 50 Schüler und ihrer Lehrerinnen hatten Bedenken in Sachen Gesundheit. Die große Mehrheit war für den flächendeckenden Ausbau des Mobilfunks. „Das ist Demokratie“, sagte Glauber. „Für mich wäre das der klare Auftrag von Euch, mich um die Sache zu kümmern.“

So ganz zufrieden geben wollten sich die Diskussionsteilnehmer damit aber nicht. „Was ist mit dem Minderheitenschutz?“, fragte jemand. „Wurden wir vorab überhaupt über alle Risiken aufgeklärt“, war eine weitere Frage, verbunden mit dem Vorwurf der oftmals fehlenden Transparenz politischer Entscheidungen. Nicht für alle waren die Antworten, die der Minister darauf gab, befriedigend.

Miteinander in Diskurs kommen

Für ihn selbst war es am Ende der Veranstaltung ein interessanter Einblick. Zum einen habe er nicht erwartet, dass die Abstimmung so deutlich zu Gunsten des Mobilfunks ausfalle. Zum anderen habe es ihn gezeigt, wie er an die Jugendlichen heran kommen kann. „Bei dem Thema sind sie untereinander in den Diskurs gekommen und das ist wichtig“, sagte er.

Bei den Themen davor waren die Reaktionen der Schüler deutlich zurückhaltender. Da schien sich eine leichte Montagmorgen-Müdigkeit mit einem späten Lernen zu mischen. Denn so manche Augen ruhten nicht auf Thorsten Glauber, sondern auf eigenen Notizen des Unterrichtsstoffs, der offensichtlich später abgefragt werden sollte. Und so ging das Konzept, den Besuch des Umweltministers nicht groß im Unterricht vorzubereiten und den Schülern lieber die Möglichkeit zu eigenen Gedanken und Fragen zu geben, nur bedingt auf.

Dabei könnte die Gelegenheit, Gehör bei politischen Entscheidern zu finden, kaum günstiger sein. Sind doch Schülerinnen und Schüler durch die „Fridays for Future“-Demonstrationen momentan so präsent in der politischen Debatte wie schon lange nicht mehr. Dazu kommt, dass sie im bayerischen Umweltminister einen absoluten Fürsprecher gefunden haben. „Ich finde es richtig, dass ihr auf die Straße geht“, sagte er mehr als einmal. Politik dürfe nicht nur an der Wahlurne entschieden werden, sondern durch den steten Dialog zwischen Wählern und Politikern.

Genau das versuche er mit der Einberufung einer Jugendklimakonferenz auf bayerischer Ebene. Am kommenden Freitag lädt Glauber Schüler aus ganz Bayern dazu ein. „Ich möchte die Diskussion auf eine Arbeitsebene holen, die Schüler sollen inhaltlich mitarbeiten“, sagte er in der Aula des Herder-Gymnasiums. Es gehe ihm dabei auch darum, dass jeder einzelne für sich überlege, was er verändern könne: „Fahrt ihr in den nächsten Urlaub mit der Bahn und fliegt nicht mit dem Flugzeug? Lasst ihr das Moped stehen und steigt aufs Rad? Werdet ihr Vegetarier? Geht ihr fair und nachhaltig einkaufen?“, wollte er von den Zwölftklässlern wissen. Eine Antwort blieben sie ihm schuldig.

Vielmehr war den Fragen der Schüler ein stückweit Ratlosigkeit anzuhören. „Kümmert sich die Politik überhaupt um die Schülerproteste“, fragte einer und verwies auf die Reaktion von FDP-Chef Christian Lindner, der die ganze Debatte lieber „den Profis“ überlassen wollte. Was kann sich durch so eine Aktion von Schülern verändern? Wie reagiert die Politik darauf, waren andere Fragen. Eine Schülerin erzählte von einem Treffen in Berlin. Das Zugticket dorthin habe sie 200 Euro gekostet. Andere Schüler aus Bayern, die sie dort traf, hatten deutlich weniger für ein Flugticket ausgegeben. Könne es sein, dass Klima- und Umweltschutz nur etwas für Leute mit gut gefülltem Geldbeutel sei, wollte sie wissen.

Werbung für Teilhabe

Thorsten Glauber beantwortete die Fragen mit aktuellen Beispielen und zum Teil hintergründigen Informationen — und mit einem fortwährenden Einsetzen für das Mitspracherecht der Jugendlichen. Mobilität zum Beispiel müsse neu gedacht werden, in allen Bereichen. Die junge Generation könne daran teilhaben.

Was das mit dem EU-Projekttag zu tun hat? Alles, denn über Politik in den Austausch zu kommen, bedeute Demokratie. Sowohl auf lokaler, als auch auf nationaler und europäischer Ebene. Darum gehe es beim Europatag, sagte Glauber. In den Austausch ging er an diesem Tag übrigens nicht nur mit den Abiturienten am Herder-Gymnasium, sondern auch mit den Zehntklässlern der Forchheimer Montessori-Schule, mit den Schülern der Hallerndorfer Mittelschule und mit denen der Realschule Hirschaid.

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